Maria Aufnahme in den Himmel 2012

Homilie von Mons. Vitus Bischof Huonder von Chur

Brüder und Schwestern im Herrn

Ein Glaubensbekenntnis ist ein wichtiger Text für die Glaubensunterweisung. Es enthält die Grundlagen für die Weitergabe und die Kenntnis des Glaubens. Dehalb schliesst ein Konzil seine Beratungen und Beschlüsse gelegentlich mit einem solchen Bekenntnis ab. So ist uns das Glaubensbekenntis von Nizäa und Konstantinopel bekannt. Es ist aus den Konzilien von Nizäa und Konstantinopel hervorgegangen. Es drückt sich zur Gottheit Christi und zur Gottheit des Heiligen Geistes aus. Christus ist Gott, der Heilige Geist ist Gott. Das waren Glaubenswahrheiten, welche in Frage gestellt wurden und daher einer Erörterung und Bekräftigung bedurften.

Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel fand Aufnahme in die Eucharistiefeier und wird bis heute am Sonntag gesprochen oder gesungen. In der neueren, ordentlichen Form der Liturgie kann es jedoch zu bestimmten Zeiten durch das Apostolische Glaubensbekenntnis, das heisst, durch das Taufbekenntnis, ersetzt werden.

Das Konzil von Trient, zur Reform der Kirche versammelt, hat auch ein Glaubensbekenntnis formuliert. Nach dem ersten Vatikanischen Konzil wurde dieses Bekenntnis gemäss den Beratungen und Lehraussagen desselben Konzils ergänzt. Das Zweite Vatikanum hat uns kein ähnliches Bekenntnis hinterlassen. Doch fand es Papst Paul VI. nach einigem Zögern notwendig, 1968, also drei Jahre nach Konzilsende, ein umfassendes Bekenntnis vorzulegen. Gelegenheit dazu bot die 1900-Jahr-Feier des Martyriums der heiligen Apostel Petrus und Paulus. Es sollte den Glauben für unsere Zeit und mit Rücksicht auf die Ergebnisse des Zweiten Vatikanums formulieren. Es sollte uns in entscheidenden Punkten an die gesamte Lehrtradition der Kirche erinnern. Es sollte den Gläubigen ebeno ein Wegweiser in der damaligen wirren Situation der Kirche sein. Wir nennen es das Credo des Gottesvolkes.

Beim Credo des Gottesvolkes fällt der breite Raum auf, den es einigen Glaubenwahrheiten einräumt. Dazu gehören auch Aussagen über die Gottesmutter Maria. Es gibt kein Glaubensbekenntnis, das so ausführlich über die selige Jungfrau spricht. Auch ist der Ort dieser Aussagen einzigartig. Nachdem das Bekenntnis den Glauben an den dreifaltigen Gott bekräftigt hat, ebenso den Glauben an die einzelnen Personen, an den Vater, an den Sohn und an den Heiligen Geist, erwähnt es gleich Maria. Das heisst: Maria steht am Anfang der Heilsereignisse, am Anfang dessen, was der dreifaltige Gott zum Heil der Menschen wirkt. Maria geht diesen Heilsereignissen gleichsam voraus. Die Heilsgeheimnisse werden ins Licht der Gestalt Marias gestellt.

Das Credo des Gottesvolkes nimmt die bekannten Wahrheiten über Maria auf: Maria, die unbefleckt Empfangene, die Jungfrau, die Gottesmutter, die mit Leib und Seele in den Himmel Aufgenommene. Diesen, ich nenne sie klassischen Wahrheiten über Maria, fügt das Bekenntnis allsdann die bedeutende Aussage hinzu: “Wir glauben, dass die heilige Gottesmutter, die neue Eva, die Mutter der Kirche, im Himmel ihr mütterliches Amt fortsetzt im Hinblick auf die Glieder Christi, indem sie mitwirkt bei der Erweckung und Entfaltung des göttlichen Lebens in den erlösten Seelen.” Diese Wahrheit macht uns bewusst, dass die Gottesmutter in einer aussergewöhnlichen Weise an der Verwirklichung des Erlösungswerkes Christi beteiligt ist, dass sie von Gott dazu mit einem aussergewöhnlichen Auftrag ausgestattet ist. Denn das, was die Gottesmutter ist, das ist sie durch Gottes Willen und Vorsehung. Sie steht nicht in Konkurrenz zu Handeln Gottes oder zu Christus und seinem Werk, sie steht mitten drin.

Der Text des Glaubensbekenntnisses gipfelt in der Aussage, Mutter der Kirche. Maria ist ein Glied der Kirche. Sie ist aber nicht ein Glied wie jedes andere Glied. Sie ist die Mutter der Kirche. Von einer Mutter geht das Leben aus, und eine Mutter sorgt sich in besonderer Weise um das Leben. Von Maria als Mutter Christi, geht das Leben der Kirche aus, das Leben der Gnade, und sie ist in Sorge um eben dieses Leben der Gläubigen.

Jesus, unser Herr, hat Maria zur Mutter ausersehen. Er wollte durch Maria unser Erlöser werden. Damit hat er Maria von Anfang an in sein Erlösungswerk einbezogen. Er wollte die Erlösung nicht ohne sie der Menschheit gewähren. Deshalb steht ihr der Titel Mutter der Kirche zu. Deshalb bekräftigt das Glaubensbekenntnis, dass sie mitwirkt bei der Erweckung und Entfaltung des göttlichen Lebens in den erlösten Seelen.

Maria hat durch ihr Ja, Mutter des Herrn zu werden – Mutter des Herrn, insofern der Herr Mensch wurde – sie hat durch ihr Ja zu dieser Mutterschaft auch an der Bildung der Kirche mitgewirkt. Es war mittelbar ein Ja zur Kirche, zur Gemeinschaft der Gläubigen. Sie hat das Leben dem Urheber der Kirche geschenkt, sie hat darum auch ihren Anteil am Leben der Kirche selber, am Leben der Seelen, die alle miteinander die Kirche bilden. So dürfen wir sagen: Wo Jesus ist, da ist Maria; wo Maria ist, da ist die Kirche. So ist Maria um jede einzelne Seele besorgt, sie ist aber auch um die Gemeinschaft aller Geretteten besorgt, um die Gemeinschaft der Kirche. Das hat sie besonders in Fatima zum Ausdruck gebracht, da sie uns das Bittgebet hinterliess: ” O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen” (oder: hilf jenen, die deiner Barmherzigkeit besonders bedürfen).

Dieser mütterlichen Sorge wollen wir uns und die ganze Kirche von neuem anvertrauen.

Gelobt sei Jesus Christus

Quelle: pdf
Credo des Gottesvolkes
Vatikan: Die Botschaft von Fatima

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