Die glorreichen Sieben

Was blieb da anderes übrig als zu kämpfen?

Geht nicht, ist nicht, meinte Hilarius

Die Tagespost, Blog Römische Warte, von Guido Horst, 18.08.2011

Auch Hilarius von Poitiers lebte in der Zeit, als fast der gesamte Erdkreis arianisch war. So wie heute. Oder fast wie heute. Geht nicht, ist nicht, meinte Hilarius. Und stürzte sich in den (am Ende erfolgreichen) Kampf.
 
Mit Hilarius von Poitiers kommen wir – nach ich mir etwas Hitzefrei gegönnt habe – zum Buchstaben “H” und wieder zurück ins vierte Jahrhundert, das für die Kirche durch den Kampf gegen den Arianismus gekennzeichnet war. Jawohl, Kampf! Die letzten katholischen Bischöfe waren zu einem kleinen Häuflein zusammengeschmolzen und als Kaiser Konstantius, ein energischer Verfechter des Arianismus, nicht nur Bischof Hilarius in die Verbannung nach Kleinasien geschickt hatte, sondern auch Athanasius und die Bischöfe Eusebius aus Vercelli, Osius aus Cordoba, Dionysius aus Mailand, Luzifer aus Cagliari, Paulinis aus Trier und sogar den Bischof von Rom, Liberius, also den Papst, gefangen genommen hatte, schien es, dass der ganze westliche Erdkreis arianisch geworden war. Was blieb da anderes übrig als zu kämpfen?

Aber nicht so schnell. Um 315 in Pictavium (Poitiers) geboren, hatte Hilarius die römische Beamtenlaufbahn eingeschlagen, liess sich und seine Familie später taufen und macht auf die Gemeinde von Poitiers einen so tollen Eindruck, dass ihn die Christen vor Ort kurzerhand zum Bischof wählten. Dem genügte, was er als Katechumene gelernt hatte, und als er schliessslich als Bischof in den Streit mit den Arianern hingezogen wurde, wusste er, wo er zu stehen hatte: auf der Seite derer, für die Jesus Christus wahrhaft Sohn Gottes und wesensgleich mit dem Vater ist. Und so wurde Hilarius zu einer mächtigen Säule im Kreis der glorreichen Sieben, die die Kirche des Westens und zum Teil des Ostens der Hand der Arianer wieder entreissen mussten – und das alles gegen den Widerstand der römischen Kaiser. Nachzulesen im Heiligenlexikon oder in Kurzfassung bei Wikipedia. Hilarius starb 367 wieder in Poitiers, er ging als grosser Heiliger und Kirchenlehrer und Befreier der Kirche Galliens (vom Arianismus) in die Geschichte ein.

Diese Zeit fasziniert mich, weil sie der Lage der Kirche von heute so sehr ähnelt. Die Arianer waren ja keine finsteren Gesellen, sie vertraten edle Lehren, priesen Jesus und riefen zur Nachahmung Jesu Christi auf – aber für sie war der Nazarener letzten Ende doch nur ein von Gott besonders ausgezeichneter Mensch. Heute ist viel von der Sache Jesu die Rede, Jesus wird als Vorbild, als moralisches Modell, als Vorkämpfer für die Rechte der Armen, der Unterdrückten, der Frauen, der Ausgestossenen, der Migranten verkauft. Wer aber glaubt in der katholischen Kirche noch daran, dass Jesus, dieser Jesus der Evangelien, der Sohn Gottes, das heisst Gott selber ist?

Wenn man Christus zum moralischen Vorbild degradiert, wird aus der Kirche bestenfalls eine moralische Agentur oder Lehranstalt. Nur wenn die Fleischwerdung, wenn der Einbruch Gottes in die Geschichte der Menschheit, im Zentrum des christlichen Glaubens steht, erhält dieser seine explosive Kraft. Eine Kraft, die Menschen wirklich verändern kann. Würde Papst Benedikt den Jugendlichen jetzt in Madrid nur eine Moral verzapfen, könnte man sagen, dass die Kirche “einen Beitrag leistet”, um die Gesellschaft von heute etwas humaner und friedlicher zu machen. Genau das aber ist das Christentum nicht. Für Hilarius war das der Grund, sein ganzes Leben zu einem permanenten Kampf zu machen.

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