“Es ist der Abschiedswunsch des Herrn gewesen”
Kardinal Koch: Kooperation darf Streben nach Einheit nicht ersetzen
Würzburg, zenit.org, 21.03.2011, Von Michaela Koller
Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kurt Kardinal Koch, hat am Samstag davor gewarnt, die Einheit als Ziel der Ökumene nicht aus den Augen zu verlieren. “Ich kann hinter der strategischen Allianz stehen, wenn sie ein Schritt in die Richtung der Einheit ist, aber nicht als deren Ersatz”, sagte der Ökumeneminister des Papstes am Rande des Würzburger Kongresses “Treffpunkt Weltkirche” des katholischen Hilfswerks Kirche in Not. Er habe ein Problem mit der Formulierung “strategisch”, weniger mit dem Begriff der Allianz, sagte der Kardinal vor Journalisten. “Strategisch” klänge zu sehr nach militärischer Operation. Aber man müsse schon operativ tätig werden.
Kardinal Koch war zuvor bei einem Podium im Rahmen des Kongresses mit Metropolit Hilarion Alfejew, Vorsitzender des Aussenamtes des Moskauer Patriarchats, zusammen getroffen. Beide waren sich wenige Tage zuvor erstmals während der Russland-Reise Kardinal Kochs begegnet. Dieser versicherte im Gespräch mit Medienvertretern, dass erste Vorschläge, eine künftige Phase der Kooperation zu benennen, bereits vorlägen. Diese wolle er aber noch nicht nennen: “Die Eltern verschicken auch noch keine Geburtsanzeige, bevor sie sich auf den Namen des Kindes geeinigt haben”, erklärte er.
Mit Blick auf die Möglichkeit einer Begegnung zwischen Papst Benedikt XVI. und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. sagte er: Die Situation scheint mir selten so gut zu sein, wie unter diesen Kirchenvertretern.” Trotzdem könne er noch kein Datum für ein Treffen nennen, eine Einigung sei nicht in Sicht. Beide Seiten erwarteten, dass dies nicht bloss formalen Charakter haben dürfe. “Sie möchten nicht, dass es ein diplomatischen Spitzengespräch wird, sondern dass es eine gemeinsame Botschaft gibt, die man in die Welt schicken kann”.
Auf der Ebene der Zusammenarbeit für gemeinsame christliche Werte und gegen Christianophobie zeichne sich auch jenseits des Dialogs mit den Orthodoxen eine Kooperation mit Vertretern protestantischer Denominationen ab. “Wenn wir authentische Ökumene machen wollen, dann müssen wir mit den Orthodoxen und Protestanten einen Weg gehen.” Die Ökumene kennzeichne, dass die Katholiken mit den Protestanten zwar die Kultur teilten, aber nicht dieselbe Übereinstimmung im Glauben herrsche. Im Verhältnis zu den Orthodoxen gelte dagegen: “Wir haben ein gemeinsames Glaubensgut, aber eine komplett verschiedene Kultur.” Im Westen gebe es das breite Phänomen des Kulturkatholizismus, weil für viele die Kultur wichtiger sei als der Glaube.
“Wir brauchen daher zunächst aber eine innerkatholische Ökumene, sonst tragen wir unsere eigenen Probleme in die Ökumene hinein”, warnte er. “Wenn wir nur das Memorandum nehmen”, sagte Kardinal Koch mit Bezug auf die Erklärung von Theologen aus dem deutschsprachigen Raum mit ihren konkreten Forderungen nach Frauenordination und demokratischen Leitungsstrukturen in der Kirche. “Wenn wir solche Positionen übernehmen, dann ist die Ökumene mit den Orthodoxen sofort gefährdet”, erklärte der Kardinal. Er rief noch einmal in Erinnerung, worin das Ziel der Ökumene wurzelt: “Es ist der Abschiedswunsch des Herrn gewesen, dass alle seine Jünger eins werden sollen.
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