Programm für Synode über Neuevangelisierung

Arbeitspapier für nächste Weltbischofssynode im kommenden Oktober in Rom präsentiert

Neue Konzentration auf persönliche Begegnung von Gläubigen mit Christus

Vatikanstadt, kath.net/KAP, 19. Juni 2012

Mit einer grossangelegten Initiative will die katholische Kirche unter Menschen, die sich vom Christentum entfernt haben, eine neue Freude am Glauben entfachen. Die “neue Evangelisierung” sei eine Pflicht der ganzen Kirche angesichts der enormen kulturellen Veränderungen, heisst es in dem Arbeitspapier für die nächste Weltbischofssynode, das am Dienstag im Vatikan veröffentlicht wurde. Dabei gehe es nicht um ein “neues Evangelium”, sondern um eine den Zeichen der Zeit entsprechende christliche Antwort auf die Bedürfnisse der Menschen unter den heutigen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Im Zentrum stehe eine neue Konzentration auf die persönliche Begegnung des Gläubigen mit Christus und damit eine neue Freude am Glauben.

Die 13. Ordentliche Bischofssynode tagt vom 7. bis 28. Oktober in Rom und steht unter dem Thema “Die Neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens”. Für die Österreichische Bischofskonferenz wird der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics an der Synode teilnehmen.

Neben der klassischen Missionsarbeit in Regionen, in denen das Christentum noch unbekannt ist, müsse die Kirche heute vor allem die Menschen in den Blick nehmen, die sich wieder von der Kirche entfernt haben. In vielen Ortskirchen erlebe man heute eine Schwäche des Glaubenslebens und eine Rückgang der religiösen Praxis, heisst es in dem 88-seitigen Arbeitspapier. Die Anerkennung der Verbindlichkeit des Lehramtes gehe zurück, die Zugehörigkeit zur Kirche werde zunehmend privatisiert, die Weitergabe des eigenen Glaubens an die nachfolgende Generation gerate aus dem Blick.

“In diesem Zusammenhang will die neue Evangelisierung wie ein Appell wirken, ein Auftrag, den die Kirche sich selbst erteilt, damit sie ihre eigenen spirituellen Energien sammelt und sich in diesem neuen kulturellen Klima konstruktiv einsetzt”, heisst es in dem Text. Dazu müsse die Kirche die “neuen Szenarien entschlüsseln”, die in den letzten Jahrzehnten entstanden seien. Hierzu gehöre die anhaltende Säkularisierung. Sie äussere sich heute weniger in einer direkten Absage an Gott, Religion oder Christentum, sondern in einer Mentalität, die Gott aus dem menschlichen Leben und Bewusstsein ausklammere. “Es besteht die reale Gefahr, auch die grundlegenden Elemente des Glaubens zu verlieren”, so das Papier.

“Klima extremer Flüchtigkeit”

Weiter müsse sich die Kirche dem Phänomen der Migration stellen. Das Aufeinandertreffen und die Mischung der Kulturen fördere eine “Zerbröckelung der grundlegenden Bezugspunkte des Lebens, der Werte, der Bindungen”. In diesem “Klima extremer Flüchtigkeit” bleibe immer weniger Platz für grosse Traditionen wie die Religion. Aber auch die ökonomische Situation mit den wachsenden Spannungen, Ungleichheiten und Gewalt stelle die Kirche vor Herausforderungen. Das gleiche gelte für die Veränderungen in der Politik. Die Krise der kommunistischen Ideologie und das Ende der beiden Blöcke habe der Religionsfreiheit mehr Raum gegeben. Zugleich seien neue ökonomische, politische und religiöse Akteure aufgetaucht wie der Islam oder asiatische Traditionen und mit ihnen neue Möglichkeiten und Risiken.

Als weitere Szenarien nennt das Arbeitspapier den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt im positiven wie im negativen Sinne. Es bestehe heute die Gefahr, dass Wissenschaft und Technik zu den neuen Idolen würden, zur “neuen Religion”. Weiter müsse die Kirche im Rahmen ihrer neuen Evangelisierung die veränderte Medienlandschaft insbesondere das Internet in den Blick nehmen.

Problem Priestermangel

“Wenn es stimmt, dass der im Gang befindliche Prozess der Säkularisierung bei vielen Menschen eine Schrumpfung der Spiritualität und eine Leere im Herzen bewirkt, ist es auch möglich, in vielen Regionen der Welt die Zeichen einer beständigen religiösen Wiedergeburt zu beobachten”, heisst es in dem Arbeitspapier. Allerdings fände sich dabei viel Oberflächlichkeit, aber auch das “Phänomen des Fundamentalismus”, der die Religion manipuliere, um Gewalt bis hin zum Terrorismus zu rechtfertigen.

Die Weitergabe des Glaubens sei eine Aufgabe für die gesamte Kirche und für jeden einzelnen Christen, heisst es im Arbeitspapier. Besondere Aufmerksamkeit müsse die Synode dem Problem des Priestermangels widmen. Vielfach gelinge es dem Klerus daher heute nicht mehr, “in ruhiger und wirksamer Weise die Umwandlung der Art und Weise, Kirche zu sein, zu gestalten”.

Quelle
Vatikan: Arbeitspapier

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