Wer sich für Gott entschieden hat, muss die Gebote Gottes halten

Ein Kommentar von P. Bernhard Sirch zum Evangelium des Christkönigssonntags

“Grosse Maler haben sich nicht gescheut, auch Bischöfe, Kardinäle und Päpste, deutlich erkennbar an den Ehrenzeichen (und Machtzeichen) in die Hölle zu schicken”. Ein Kommentar von P. Bernhard Sirch zum Evangelium des Christkönigssonntags.

Illschwang, kath.net, 17.11.2011
A – Christkönigs-Sonntag, 1. Lesung: Ez 34,11-12.15-17; 2. Lesung: 1 Kor 15,20-26. 28. Evangelium: Mt 25,11-46

Am heutigen Christkönigs-Fest steht im Mittelpunkt des Evangeliums nicht Christus der König vor Pilatus, bzw. Christus am Kreuz wie in den Lesejahren B und C, sondern Christus, der in seiner Herrlichkeit wiederkommt und auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt. Das nächst bedeutende Ereignis in der Kirche ist der wiederkommende Christus. Wir erwarten voll Zuversicht das Kommen unseres Herrn.

Die Texte der hl. Messe weisen uns immer wieder hin auf den wiederkommenden Christus, so nach dem Vaterunser: “bewahre uns vor Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten”. Erwarten “wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus”? Markant steht am Ende des Evangeliums zum Christkönigsfest: Die Verfluchten “werden weggehen und die ewige Strafe erhalten, die Gerechten aber das ewige Leben” (Mt 25,46). Gewöhnlich hört man heute nur noch von der Barmherzigkeit Gottes predigen. Die Aussage, dass der Hirte die Böcke von den Schafen scheidet und dass der König sich an die auf der linken Seite wendet und ihnen sagt: “Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist” (Mt 25,41) möchten wir lieber verschweigen. Zur ganzen Botschaft des Neuen Testamentes gehört die “ewige Strafe” und “das ewige Leben”. Grosse Maler haben sich nicht gescheut, auch Bischöfe, Kardinäle und Päpste, deutlich erkennbar an den Ehrenzeichen (und Machtzeichen) in die Hölle zu schicken!

Wer sich für Gott entschieden hat, muss die Gebote Gottes halten. Gott zwingt uns aber nicht. Wir ziehen uns mit unserem eigenen Tun die ewige Strafe oder das ewige Leben zu. Das Tun ist entscheidend: “Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt” (Mt 7,21). Liebe Brüder und Schwestern, sie brauchen nicht meinen, dass dem Prediger die Botschaft von der “ewigen Strafe” passt. Dennoch muss der Prediger offen sein für das, was Jesus lehrt: sein Wort muss er verkünden.

“Alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken” (Mt 25, 32.33). Für viele Menschen gibt es ein grosses, vielleicht böses Erwachen, vor allem wenn Gott ein Urteil spricht und geschieden wird: geh’ zu meiner Rechten, bzw. zur Linken, wie wir im heutigen Evangelium hören!

Von einer Rangordnung, von den Massgebenden, den Regierenden oder Untergebenen, ist keine Rede. Nur in unserem Kopf gibt es “Mächtige” oder “Angesehene”. Es gibt vor Gott kein Ansehen der Person, so wie es unter den Menschen üblich ist. Christus weist eigens auf die Andersartigkeit seines Königtums hin: “Mein Königtum ist nicht von dieser Welt” (Joh 18, 36). Einziges Kriterium für die Beurteilung bei Gott ist die Verwirklichung des Gebotes der Liebe. Es ist dies eine Umstülpung aller menschlichen Rangordnungen: Menschen die “unbedeutend” waren und nie in einer Zeitung erscheinen sind, treten plötzlich hervor. Vor Gott gilt nicht die Beurteilung in der Öffentlichkeit, sondern die innere Gesinnung.

Man muss bei diesem Evangelium beachten, dass Jesus keine Generalabrechnung macht und die ganzen Sünden vorhält. Im Schuldbekenntnis beten wir nicht nur “dass ich Böses getan habe”, sondern auch: “dass ich Gutes unterlassen habe”. Es gibt heute viele Gläubigen, die der Meinung sind, sie brauchen nicht zur Beichte gehen, weil sie nichts Böses getan haben. Umso mehr müssten sich diese Gläubigen fragen, wo habe ich Gutes unterlassen? Gott sagt den Gerechten: “Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen, ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht, ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen” (Mt 25, 34-36).

Von Seiten der Gerechten, die Christus soeben zum erstenmal gesehen haben, kommt die Frage: “Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?” Diese Gerechten haben also von Christus nichts gewusst. Sie waren barmherzig, weil sie notleidende Menschen gesehen haben. Zwischen dem notleidenden Menschen und Christus wird in unserer Welt noch keine Beziehung gesehen. Unsichtbar ist Christus in diesen notleidenden Menschen gegenwärtig.

Wir können uns fragen: Wird die Würde des notleidenden Menschen nicht herabgesetzt, wenn man eigentlich nicht ihm, sondern Christus helfen will – und den Notleidenden nur als Mittel benützt. Klar wird aus den Worten Jesu: Der Notleidende steht im Mittelpunkt. Gott liebt jeden einzelnen Menschen und deswegen müssen auch wir einander lieben. Christus identifiziert sich mit den Notleidenden und so ist er im Notleidenden gegenwärtig. Deswegen gibt Christus der König den Gerechten zur Antwort: “Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan” (Mt 25, 40).

Durch das Fernsehen wissen wir mehr wie jede Generation vor uns Bescheid von der physischen und psychischen Not in der ganzen Welt. Christus identifiziert sich mit diesen Notleidenden. Diese Gegenwart Christi in unserer Welt ist heute mächtiger als je zuvor. Zur Begegnung Gottes im Wort und Sakrament gehört wesentlich die Begegnung mit Gott in den Notleidenden.

Man muss feststellen: wir erkennen Christus heute ebenso wenig, wie er damals bei seinem ersten Kommen in Bethlehem erkannt wurde! Wenn wir in einem Monat wieder das Geheimnis der Menschwerdung in einem erbärmlichen Stall feiern und vielleicht auch noch mit Bedauern feststellen, dass niemand die herbergssuchende Familie mit dem göttlichen Kind aufgenommen hat, so müssen wir uns fragen, ob wir die mächtige Gegenwart Christi in den Notleidenden unserer Zeit wahrnehmen? Christus wird auch heute geboren in Zaire und Ruanda, in Brasilien und Indien, überall auf der Welt; auch in den sogenannten wohlhabenden Staaten geraten immer mehr Menschen unter die Armutsgrenze, ja sogar in unseren Familien, in unserem Freundeskreis, im Betrieb oder in der Schule.

Oft sehen wir nur die körperliche Not. Viele Menschen leiden seelisch. Diese seelische Not schreit genauso zum Himmel und ruft oft körperliches Elend: Krebs und andere Krankheiten hervor. Oft erhalten diese Menschen erst im Endstadium ihres Leidens die Zuneigung, die sie früher gebraucht hätten. In allen Notleidenden müssen wir Christus den König suchen: noch nie war das Kommen Christi, des Königs, mächtiger, spürbarer und deutlicher wie heute.

Bitten wir Gott, dass wir dabei sein dürfen, wie der Priester in der heutigen Präfation betet: “Wenn einst die ganze Schöpfung seiner Herrschaft unterworfen ist, wird er dir, seinem Vater, das ewige, alles umfassende Reich übergeben: das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens”.

Eine Kurzfassung der Predigt können sie in meiner Homepage abrufen.

Pater.Bernhard
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