Weihnachten bei dreissig Grad im Schatten

Turbulent und unsicher

Venezuela: Gefährlichstes Land Südamerikas
Brasilien: Angriff auf Ureinwohner

Turbulent und unsicher – so fällt diesmal das Weihnachtsfest in der Zentralafrikanischen Republik aus. Seit dem Putsch vom März ist das Land nicht mehr zur Ruhe gekommen, überall in den Kirchen und Missionsstationen im Land leben derzeit Flüchtlinge und Vertriebene. Aurelio Gazzera ist Karmeliterpater in Bozoum:

Zentralafrika: Beten unter Macheten

“Wir haben 6.000 Flüchtlinge hier in unserer Missionsstation. In den kirchlichen Einrichtungen, die wir in Bangui haben, sind es über 140.000 Menschen, die sich in Kirchen, Pfarreien oder Klöster geflüchtet haben.

Aber vielleicht empfinden wir Weihnachten deswegen in diesem Jahr noch stärker – eben als Suche nach Frieden. Das ist ein Moment, wo man überall Bewaffnete sieht, Macheten, Messer, Gewehre; da ist die Geburt Jesu wirklich etwas, das grosse Hoffnung gibt. Eine sehr konkrete Hoffnung.”

Konkrete Hoffnung? Die Nachrichten aus Zentralafrika hören sich im Moment eher nach Bürgerkrieg an und nicht so sehr nach Hoffnung. Doch Gazzera bleibt dabei:

“Trotz dieses schwierigen Moments tun wir doch einiges, um einen Dialog und eine Vermittlung zu versuchen, mit den Muslimen und den verschiedenen Rebellengruppen. Wenn alles gutgeht, dann werden wir erreichen, dass die Rebellen hier ihre Waffen niederlegen, so dass die Bevölkerung keinen Schaden mehr zu befürchten hat.”

Philippinen: Nicht nur der Taifun

Schwierig ist dieses Weihnachtsfest auch auf den Philippinen, Asiens einzigem Staat mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Der Taifun Haiyan hat Anfang November unglaubliche Verwüstungen angerichtet, und das ist noch nicht alles, sagt der italienische Missionar Sebastiano D`Ambra in Zamboanga:

“Wir hatten in Zamboanga innerhalb einiger Monate einen Angriff von Rebellen, der zu vielen Todesopfern geführt hat, dann ein Erdbeben und schliesslich diesen Taifun. Ich hoffe, dass jetzt an Weihnachten wirklich etwas Frieden und Ruhe bei den Leuten einkehrt.”

Viele Leute fragten sich angesichts so geballten Leids: Warum tut Gott uns das an? Viele fühlten aber auch trotz der Heimsuchungen den Blick Gottes auf sich ruhen, formuliert Pater D`Ambra.

“Ja, sie spüren das sehr, weil das ein sehr frommes Volk ist. Ich bin seit 35 Jahren hier und muss sagen: Auch für mich als Missionar ist das ein Anlass, meinen Glauben neu zu entdecken. Durch diese Leiden kann jeder von uns noch mehr Liebe zu den anderen entwickeln, vor allem zu denen, die noch mehr durchmachen als man selbst. Ich denke, nein, ich bin sicher, dass das philippinische Volk diese Weihnachten vor allem im Zeichen von Hoffnung und Liebe Gottes erlebt.”

Argentinien: Wir sind Papst

Mit stolzgeschwellter Brust begehen die katholischen Argentinier dieses Weihnachtsfest – immerhin ist es zum ersten Mal in der Geschichte ein Landsmann, der auf dem Petersplatz den feierlichen Weihnachtssegen erteilt hat. Luis Avellaneda gehört zur Pfarrei San José in Buenos Aires – das ist die Pfarrei des Stadtviertels, in dem der jetzige Papst Franziskus aufgewachsen ist.
“Ich habe Familie in Italien – in Bari. Wenn ich denen erzähle, wie wir hier Weihnachten feiern, dann können die das gar nicht glauben! Hier ist ja jetzt Sommer, es ist heiss, sogar sehr heiss… aber aus Tradition essen wir an Weihnachten wie in Italien Hühnchen, Marmelade, Kekse, trinken Wein – genau dasselbe. Nur, dass das mit dieser Hitze ein Weihnachten ist, wie man es sich in Europa gar nicht vorstellen kann. Es gibt vielerorts auch lebende Krippen. Wir sind eine katholische Nation, die die Traditionen Europas hat; alles feiern wir mit Gefühl. Dieses Jahr waren alle unsere kirchlichen Feste, auch schon vor Weihnachten, ganz aussergewöhnlich. Denn Papst Franziskus hat auch unser Leben verändert – revolutioniert!”

rv 26.12.2013 sk

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