Gott allein genügt – Solo Dios basta

Teresa von Ávila im Zentrum der Katechese bei der Generalaudienz

Quelle
Vatikan
Hl. Teresa von Avila
Kirchenlehrer der Neuzeit

Rom, 2. Februar 2011 (zenit.org)

„Ich bin ein Weib, und obendrein kein gutes“ ist einer ihrer bekannten Aussprüche. Die grosse Teresa von Avila stand heute, am Welttag für das Geweihte Leben im Zentrum der Katechese von von Papst Benedikt XVI., der seit einigen Wochen berühmte Frauengestalten vorstellt. Bei der heutigen Mittwochsaudienz in der Halle Pauls VI. würdigte der Papst die Kirchenlehrerin und Mystikerin Teresa von Ávila (1515 – 1582), die von Spanien aus das Leben im Karmel erneuerte.

Vor dem Hintergrund Spaniens im 16. Jahrhundert lebte sie als kämpferische Frau, die nach ihrer Bekehrung als Ordensfrau unablässig die Reform des Karmels anstrebte. Teresa gewann innerhalb des Karmels eine eigene Gefolgschaft, zog viele in ihren Bann, lebte aber auch stets angefeindet und missverstanden.

„In einer Reihe von Katechesen habe ich die Kirchenväter und die grossen Theologen des Mittelalters vorgestellt und danach eine Reihe von grossen Frauen angeschlossen. Unter all diesen Gestalten waren auch einige Kirchenlehrer“, resümierte der Papst auf Deutsch.

„Ich möchte nun die Reihe der Kirchenlehrer zu Ende führen und beginne heute mit einer wichtigen Persönlichkeit, der heiligen Theresia von Jesus, oder Theresia von Ávila, einer spanischen Kirchenlehrerin aus dem Karmelitenorden. Sie wurde 1515 in Ávila geboren. Ihr ganzes Leben lang machte ihr ihre schwache Gesundheit zu schaffen. Daraus erwuchsen Anfechtungen und ein Kampf um ihre Berufung. Sie empfand das Klosterleben als anziehend und zugleich als bedrückend. ‚Der Böse gaukelte mir vor‘, so sagte sie, ‚dass ich die Härten des Klosterlebens nicht ertragen könnte, weil ich so verwöhnt sei. Dagegen verteidigte ich mich mit den Leiden, die Christus durchgemacht hatte, weil es da nicht viel bedeuten würde, dass ich ein paar für ihn erlitt.‘

Hier erkennen wir einen Grundzug der Spiritualität dieser grossen Mystikerin: Sie wurde sich bewusst, dass Jesus ihr nahe ist, daher suchte sie ihn in seinem Menschsein besser zu verstehen, indem sie ihn nachahmte oder ihm wie eine Braut dem Bräutigam zu gefallen versuchte. Man sieht ihren Mut, dass sie das Grosse wagen wollte und dass sie der Armseligkeit ihrer physischen Existenz die Heiterkeit des Glaubens, die Grösse der Berufung und die Grösse, die von Gott selbst herkommt, entgegensetzte. Theresia war 1535 als Zwanzigjährige in den Karmel von Ávila eingetreten.

Mit der Reifung ihres inneren Lebens kam dann die Gewissheit, dass man zu gewöhnlich in den Frömmigkeitsübungen dahinlebte, dass eine grössere Kühnheit des Herzens, eine grössere lebendige Hingabe an Gott, eine wirkliche Freundschaft mit ihm nötig sei. So hat sie eine Reform des Karmelordens angeregt, die in der Begegnung mit Johannes vom Kreuz ihre Gestalt gewonnen hat. Sie hat 1562 in Ávila die erste Gemeinschaft der sogenannten Unbeschuhten Karmelitinnen geschaffen und dann weitere Klöster mit seiner Unterstützung in ganz Spanien aufgebaut. Auf der Reise von einer Klostergründung ist sie dann auch 1582 gestorben.

Ihr ging es letzten Endes darum, wirklich Mensch zu werden, das Leben zu leben. Sie hatte einmal gesagt: »Ich lebe gar nicht«, weil sie in all den Dingen dahinlebte, die sind und mit denen man doch am Leben vorbeilebt. Und sie merkte, dass sie erst, wenn sie lebendig mit Gott in Berührung kommt, an das eigentliche Leben herankommt. Danach hat sie gesucht, und das spiegelt sich in ihren Schriften wider: „Das Buch meines Lebens“, „Der Weg der Vollkommenheit“ und “Die innere Burg“, in der sie gleichsam die Reise nach Innen unternimmt und damit die Reise nach oben und damit das ganze Ausmass des menschlichen Lebens durchmisst, so dass sie allen Zeiten etwas zu sagen hat, weil sie an das Eigentliche menschlichen Lebens herankam“.

Zu ihren grössten Werken zähle auch die Autobiographie mit dem Titel ‚Buch des Lebens‘, welches sie das ‚Buch der Barmherzigkeit Gottes‘ genannt habe. Sie habe es im Karmel von Ávila im Jahr 1565 geschrieben und darin ihren biographischen und geistlichen Werdegang erzählt, um ihre Seele der Führung und dem Geist der Unterscheidung des „Meisters der Spiritualität“, dem hl. Johannes von Ávila, zu unterstellen. Das ‚Buch der Klosterstiftungen‘ sei vor allem ihren Klostergründungen gewidmet und berichte über das Leben in den wachsenden Gemeinschaften. Das Buch ‚Weg der Vollkommenheit‘ enthalte als eine der bedeutendsten Passagen den Kommentar zum ‚Vaterunser‘ als Modell des Gebetes, so der Papst.

„Was will sie uns sagen? Sie hat vor allen Dingen sich mit dem Menschen Jesus befasst, weil in dem Menschen Jesus der Gott, der lebendige Gott, den wir glauben, da ist und wir ihn gleichsam greifen können. Und sie will uns zur Freundschaft mit ihm hinführen, die im Gebet wächst und im Leben nach seinem Modell. Das ist es, was sie uns sagt: für Gott Zeit haben, nach Gott Ausschau halten, Gott suchen, ihn in Christus suchen, im Gebet ihm nahekommen und im Einsatz für die anderen ihm ähnlich werden. Wir wollen den Herrn bitten, dass er uns schenkt, dass auch etwas von dem Mut des Glaubens, der sie beseelt, uns anrührt und dass wir dann wirklich leben lernen“.

[Die deutschsprachigen Pilger grüsste der Papst mit folgenden Worten:]

„Von Herzen grüsse ich alle deutschsprachigen Pilger, heute besonders die Druschki der katholischen sorbischen Jugend sowie das Kölner Dreigestirn in Begleitung von Kardinal Meisner. Das tiefe Gottvertrauen der heiligen Teresa, dass „Gott allein genügt“, wollen auch wir uns immer mehr zu Eigen machen. Dazu schenke der Herr uns seine Gnade.“

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