Das sanfte Säuseln der Weisheit Gottes

Franziskus-Perle des Tages: der weltliche Geist der Neugier führt zu Verwirrung

Die Gottesmutter ist Mutter, keine Postamtsleiterin, die jeden Tag Botschaften sendet. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net/as, 14. November 2013

Der wahre Seelenzustand eines geistlichen Menschen, des wahren Christen, der in der Weisheit des Heiligen Geistes lebt, stand im Mittelpunkt der Predigt von Papst Franziskus bei der heutigen heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses “Domus Sanctae Marthae”, in der er von der ersten Lesung des Tages aus dem Buch der Weisheit ausging (Weish 7,22 – 8,1). Diese Weisheit bringe den Menschen durch den intelligenten, heiligen, einzigartigen, vielfältigen und subtilen Geist voran.

“Das ist ein Gehen im Leben mit diesem Geist”, so der Papst: “dem Geist Gottes, der uns hilft, zu urteilen und Entscheidungen nach dem Herzen Gottes zu fällen. Und dieser Geist schenkt uns Frieden, immer! Es ist der Geist des Friedens, der Geist der Liebe, der Geist der Brüderlichkeit. Und gerade das ist die Heiligkeit. Was Gott von Abraham fordert – ‘Wandle in meiner Gegenwart und sei rechtschaffen’ (vgl. Gen 17,1) – ist das: dieser Friede. Unter dem Auftrag des Geistes Gottes und dieser Weisheit gehen. Und man kann sagen, dass jener Mann und jene Frau, die so gehen, weise sind. Ein weiser Mann und eine weise Frau, weil sie sich unter dem Auftrag der Geduld Gottes bewegen”.

Im Evangelium jedoch stünden wir vor einem anderen Geist (vgl. Lk 17,20-25), der dem Geist der Weisheit Gottes entgegengesetzt sei: vor dem Geist der Neugier:

“Das ist der Fall, wenn wir uns der Pläne Gottes bemächtigen wollen, der Zukunft, der Dinge; wenn wir alles kennen, alles in die Hand nehmen wollen… Die Pharisäer fragten Jesus, wann das Reich Gottes komme. Neugierig sind sie! Sie wollten das Datum kennen, den Tag… Der Geist der Neugier entfernt uns vom Geist der Weisheit, weil nur die Details, die Nachrichten, die kleinen Nachrichten aller Tage interessieren. Oder ‘wie’ man das tun wird. Es ist das ‘Wie’: es ist der Geist des ‘Wie’! Und der Geist der Neugier ist kein guter Geist: er ist der Geist der Zerstreuung, des sich von Gott Entfernens, der Geist der Vielrederei. Und Jesus sagt uns auch etwas Interessantes: dieser Geist der Neugier, der weltlich ist, führt uns zur Verwirrung”.

Die Neugier dränge uns dazu, hören zu wollen, dass der Herr da oder dort sei. Oder sie lasse uns sagen: “Ich kenne da einen Seher, eine Seherin, die Briefe von der Gottesmutter empfangen, Botschaften von der Gottesmutter”. “Aber schau doch zu, die Gottesmutter ist Mutter!”, so Franziskus: “Sie liebt uns alle. Sie ist doch keine Postamtsleiterin, um jeden Tag Botschaften zu senden”.

Diese Neuheiten entfernten vom Evangelium, “sie entfernen vom Heiligen Geist, sie entfernen vom Frieden und von der Weisheit, von der Herrlichkeit Gottes, von der Schönheit Gottes”. Denn Jesus sage, dass das Reich Gottes nicht so komme, dass man es an äusseren Zeichen erkennen könnte. Es komme in der Weisheit: “‘Das Reich Gottes ist mitten unter euch’, sagt Jesus: es ist dieses Wirken des Heiligen Geistes, das uns Weisheit gibt, das uns den Frieden schenkt. Das Reich Gottes kommt nicht aus der Verwirrung, so wie Gott zum Propheten Elija nicht im Wind, im Sturm gesprochen hat, sondern in einem sanften, leisen Säuseln (vgl. 1 Kön 19,11), dem Säuseln der Weisheit”:

“Die heilige Theresina – die heilige Therese vom Kinde Jesu – sagte, dass sie immer vor dem Geist der Neugier halt machen musste. Wenn sie mit einer anderen Schwester sprach und diese Schwester eine Geschichte erzählte, etwas von der Familie, von den Leuten, ging sie einige Male zu einem anderen Thema über und Therese hatte das Verlangen, das Ende dieser Geschichte zu hören. Doch sie spürte, dass das nicht der Geist Gottes war, da es sich um einen Geist der Zerstreuung, der Neugier handelte. Das Reich Gottes ist mitten unter uns: deshalb darf man keine merkwürdigen Dinge suchen, man darf keine Neuheiten mit diesem Geist der weltlichen Neugier suchen. Lassen wir es zu, dass uns der Heilige Geist vorwärts bringt, mit jener Weisheit, die ein sanftes Säuseln ist. Das ist der Geist des Reiches Gottes, von dem Jesus spricht. So sei es”.

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