Im Blickpunkt: Die Freiheit der Kirche

Der Vatikan sorgt für die Freiheit und Unabhängigkeit der Kirche

Die Tagespost, 30.09.2011, von Guido Horst

Der Papst hat in Deutschland einer Entweltlichung der Kirche das Wort geredet. Sogar Enteignungen und die Streichung von Privilegien könnten in bestimmten historischen Augenblicken hilfreich sein, um sich, wie er im Freiburger Konzerthaus sagte, von “materiellen und politischen Lasten” zu befreien und “sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt” zuzuwenden. Das klingt fast schon franziskanisch. Hat sich nicht auch der “poverello”, der “kleine Arme” von Assisi, selbst von allem Weltlichen befreit, um für seine Mitbrüder und Generationen von Gottsuchern Jesus Christus neu aufscheinen zu lassen? Das Zweite Vatikanum jedenfalls hat diesen franziskanischen Zug der auf Erden pilgernden Kirche aufgegriffen: “Wie aber Christus das Werk der Erlösung in Armut und Verfolgung vollbrachte, so ist auch die Kirche berufen, den gleichen Weg einzuschlagen, um die Heilsfrucht den Menschen mitzuteilen”, heisst es in der Kirchenkonstitution “Lumen gentium”.

“Auch wenn sie zur Erfüllung ihrer Sendung menschlicher Mittel bedarf”, so sei die Kirche nicht gegründet, “um irdische Herrlichkeit zu suchen, sondern um Demut und Selbstverleugnung auch durch ihr Beispiel auszubreiten”.

Heute kehrt Benedikt XVI. aus Castel Gandolfo in den Vatikan zurück. Manchem Prälaten dort ist die Entweltlichungs-Rede des Papstes von Freiburg ganz schön ins Gebein gefahren. Gilt das, was der Papst in Freiburg sagte, nicht für die ganze Weltkirche? Und allem voran nicht auch für den Vatikan? All die Pracht und der Prunk. Die Schätze der Vatikanischen Museen. Sollte man die nicht verkaufen? Aber man beachte, was der Papst in Freiburg nicht gesagt hat. Er hat erstens nicht gesagt, dass man doof sein soll. Und er hat auch nicht gesagt, dass sich die Kirche so weit “entmächtigen” soll, dass die “Fürsten dieser Welt” sie an die Kette legen können. Dass der Papst beim Strafgerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt wurde, ist ein Witz. Aber es zeigt, wie die Stimmung ist. Staaten gelten heute nur noch dann als “political correct”, wenn sie demokratisch relativistisch im Gender Mainstream schwimmen. Wer das nicht tut und klein und schwach ist, wird kaputtgemacht. Es gibt starke politische Kräfte, die würden Gott weiss was dafür geben, dem Vatikan als Zentrale der katholischen Kirche seine Souveränität zu nehmen. Selten war es so wichtig, dass der Papst Herr im eigenen Hause ist. Damit, den Apostolischen Palast oder die Vatikanischen Museen zu verschenken, sollte man also noch ein wenig warten.

 

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