‘Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens’

Eine bayerische Geburtstagsfeier für Benedikt XVI.

Von Thomas Jansen – *KATHTUBE: Film von der Geburtstagsfeier– E-mail an Papst Benedikt: auguri.benedettoxvi@vatican.va

Vatikanstadt, kath.net/KNA, 16.04.2012

So persönlich hat Benedikt XVI. in letzter Zeit wohl selten ein Publikum erlebt wie an diesem Montag: “Sie haben hier gleichsam ein Spiegelbild der inneren und äusseren Geografie meines Lebens versammelt”, sagte der Papst sichtlich gerührt. Das “Spiegelbild” waren knapp 200 Gäste, die zum 85. Geburtstag von Benedikt XVI. zusammen mit Ministerpräsident Horst Seehofer aus Bayern angereist waren: aus Marktl am Inn, Tittmoning, Aschau, Hufschlag, Traunstein, Regensburg, München und Pentling; aus Orten und Städten, die eng mit dem Mann verbunden sind, der am 16. April 1927 als Joseph Ratzinger geboren wurde und seit nunmehr sieben Jahren Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ist.

Mit jeder dieser Stationen sei auch ein Stück seines eigenen Lebens mit anwesend, sagte der Papst in seiner kurzen Dankesrede. Ein Stück, “in dem ich gewachsen bin, gerungen habe und in dem ich geworden bin, was ich bin und wie ich nun bin”, sagte er. Und flocht an, dass er, “wie ich nun vor Ihnen stehe, vor den Herrn hintreten muss eines Tages”. Ein “Gänsehaut-Erlebnis” nannte Seehofer die Messe, die Benedikt XVI. mit den bayerischen Bischöfen und den Gratulanten in der Cappella Paolina des Apostolischen Palastes gefeiert hatte. Er selbst schlug weniger nachdenkliche Töne an: “Sie sind, Heiliger Vater, einer von uns, und dafür sind wir besonders dankbar.”

Die kleine Zeremonie im päpstlichen Palast war die einzige Feierlichkeit zum päpstlichen Geburtstag. Öffentlich zeigte sich Benedikt XVI. an diesem Tag nicht. “Keine grosse Feier”: Dies war sein ausdrücklicher Wunsch. Ein “ganz normaler Arbeitstag” mit “bayerischer Unterfütterung” solle der Ehrentag sein, hatte der päpstliche Privatsekretär Georg Gänswein angekündigt. Wer dem Papst dennoch persönlich gratulieren will, kann dies auf elektronischem Wege tun: Der Vatikan schaltete am Montag eine eigene E-Mail-Adresse für Glückwünsche frei. Dass sich der Papst auch über geistliche Fürsprache auf traditionellem Wege freut, hatte er am Sonntag selbst geäussert: Er rief die Gläubigen nach dem Mittagsgebet auf, für ihn zu beten, damit Gott ihm die Kraft gebe, seine Aufgabe zu erfüllen.

Auch in seiner Predigt in der Cappella Paolina fand der Papst ungewöhnlich persönliche Worte: “Ich stehe vor der letzten Wegstrecke meines Lebens und weiss nicht, was mir verhängt sein wird, aber ich weiss, dass das Licht Gottes da ist, dass er auferstanden ist”, sagte er. Hier zeigte sich jene “geistliche Gelassenheit”, die der Münchner Kardinal Reinhard Marx dem Papst zusammen mit Gesundheit und einem langen Leben im Namen der bayerischen Bischöfe zum Geburtstag wünschte.

Und die Geburtstagsgeschenke? Obwohl es nach den Worten seines Bruders Georg Ratzinger “sehr, sehr schwer” ist, dem Papst überhaupt noch etwas zu schenken, haben schliesslich alle noch etwas Passendes gefunden: Die bayerische Landesregierung schenkte Benedikt XVI. ein Kruzifix des Bildhauers Ignaz Günther (1725-1775), für die bayerischen Bischöfe überreichte Kardinal Marx einen Osterkorb mit Lamm, Eiern und Schinken.

Erinnerungen an die Kindheit weckte das persönliche Geschenk Seehofers. Der bayerische Ministerpräsident überreichte Benedikt XVI. ein altes Gesangbuch von 1926 aus Tittmoning, wo dieser einst mit seinen Eltern für kurze Zeit gewohnt hatte. Und schliesslich kündigte Seehofer als Überraschung noch insgesamt zehn Jungen und Mädchen des Trachtenvereins “D’Schloßbergler Valley” an, die einen Schuhplattler tanzten. Eine weitere musikalische Darbietung führte unmittelbar in die Kindheit des Papstes zurück: Das “Ensemble Hans Berger” aus dem bayerischen Audorf spielte das Lied “Gott grüsse dich”. Ein Lied, das der Vater des Papstes im Haus Ratzinger früher öfters auf der Zither spielte.

Zum Abschluss der kleinen Geburtstagsfeier sprach Benedikt XVI. einen Segen. Das Ende der 40-minütigen Veranstaltung war dies jedoch nicht: “Gott mit dir, du Land der Bayern”, intonierte die Festgemeinde im Apostolische Palast zu guter Letzt. Und der Papst sang mit.

*Quelle

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel