Mit der Pilgernden Gottesmutter durch Europa
Dreimal Wunderbare Mutter: Königin der Neuevangelisierung
Tausende kamen am Samstag zum Urheiligtum in Schönstatt
Erzbischof Rino Fisichella krönte die Dreimal Wunderbare Mutter zur Königin der Neuevangelisierung – Pilger aus 18 Ländern in Schönstatt Von Matthias Bürgel
Vallendar-Schönstatt (Die Tagespost, 10.09.2012)
“Ich bin ganz überwältigt und begeistert!” – so wie Melitta Hölsch aus Bösingen haben viele der gut 3 000 Pilger am Samstag bei der ersten Europawallfahrt in Schönstatt empfunden.
Am Fest Maria Geburt krönte der Präsident des Päpstlichen Rats für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella das Bild der Dreimal Wunderbaren zur Königin der Neuevangelisierung. Europaweit beteiligen sich insgesamt etwa 120 000 Familien und Einzelpersonen an der Aktion “Pilgernde Gottesmutter von Schönstatt”. Ziel ist es, einen Beitrag zum Erneuerungsprozess des Kontinents aus seinen christlichen Wurzeln heraus zu leisten.
Bereits am Freitagabend hatte eine von der italienischen Delegation organisierte Vigilfeier mit Lichterprozession zum Urheiligtum stattgefunden. Nach einer nächtlichen eucharistischen Anbetung der 18 teilnehmenden Länder (anwesend war zudem eine Pilgergruppe aus Japan), folgte dann am Samstagmorgen eine von der spanischen Vertretung vorbereitete internationale Begegnung in der Pilgerkirche. Gérard Testard, der französische Gründungspräsident der Laiengemeinschaft “Fondacio – Christen für die Welt”, präsentierte dabei in einem Vortrag eine ganze Reihe von Anregungen, die zur Evangelisierung ermunterten. Insbesondere wies er auf die Bedeutung einer inneren Haltung, die sich bewusst der Welt zuwendet, um Christus dort zu entdecken und sich somit selbst evangelisieren zu lassen, hin. Entsprechend sei eine Öffnung für die Geschehnisse in der Welt und die Probleme der Menschen unabdingbar, damit die Kirche ihre pastorale und missionarische Aufgabe wahrnehmen könne. Als Christ müsse man “am Fenster der Welt bleiben und glauben, dass der Geist in dieser Welt wirkt”.
Auf die Situation der Neuevangelisierung in Frankreich angesprochen, führte Testard aus, dass es trotz allem Glaubensverlust auch äusserst positive Signale, wie etwa die Erneuerung des Pilgerns und der Wallfahrten gäbe: “Das sind Zeichen, die zeigen, dass eine Erneuerung möglich ist – unter der Bedingung, glaube ich, dass wir die Fragen unserer Zeit verstehen und eine Sprache sprechen, die die Menschen von heute erreicht.”
Im Gespräch wies Diakon Winfried Stadtfeld, der beim anschliessenden Festgottesdienst assistierte, ebenfalls auf diese Notwendigkeit hin: “Die Sehnsucht der Menschen ist nach wie vor die gleiche. Vor 500 Jahren, vor 300 Jahren, heute. Und was wir tun müssen ist nicht, ihnen etwas bringen, was sie nicht haben, sondern das, was sie haben, lebendig machen. Das heisst also, dass wir als Kirche wirklich in die Welt von heute schauen – woran tragen die Leute, wo haben sie Ängste, wo haben sie Sorgen.”
Auch Erzbischof Fisichella ging in seiner Predigt auf die Bedeutung, den sich mit Enthusiasmus erneuernden Glauben in die Strassen der Welt zu tragen, ein: “Diese Aufgabe drückt sich darin aus, beständig auf Sein Wort zu hören, um Seinen Willen zu tun; in der sonntäglichen Teilnahme an der heiligen Eucharistie, um das Mysterium Seiner Liebe und Seiner Gnade zu leben; im Zeugnis der Nächstenliebe, um Zeichen zu sein, wie die Jünger Christi zu leben.”
Dabei strich Fisichella weiterhin die Vorbildfunktion Mariens hinsichtlich der Glaubenskraft heraus und schlug so eine inhaltliche Brücke zu der von Schönstatt ausgehenden Initiative. Gott sei in ihr Leben eingetreten und habe sie gebeten, Seinem Wort zu glauben und Ihm zu vertrauen. “Maria hat geglaubt. In der Einfachheit der Erzählung entdecken wir eine tiefe Wahrheit: Wenn der Mensch den Sinn seines Lebens finden will, dann muss er Gott vertrauen. Darin besteht in vielerlei Hinsicht die grosse Herausforderung, die anzunehmen wir gerufen sind.”
Die Kampagne der “Pilgernden Gottesmutter”, bei der ein Bild der Dreimal Wunderbaren Mutter von Schönstatt von Familie zu Familie, von Haus zu Haus gebracht wird, geht auf den brasilianischen Familienvater und Diakon Joao Luiz Pozzobon (1904–1985) zurück. Die Länderverantwortliche Italiens, Francesca Signorini, die in der Provinz Pisa eine neue Schönstattjugendgruppe aufgebaut hat, beschreibt aus ihrer eigenen Erfahrung heraus, wie die Aktion in einzelnen Gemeinden entstehen kann: “Man beginnt wirklich bei Null. Mit zwei Bildern der Madonna habe ich einfach bei Freunden, bei Nachbarn, bei Bekannten gefragt, ob sie Lust hatten, anzufangen mit ihren Familien mit der Madonna zu beten. So entstanden die ersten beiden Gruppen, eine bei mir, die andere bei einer Tante von mir. Und von da aus ging es langsam in die Pfarrgemeinde und dann langsam in die nächste – und jetzt haben wir 140 in unserem gesamten Gebiet. Wir arbeiten ausserdem sehr eng mit den Katecheten zusammen und ebenso mit anderen Gruppierungen. So sind heute hier auch Mitglieder des Neokatechumenalen Weges und der Charismatischen Bewegung anwesend, die alle in der Liebe zur Madonna vereint sind und mit Freude das Apostolat der pilgernden Gottesmutter voranbringen. Denn sie glauben wirklich an die Familie. Die Familie ist extrem wichtig. Sie ist heute schwer gebeutelt; hat extrem viele Schwierigkeiten… und das ist wirklich eine Art, um Gott zurück an Seinen Platz in unser Zuhause zu bringen.”
Offenbar gelingt es durch die Präsenz des Pilgerbildes tatsächlich, viele Menschen an das zu erinnern, was durch die ikonografische Darstellung ausgedrückt werden soll: “Die Leute fühlen sich sehr berührt”, so weiter Francesca Signorini, “denn alle haben irgendwelche Probleme und Schwierigkeiten in den Familien und wenn die Gottesmutter ankommt, dann tröstet sie einfach durch die Konkretisierung ihrer Gegenwart.”
Pater Ludovico Tedeschi, der Bewegungsleiter der italienischen Schönstatt-Bewegung, betont diesbezüglich insbesondere die missionarische Dimension der pilgernden Gottesmutter: “Es ist auch charakteristisch, dass wir verschiedene Formen haben, mit denen sich die Menschen am 18. Oktober, dem Tag des Festes der Madonna, am Geschehen in der Gemeinde beteiligen können. Die Madonna kommt zu den Menschen ins Haus, dabei vielleicht auch zu Menschen, die sich von der Kirche entfernt haben. Und am 18. sind sie alle zur Messe in der Pfarrei eingeladen. Also kommt es zu einer Wiederbegegnung mit der Amtskirche. Es ist so, dass die Missionare, die Verantwortlichen, die diese Bilder organisieren, über die Pfarreien organisiert sind. Das ist auch ein grosser Vorteil, weil es Menschen, die sich von ihr entfremdet haben, langsam wieder an die Kirche heranführt. Der Glaube erwacht wieder, denn irgendetwas passiert in den Familien ja immer… jemand ist krank, der Mann hat seine Arbeit verloren und dann erwacht der Glaube, der eingeschlafen war, wieder und wächst…”
Das haben auch viele andere der Veranstaltungsteilnehmer an diesem Nachmittag erfahren. So führte Ulrike Stetter aus Unterkirchbach, die schon seit 13 Jahren pilgert, aus: “Sie hinterlässt Spuren. Langsam, aber stetig. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass die Muttergottes wirklich eine Mutter der Liebe ist, in den Herzen der Menschen.”
Nachdem Erzbischof Fisichella die das Leben symbolisierende Krone am Gnadenbild angebracht und die Heilige Messe gefeiert hatte, führte eine Prozession die Teilnehmer zum Urheiligtum, wo eine von den kroatischen Teilnehmern vorbereitete Huldigungsfeier anschloss und die Teilnehmer als “Missionare einer neuen Evangelisierung” ausgesandt wurden. 3 000 Luftballons stiegen gen Himmel und mit dem in allen Sprachen der Schönstattpilger gesungenen “Mae Peregrina” klang der gelungene Tag äusserst stimmungsvoll aus.
Movimenti: Lebensader der Kirche
Schreibe einen Kommentar