Wallfahrt von Kirche in Not

Nach Maria Einsiedeln mit dem irakischen Pater Paulus Sati

Pater Paulus Sati

Aus aktuellem Anlass lädt das internationale katholische Hilfswerk Kirche in Not den chaldäisch-katholischen Pater Paulus Sati, der gut Deutsch spricht, in die Schweiz ein. Er besucht zwischen dem 12. und 16. Mai 2013 Pfarreien, wo er über die Lage der Christen im Irak und die Unterstützung des Hilfswerks vor Ort informiert. Am Sonntag, 12. Mai, nimmt er an der Wallfahrt des Hilfswerks nach Einsiedeln teil. Der Pater hält im Grossen Saal des Klosters einen Vortrag über den Irak. Um 12.15 Uhr steht er dem Wallfahrtsgottesdienst in der Klosterkirche vor. Die Veranstaltungen sind kostenlos -interessierte sind dazu herzlich eingeladen.  

Ursprünglich war der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphaël I. Sako, Irak, für den Besuch in der Schweiz zwischen dem 12. und 19. Mai vorgesehen. Der Patriarch musste seinen Besuch aufgrund der äusserst schwierigen Lage im Irak kurzfristig absagen. Pater Paulus Sati besucht Kirche in Not auf Empfehlung von Patriarch Louis Raphaël I. Sako.

Paulus Sati ist 1978 im Irak geboren. Er studierte in Deutschland und wurde 2010 zum Priester geweiht. Er ist chaldäisch-katholischer Redemptorist.

Der christliche Glauben gelangte im 1. Jahrhundert nach Christus nach Assyrien und Mesopotamien, mutmasslich durch die Apostel Thomas und Thaddeus. Auf dem heutigen Territorium des Irak stellten Christen über Jahrhunderte die Mehrheit der Bevölkerung. Erst durch die Eroberungen arabisch-islamischer Heerführer ab Mitte des 7. Jahrhunderts wurden sie mehr und mehr zu einer Minderheit. Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert wurden Christen verfolgt, fielen gelegentlichen Massakern zum Opfer und wurden unter den Osmanen zu Bürgern zweiter Klasse degradiert. Mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches 1918 wurde die von Grossbritannien besetzte Region vom Völkerbund dem Vereinigten Königreich als Mandat zugesprochen. Der britische Einfluss blieb, auch wenn das Land ab 1924 konstitutionelle Monarchie und fortan Irak genannt wurde. Ohne ihre militärische Präsenz aufzugeben entliessen die Briten den Irak 1932 offiziell in die Unabhängigkeit. Nach Staatsstreich und Ermordung des letzten Königs Feisal II. wird der Irak 1958 Republik. Ein neuerlicher Putsch brachte zehn Jahre später die sozialistische Baath-Partei an die Macht; deren Führung übernimmt ab 1979 Saddam Hussain.

Der Irak in der Neuzeit

Nach dem politischen Umbruch im Nachbarland Iran verschlechterte sich das Verhältnis der beiden Staaten deutlich. Der Irak griff den Iran 1980 schliesslich militärisch an. Der 1. Golfkrieg endete 1988. Im August 1990 besetzte der Irak den Nachbarstaat Kuwait. Der UN-Sicherheitsrat forderte den Abzug der Truppen. Weil das Regime sich weigerte, eröffneten von den USA geführten alliierten Streitkräfte im Januar 1991 den 2. Golfkrieg. In wenigen Wochen wurde der Irak vernichtend geschlagen, musste Kuwait räumen, dessen Unabhängigkeit anerkennen und Entschädigung zahlen.

Anfang März 1991 erhoben sich schiitische Muslime und Kurden im Irak gegen das Regime Saddam Hussains, der den Aufstand allerdings blutig niederschlagen liess. Mit dem Sturz des Diktators und der Besetzung des Irak endete hingegen der im März 2003 von US-amerikanischen und britischen Streitkräften geführte 3. Golfkrieg. Als Kriegsgrund hatten die USA die Produktion von Massenvernichtungswaffen durch das Regime angeführt. Einen Beleg blieb die US-Administration auch nach Kriegsende schuldig.

Laut Verfassung von 2005 ist der Irak heute eine demokratische, parlamentarische und föderative Republik. Staatsreligion und Grundlage der Gesetzgebung ist der Islam. Das Parlament wählt den Staatspräsidenten auf vier Jahre; eine einmalige Wiederwahl ist möglich. Die zweite Kammer, der Rat der Union, setzt sich aus Vertretern der Provinzen und Regionen zusammen, die über weitgehende Autonomie verfügen. Der Aufbau des Föderal- und Rechtssystem ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Versammlungs-, Presse- und Meinungsfreiheit gilt unter dem Vorbehalt der Achtung der öffentliche Ordnung und Moral. Die Arbeiten am Verfassungsentwurf wie die Abstimmung über die Verfassung wurden von Konflikten begleitet. Sunnitische Kreise äusserten Vorbehalte, boykottierten die Mitarbeit und schliesslich auch die Abstimmung über den Entwurf. Die nordirakische Provinz Ninive, wo mehrheitlich Sunniten, Kurden und Christen leben, lehnte die Verfassung ab. Hintergrund: Sunnitische Muslime, Araber und Kurden, leben vor allem im Nordirak. Schiiten, die mehr als 60 Prozent der Bevölkerung stellen, leben vor allem im Süden des Landes.

Schwierige Situation für Christen

Drei Viertel der nach Schätzungen rund 250 000 verbliebenen Christen im Irak gehören der katholischen Kirche an; sie teilen sich in fünf Riten, Chaldäer, syrische, armenische und melkitisch-griechische Katholiken sowie Gläubige des lateinischen Ritus. Aufgrund des gezielten Terrors extremer islamischer Gruppen gegen Andersgläubige haben seit 2003 mehr als eine Millionen Christen den Irak verlassen. Die, die ihrer Heimat nicht den Rücken kehren wollen, leben in ghettoähnlichen Verhältnissen. Eine öffentliche Bekundung des christlichen Glaubens ist nicht möglich, ja lebensgefährlich. Die Angst vor Gewalt und Terror ist unter Christen allgegenwärtig.

In dieser schwierigen Situation steht das Hilfswerk KIRCHE IN NOT den verbliebenen Christen im Irak bei. Im Jahr 2011 wurden Projekte im Umfang von rund CHF 800 000.- unterstützt.

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