Die Sterbehilfe boomt
Dignitas und Exit begleiten immer mehr Menschen in den Tod
SonntagsZeitung, 19.02.2012, von Petra Wessalowski
Letztes Jahr haben wiederum mehr Menschen mithilfe von Sterbehilfe-Organisationen ihrem Leben ein Ende gesetzt. Dignitas begleitete 2011 35 Prozent mehr Menschen in den Tod als im Vorjahr. Laut Auskunft der Zürcher Kantonspolizei haben sich 144 Menschen in den Dignitas-Räumlichkeiten in Pfäffikon ZH umgebracht. Lediglich fünf Personen waren Schweizer.
Die Zahl der Dignitas-Sterbebegleitungen liegt damit noch höher als 2005. Damals sorgte der stetige Anstieg ausländischer Sterbetouristen, die in einem Stadtzürcher Wohnquartier das tödliche Medikament Natrium-Pentobarbital einnahmen, für Schlagzeilen.
Um die Aktivitäten von Dignitas ist es etwas ruhiger geworden, seit dessen Gründer Ludwig A. Minelli im Sommer 2009 eine Liegenschaft im Industriegebiet von Pfäffikon gekauft hat. Auch Exit hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen in den Tod begleitet. 2010 waren es 257, 2011 über 300. “Ein grosser Anteil litt an Krebs”, sagt Exit-Vizepräsident Bernhard Sutter. Die Zunahme erklärt er mit der Tatsache, dass die Menschen immer älter werden. “Das Durchschnittsalter der begleiteten Sterbenden war nochmals höher und lag vergangenes Jahr bei 76 Jahren.”
Hinzu komme, dass eine “selbstbestimmte und selbstbewusste Generation” nun alt werde. Ausserdem werde die Organisation Exit, die dieses Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert, immer bekannter. Dem Verein sind vergangenes Jahr mehrere Tausend Mitglieder beigetreten. Insgesamt sind es schweizweit knapp 80 000 Menschen.
Bei den jährlich rund 1400 Suiziden in der Schweiz beträgt der Anteil der Männer fast drei Viertel. Anders sieht es bei den assistierten Suiziden aus, dort sind die Frauen in der Überzahl. Bei Dignitas waren es fast doppelt so viele Frauen wie Männer, bei Exit machen Frauen mehr als die Hälfte aus. Der hohe Anteil lässt sich erklären: Männer tun sich sehr viel häufiger Gewalt an, wenn sie aus dem Leben scheiden.
Die Behörden reagieren von Kanton zu Kanton verschieden
Erstmals hat eine kürzlich veröffentlichte Studie Angehörige nach ihren Erfahrungen mit dem begleiteten Suizid befragt. 30 Prozent vermissten laut dieser Studie einen respektvollen Umgang durch die Behörden. Über die Hälfte der Befragten gab an, dass sie nicht verständnisvoll behandelt wurden. In drei Fällen sei die Polizei bewaffnet nach dem Freitod am Sterbeort erschienen. Die Angehörigen seien bisweilen schockiert über das unsensible Vorgehen, bestätigt Exit-Vizepräsident Bernhard Sutter.
Beispielsweise wenn die Polizei in Uniform und mit Blaulicht vorfährt, sodass die Nachbarn merken, was vorgefallen ist. “Probleme gibt es ab und zu mit Behördenmitarbeitern, die frisch aus Deutschland kommen, weil sie das nicht kennen”, sagt Sutter.
Die Studie kommt zum Schluss, dass ein einheitliches Vorgehen nötig wäre. Dies ist etwa im Kanton Zürich der Fall, wo auch die meisten assistierten Suizide durchgeführt werden. In der Regel rücken zwei Beamte in Zivil zusammen mit dem Amtsarzt aus. “Wir wären froh, wenn es überall so wäre wie in Zürich”, sagt Sutter. Es gebe grosse Unterschiede, wie die Kantone das Vorgehen nach einem begleiteten Freitod handhaben. In wenigen Kantonen habe man gewisse Probleme.
Im Kanton St. Gallen wird ein begleiteter Suizid wie jeder andere aussergewöhnliche Todesfall behandelt. “Wir gehen nicht speziell diskret vor”, sagt Kantonspolizeisprecher Hans Peter Eugster. Im Gegensatz zum Nachbarkanton Thurgau, wo die Polizei in der Regel ohne Blaulicht und “der Situation angepasst” auftritt.
Exit wisse, wie die Kantone reagieren, und bereite die Angehörigen darauf vor.
Vatikan Die Botschaft von Fatima
Am Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren
GottesmutterMaria
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