Der Pfingstritt zu Bad Kötzting

Der Pfingstritt zu Bad Kötzting zählt zu den grössten berittenen Bittprozessionen Europas

Er geht auf ein Gelöbnis aus dem Jahre 1412 zurück. Im Dorfe Steinbühl, etwa sieben Kilometer von Bad Kötzting entfernt, lag ein Mann im Sterben und bat um die Sterbesakramente.  

Der Pfarrer sah sich aber ausserstande, ohne Schutz dorthin zu gelangen. Deshalb gaben ihm die Kötztinger Burschen, auf seine Bitte hin, das Geleit. Nach glücklicher Rückkehr wurde gelobt den Ritt jedes Jahr zu wiederholen. So ist es geblieben. Alle Jahre am Pfingstmontag ziehen über 900 Reiter betend auf geschmückten Pferden und in alten Trachten hinaus durchs Zellertal nach Steinbühl.

Der Pfingstritt ist wieder eine “Eucharistische Prozession”

Der Pfingstritt 2004 wird in die Geschichte des fast 600 Jahre alten Gelöbnisses eingehen. Erstmals ist ein Bischof mit den Pfingstreitern nach Steinbühl und zurück geritten.

Seine Exzellenz, Gerhard Ludwig, Bischof von Regensburg, hat in seiner liebenswerten herzlichen Art und seinem, dem Anlass entsprechend würdevollen Auftreten, sowohl Reiter als auch Besucher tief beeindruckt. Er hat die religiöse Dimension dieser Tradition erheblich aufgewertet und mit seinem Dekret den Kötztinger Pfingstritt wieder zu einer Eucharistischen Prozession gemacht.

Nach 135 Jahren durfte 2004 erstmals wieder das Allerheiligste mitgeführt werden, nachdem dies, auf einen Pastoralerlass des Bischofs Ignatius von Senestry vom 17. Januar 1869 hin, verboten war.

Dafür sei unserem Bischof Gerhard Ludwig von Herzen gedankt !

Die Reiterprozession

Unter dem feierlichen Geläut der Kirchenglocken verlassen Bürger und Bauern auf festlich geschmückten Pferden betend die Stadt, das uralte Gelöbnis erneuernd. Die Reiterprozession wird angeführt vom Kreuzträger. Ihm folgen Laternenträger, Fanfarenbläser, Geistlicher Offiziator mit Mesner und Ministranten. Hinter ihnen reitet der Pfingstbräutigam mit den beiden Brautführern.

Die offizielle Spitze wird abgeschlossen vom Pfingstbräutigam des Vorjahres, der die Marktfahne mitführt, seinen Brautführern und von der Vertretung der Burschenschaft. Die übrigen Reiter schliessen sich an. Viele führen Erinnerungsfahnen mit, die sie für langjährige Rittteilnahme erhielten. An vier Stationen verkündet der Offiziator das Evangelium und segnet mit der Monstranz die Fluren.

Das Tugendkränzchen

Das Tugendkränzchen, im Volksmund “Pfingstkranzl” genannt, ist eine Filigranarbeit aus Gold- und Silberdraht und wird von der Cistercienserinnen-Abtei Seligenthal gefertigt. Der Geistliche Offiziator trägt es während des Rittes an der Monstranz, mit der er bei den vier Evangelien und zum Schluss der Pfingstreitermesse den Segen erteilt.

Das “Pfingstkranzl” ist der grösste Stolz eines Kötztinger Bürgerhauses. Zum Abschluss des Pfingstrittes wird das Tugendkränzchen feierlich auf dem Stadtplatz an den Pfingstbräutigam überreicht. Der Pfingstbräutigam, der ledig, katholisch und in der Gemarkung Bad Kötzting wohnhaft sein muss, wird auf Vorschlag des Stadtrates vom Stadtpfarrer ernannt.

Quelle
Seligenthal: Zisterzienserinnen-Abtei

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