“Christen müssen im Nahen Osten das Salz sein”

Das Schicksal der Christen im Nahen Osten beschäftigt die Menschen in der Schweiz

In Einsiedeln hat am Sonntag, 20. Mai 2012, die Wallfahrt des internationalen katholischen Hilfswerks KIRCHE IN NOT mit Kardinal Kurt Koch stattgefunden. Der Kardinal hielt in der Klosterkirche das Pontifikalamt und die Predigt. Am Nachmittag gab es im Dorfzentrum Einsiedeln ein Gespräch zwischen dem Kardinal und dem Nahostexperten Dr. Arnold Hottinger zur aktuellen Situation der Christen im Nahen Osten. Das Schweizer Fernsehen berichtete in der Hauptausgabe der Tagesschau am Sonntagabend über diese Veranstaltung von KIRCHE IN NOT.

Die Wallfahrt von KIRCHE IN NOT stiess auf grosses Interesse. Die Klosterkirche war während des Gottesdienstes bis auf den letzten Platz besetzt. Der Diskussion am Nachmittag wohnten mehrere hundert Zuhörer bei. Das Schicksal der Christen im Nahen Osten beschäftigt die Menschen in der Schweiz.

Christen gehören in den Nahen Osten

Die beiden Diskussionsteilnehmer waren sich in vielen Punkten ihres Gesprächs einig. Sie sprachen sich beide dafür aus, dass die Christen für den Nahen Osten eine Bereicherung darstellen. Sollten die Christen aus diesem Gebiet vertrieben werden, würde ein wichtiger kultureller Faktor fehlen. Die Christen sind in vielen Ländern des Nahen Osten seit Beginn des Christentums präsent und prägen die Gesellschaften bis heute. So sind die angesehensten Schulen in der Region christlich. Viele muslimische Eltern schicken ihre Kinder auf jene Schulen, da sie dort die beste Ausbildung erhalten.

Arnold Hottinger wies im Gespräch darauf hin, dass der klassische Islam sehr tolerant war auch gegenüber anderen Religionen. Die Radikalisierung der Muslime im arabischen Raum setzte im 19. Jahrhundert durch die Expansion der europäischen Mächte ein. Diese Radikalisierung hält bis heute an, doch hofft er, dass die Umstürze in Ägypten, Lybien und Tunesien zu einer Gesellschaftsstruktur führen, die auch Minderheiten wie den Christen Raum biete. Dies hofft er vor allem für Ägypten, wo die christlichen Kopten rund 10% der Bevölkerung stellen.

Auch Kardinal Koch hofft auf eine bessere Zukunft der Christen im Nahen Osten. Er bezeichnete sie als “Salz” der dortigen Gesellschaften. Dennoch betonte er, dass er Verständnis für die Christen habe, die eine Emigration nach Europa oder Nordamerika erwägen, da es von Europa aus natürlich einfach sei zu sagen, dass sie dort ausharren sollten. In diesem Sinn dankte er auch der Hilfe von KIRCHE IN NOT, die den Kirchen im Nahen Osten jedes Jahr über 3 Millionen CHF zur Verfügung stellen, um vor Ort zu wirken.

Religionsfreiheit um jeden Preis?

Die Diskussion zwischen dem Nahostexperten und dem Kardinal dauerte knapp eine Stunde. Das Publikum brachte sich mit diversen Fragen in die Diskussion ein. Ein Teilnehmer forderte mehr Härte gegenüber den Staaten, welche die Religionsfreiheit nicht gewährten. Kardinal Koch antwortete darauf mit dem Evangelium. Er meinte, dass man nicht Gleiches mit Gleichem vergelten dürfe. Er sagte: “Wenn in Europa an Universitäten die Ausbildung von Imamen zugelassen werde, dann dürfe man von Ländern wie der Türkei auch fordern, dass ihre christlichen Ausbildungsstätten wieder geöffnet werden”. Dies habe aber in Gesprächen zu erfolgen und die Gesprächspartner müssen davon überzeugt werden, dass die Religionsfreiheit ein wichtiges moralisches Gut darstellt.

In jedem Land ist die Situation anders

Arnold Hottinger ist nicht sicher, ob die Menschen im Nahen Osten, die sich mit Revolutionen von ihren autoritären Machthabern befreit haben, nicht in neuen Diktaturen leben müssen. Er gab zu bedenken, dass Europa viele Jahrzehnte brauchte, bis sich die Demokratie durchsetzte, daher müsse man den Gesellschaften im Nahen Osten auch Zeit lassen.

Der Kardinal äusserte sich am Schluss, dass es wichtig ist, auf die Christen im Nahen Osten zu hören. Es darf nicht sein, dass wir im Westen zu wissen meinen, wie sich die Christen im Nahen Osten zu verhalten hätten. Die Situation in Syrien ist eine andere wie in Palästina oder in Ägypten. Durch das Zuhören können wir die Christen im Nahen Osten besser verstehen. Der Kardinal reist oft in diese Länder, um den Dialog mit den Kirchen vor Ort zu führen.

Das katholische Hilfswerk KIRCHE IN NOT sammelte in Einsiedeln aus aktuellem Anlass für christliche Flüchtlinge in Syrien.

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