In Syrien haben es Helfer schwer
Die Aussichten sind düster
Die Tagespost, 18. Dezember 2013, von Oliver Maksan
Die UN muss allein für die Versorgung von rund 7 Millionen syrischen Flüchtlingen 2014 rund 2 Milliarden Dollar einwerben. Die Gesamtkosten für die Hilfe dürften allein für Syrien bei über 6 Milliarden Dollar liegen.
Foto: dpa
Die Aussichten sind düster: Bis zu 75 Prozent der Bevölkerung Syriens sollen Hilfsorganisationen zufolge im kommenden Jahr auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.
Ausgeschlossen ist das nicht in einem Land, dessen Infrastruktur in Folge der bald dreijährigen Kriegshandlungen und einer Politik der verbrannten Erde folgend absichtlich zerstört wurde. Der Brotpreis hat sich verfünffacht. Grundnahrungsmittel sind unerschwinglich oder gelangen überhaupt nicht mehr zu den Menschen. In vielen Gebieten Syriens droht der Hunger. Die in dieser Woche gestartete Luftbrücke in den Nordosten des Landes verhindert hoffentlich das Schlimmste. Es ist also nicht nur der eisige Jahrhundertwinter der vergangenen Tage, der die internationale Gemeinschaft zum Handeln verpflichtet. Gelegenheit dazu bietet sich jetzt. Die UN-Behörden haben einen Rekordaufruf gestartet: 13 Milliarden US-Dollar, davon fast die Hälfte für Syrien, werden 2014 benötigt, um die ärgste Not zu lindern. Es ist eine Schande für die Staatengemeinschaft, dass die UN-Hilfsorganisationen seit Jahr und Tag über ihre Unterfinanzierung in Syrien klagen müssen.
Doch Geld ist nicht alles. Die Hilfe muss auch zu den Menschen kommen. So schlimm es ist: Syriens schmutziger Krieg verwandelt auch Hilfe in eine Waffe. Sowohl von Regierungsseite als auch von Seiten der Rebellen wird Hilfsorganisationen das Leben schwer gemacht und der Zugang in die betroffenen Regionen erschwert oder verunmöglicht. Keinesfalls sollen die Lebensbedingungen in den vom Feind kontrollierten Gebieten erträglich sein und zu Sympathie für die gegnerische Seite führen. Ärzte sollen sogar daran gehindert worden sein, Kindern die Polio-Schutzimpfung zu spenden. Hinzu kommt: Sowohl Regierung als auch Rebellen versuchen, vor den “Genf II” genannten Gesprächen im Januar noch Tatsachen zu schaffen und soviel Geländegewinne als möglich zu machen. Die Kosten trägt einmal mehr die Zivilbevölkerung. Sollte “Genf II” keine politische Übergangslösung bringen: Ein humanitärer Deal des freien Zutritts für die Helfer wäre schon ein Erfolg.
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