Das Gesetz der Gleichschaltung

Davon ist Papst Benedikt Lichtjahre entfernt

Rom, die Tagespost, Römische-Warte,16.05.2011 von Guido Horst

Bischöfe, die zu sehr auf die Medien und die Öffentlichkeit schauen, werden am Ende so, wie diese sie haben wollen – – – Nun sitze ich also vor dem Fernsehen und verfolge die Ergebnisse der italienischen Kommunalwahlen gestern und heute. Berlusconi hat seine Hochburg Mailand nicht auf Anhieb verteidigen können – schlimmer noch (für ihn, nicht für mich!): der Kandidat der Linken liegt vorne, in zwei Wochen wird es Stichwahlen geben. Auf der politischen Karrierekurve geht es für den Cavaliere nun nach unten.

Beschäftigt hat mich heute allerdings ein Rundschreiben der Glaubenskongregation an alle Bischofskonferenzen: In der gesamten Weltkirche sollen in Zukunft die gleichen strengen Normen im Umgang mit Klerikern gelten, die sich an Minderjährigen vergriffen haben. Ein Jahr haben die Bischofskonferenzen, die es noch nicht getan haben, Zeit, entsprechende Leitlinien vorzulegen. Morgen ist alles in der “Tagespost” nachzulesen. Langsam, Schritt für Schritt, trocknet der Papst diesen Missbrauchs-Sumpf aus, den er vor zehn Jahren, damals noch als Präfekt der Glaubenskongregation, vorgefunden hat. Joseph Ratzinger ist eben gründlich. Die andere Nachricht des Tages: Die Neubesetzung des Bischofsstuhls von Mailand, der grössten Diözese der Welt, wird nun doch nicht im Mai spruchreif werden. Der Papst war mit den Ergebnissen der Sondierungen nicht zufrieden, nun muss die Bischofskongregation noch einmal ran. Der Erwartungsdruck in italienischen Kirchenkreisen ist hoch, aber Papst Benedikt lässt sich nicht treiben. Gestern schrieb ich, dass er nicht mit dem “eisernen Besen fegt”, der inzwischen 84 Jahre alte Pontifex folgt schon längst nicht mehr dem öffentlichen Druck. Er geht seinen Weg – aus gutem Grund. Denn das ist ein Grundgesetz, nennen wir es einmal “das Gesetz der Gleichschaltung”: Bischöfe oder Kirchenverantwortliche, die zu sehr auf die Medien, die Öffentlichkeit, die Politik und die Resonanz der “Welt” auf ihr Agieren schauen, werden am Ende so, wie die Medien, die Öffentlichkeit, die Politik, die “Welt” sie haben wollen. Wer gut ankommen will, verhält sich am Ende so, wie die Lautesten und die Macht dieser Welt es sich wünschen. Davon ist Papst Benedikt Lichtjahre entfernt. Aber jetzt muss ich zurück vor die Glotze. Blog ist Blog, aber Job ist Job. A domani!

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