Erdogan betont Gleichberechtigung aller Religionen in der Türkei

“An dieser Tafel ist Platz für alle”, sagte Erdogan.

Nach internationalen Gerichtsverfahren hat die türkische Regierung die Rückgabe von Eigentum an Christen und Juden im Land beschlossen

Ankara, kath.net/KAP, 30.08.2011

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat nach dem Beschluss zur Rückgabe von Eigentum an Christen und Juden im Land die Gleichberechtigung von Nicht-Muslimen betont. In der Türkei gebe es unabhängig von der Religionszugehörigkeit nur “Bürger erster Klasse”, sagte Erdogan laut Presseberichten vom Montag bei einem gemeinsamen Abendessen mit Vertretern der 161 nicht-muslimischen Stiftungen des Landes.

Die Begegnung war das erste Treffen eines türkischen Regierungschefs mit Christen und Juden anlässlich eines traditionellen Fastenbrechens im islamischen Fastenmonat Ramadan. An dem Treffen nahmen unter anderem der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., der amtierende armenische Patriarch Aram Atesyan sowie der türkische Oberrabbiner Isak Haleva teil. Auch der Chef des Religionsamtes, Mehmet Görmez, sowie einige Minister aus Erdogans Kabinett und Erdogans Ehefrau Emine waren Gäste des Treffens im Archäologischen Museum von Istanbul.

In seiner Rede ging Erdogan auf den kurz zuvor veröffentlichten Erlass seiner Regierung ein, der die Rückgabe von eingezogenem Besitz nicht-muslimischer Stiftungen oder die Entschädigung für die Enteignungen vorsieht. Die Verordnung behebe Defizite, die bei der Umsetzung bereits beschlossener Gesetze zur Besserstellung der nicht-muslimischen Gruppen aufgetreten seien, so Erdogan. Mit dem Erlass würden zudem Schwierigkeiten gelöst, die der Türkei seit Jahren Probleme auf internationaler Ebene bereiteten.

Damit spielte Erdogan auf internationale Gerichtsverfahren an, bei denen die Türkei unterlag. Im vergangenen Jahr hatte das orthodoxe Patriarchat von Konstantinopel nach langem Rechtsstreit den vor Jahrzehnten enteigneten Prinkipo-Palast auf den Prinzeninseln vor Istanbul zurückerhalten. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof in Strassburg hatte schon 2007 einer Klage des Patriarchats gegen die Enteignung grundsätzlich Recht gegeben; im Juni 2010 wurde die Türkei dann zur Rückgabe des Gebäudes verurteilt.

Der Erlass zur Rückerstattung wurde von christlichen und jüdischen Vertretern bei dem Treffen mit Erdogan begrüsst. Patriarch Bartholomaios I. sagte, die Türkei sei auf dem richtigen Weg. Oberrabbiner Haleva sprach laut Presseberichten von einer “Revolution”.

Kirchenrückgabe

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