Die vom Papst eingeforderte Neuevangelisierung? (Red.)

Tagung des Vereins Tagsatzung.ch

Hl. Pfarrer von ArsIst Papst Franziskus durch die “Befreiungstheologie” geprägt? Wenn ja, durch welche?

“Christliche Praxis statt feinsinnige Theologie”

Von Walter Ludin / Kipa, Rapperswil SG, 5.1.14 (Kipa)

Was können Reformbewegungen im 21. Jahrhundert von Franziskus lernen? Mit dieser Frage befasst sich der Verein Tagsatzung.ch am Samstag an einer Tagung im Kapuzinerkloster Rapperswil. Es ging dabei auch um einen Vergleich des Heiligen von Assisi mit dem Papst, der seinen Namen angenommen hat. Der Verein setzt sich für Reformen in der Kirche ein. An der Veranstaltung nahmen rund 60 Personen teil.

apst Franziskus sei ein Mensch unter Menschen, betonte Niklaus Kuster, Spezialist für franziskanische Spiritualität, am Anfang seines Referates, das im Mittelpunkt der Tagung stand. Sein “Stilwechsel” habe in der Kirche ein ganz neues Klima geschaffen.

Mit den folgenden Stichworten skizzierte der Kapuzinerbruder Niklaus Kuster das Neue, das der Papst aus Lateinamerika in die Weltkirche hineingebracht hat: “Christliche Praxis statt feinsinnige Theologie; berührende Zeichen statt brillante Reden; geschwisterlich statt väterlich; mitmenschlich statt meisterlich, pilgerndes Volk statt heilige Monarchie”.

Vor allem auch in seiner vielfach praktizierten Zuwendung zu den Ärmsten und zu den Ausgestossenen folge Papst Franziskus seinem grossen Vorbild aus Assisi. Wie der Heilige Franz sich liebevoll Aussätzige umarmt habe, so habe der Papst kürzlich einen völlig verunstalteten Mann in die Arme genommen. Anhand einer eindrücklichen Power-Point-Präsentation zeigte Niklaus Kuster dieses und zahlreiche andere Beispiele eines liebevollen päpstlichen Umgangs mit Verachteten.

Kein zweiter Franz von Assisi

Bruder Niklaus zitierte ausführlich den kritischen Artikel, den der Journalist Michael Meier im Oktober im Zürcher Tages-Anzeiger unter dem Titel “Der Papst wird nie Franziskus” veröffentlichte. Er meinte dazu, der Papst könne tatsächlich nicht Franziskus sein und er müsse es auch nicht. Es sei aber wichtig, dass er ihn stets vor Augen halte.

Kuster merkte an, Franziskus von Assisi habe die damalige Kirche nicht im Alleingang reformiert. Vielmehr habe er nachhaltige Breitenwirkung erreicht, weil Tausende von Brüdern und Schwestern sowie eine breite Laienbewegung das franziskanische Ideal mitten im eigenen Alltag umsetzten.

Wie damals geschehe auch heute die Erneuerung der Kirche “multiplikatorisch und lebenspraktisch” : “Wer auf eine Kirchenreform hofft, trägt das Beste zu ihrem Gelingen bei, wenn er oder sie sich in allen Bereichen sich vom Evangelium bewegen lässt.”

Ohne Papstfixierung

Dieser Aspekt wurde in der Gruppendiskussion aufgenommen. Auf die Frage, ob der ganze Reformprozess abgebrochen würde, wenn Papst Franziskus plötzlich nicht mehr da wäre, wurde vor einer Papstfixierung gewarnt. Mit oder ohne Papst müsste die kirchliche Basis am Aufbau einer erneuerten Kirche mitarbeiten. In den Pfarreien seien mutige Schritte möglich, die vielleicht auch ausserhalb der engen Grenzen des Kirchenrechtes lägen.

Von der Tagsatzung wurde erwartet, dass sie den Austausch von Ideen ermöglicht, die an einzelnen Orten bereits verwirklicht werden. So geschähe gegenseitige Ermutigung, unabhängig davon, welcher Papst in Rom die Kirche leite.

Franziskanische Kirchenkritik

Bereits in seinem Referat illustrierte Niklaus Kuster, wie Franz von Assisi sich nicht in allem an den Vorgaben der Kirchenleitung ausrichtete. Er habe zwar den Ruf, “durchaus katholisch” zu sein. Doch in manchem sei er von der offiziellen Linie abgewichen. So habe er mit seiner Friedensmission beim Sultan von Ägypten die päpstliche Politik unterlaufen.

Dem mächtigsten Kardinal seiner Zeit habe er beispielsweise in der Ämterfrage offen widersprochen. Ebenso habe er sich mit der “Frauenkirche” der heiligen Klara gegen die Vorstellungen des Papstes verbündet. Diese zeige, dass kirchliche Reformen nicht unbedingt mit blindem Gehorsam vereinbar sind. Eine Vorstellung, der Franziskus von Rom kaum widerspricht. (kipa/wlu/gs)

Eine Antwort auf Die vom Papst eingeforderte Neuevangelisierung? (Red.)

  • maralkos:

    “Christliche Praxis statt feinsinnige Theologie”

    Ja, das Evangelium leben…

    Und warum erhalte ich aus Tradikreisen ständig Texte, die den Hl.Vater als Antichristen darstellen? Sie meinen dann, dies sei alles Heuchelei und eine Show.

    Es kann nicht angehen, dass ein Hl.Vater, nur weil er andere Schwerpunkte setzt, von eigenen – Tradis – schlicht “weggeparkt” wird. Die Richtungsdiskussion muss geführt werden und verborgene Ziele div. Akteure offengelegt werden.

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