Kirchenreformen beginnen im Herzen jedes einzelnen

“Nur wenn ich mich reformieren lasse, trage ich auch wirklich zur Erneuerung der Kirche bei.” 

Rom, zenit.org, 23.02.2011

Kirchenreformen beginnen im Herzen jedes Einzelnen. Bis Robert Bellarmin (1542 – 1621), der heilige Jesuitenpater und Kirchenlehrer, zu dieser Weisheit fand, musste er an der Kirche und ihren Spaltungen viel leiden.   

Der Neffe von Papst Marcellus II., der aus einem verarmten Patrizierhaus in Montepulciano stammte stand im Zentrum der heutigen Generalaudienz von Papst Benedikt XVI. Über 8000 Pilger konnten das Leben eines Mannes betrachten, der mit 18 Jahren in den Jesuitenorden eintrat und nach seinen Studien in Rom, Florenz und Padua 1570 in Löwen zum Priester geweiht worden war. 

Er hatte in ganz Europa einen hervorragenden Ruf als Theologe und wirkte massgeblich an der Festigung und Stärkung der Identität der Kirche nach der Reformation mit, die im Abendland die grosse schmerzliche Abspaltung von der römischen Kirche zur Folge gehabt hatte. 

Kardinal wider Willen mühte sich der Ordensmann um Klärung der zeitlich-ewigen Gestalt von Kirche, die er mit dem Verhältnis des Leibes zur Seele, des sichtbaren Aspekts zum unsichtbaren, verglichen habe. 

“Die “Kontroversen” beschreiben vor dem Hintergrund der damals verbreiteten Irrtümer die Gestalt der Kirche: ihren sichtbaren Aspekt in den Institutionen sowie ihre unsichtbare Seite, die Robert Bellarmin mit dem Verhältnis der Seele zum Leib veranschaulicht: Die inneren Reichtümer der Kirche werden durch äusserlich Sichtbares wahrnehmbar gemacht”, so der Papst über eines der grossen Werke Bellarmins. 

Die apologetischen Schriften “Disputationes de controversiis christianae fidei adversus huius temporis haereticos” (1581) seien noch heute ein wichtiger Beitrag zur katholischen Ekklesiologie im Hinblick auf die Offenbarung, das Wesen der Kirche und die Sakramente. Hier habe er jegliche Polemik gegen die reformatorischen Gedanken vermieden, gleichwohl aber die katholische Lehre mit Hilfe der Tradition und der Vernunft deutlich gemacht. 

Neben seinem ungemein aufopferungsbereiten Dienst in der Kirche als päpstlicher Theologe, als Kardinal, Mitglied verschiedener Kongregationen und Gesandter des Apostolischen Stuhls sei das Eigentliche seines Lebens immer gewesen, den lebendigen Gott zu suchen und nach Heiligkeit zu streben. 

 “Die Ausrichtung aller Seelenkräfte auf Jesus Christus, ihn zu erkennen, zu lieben und nachzuahmen war sein Ziel. Die Heiligen sind Menschen, die ein ganz normales und anspruchsvolles Berufsleben – wie der heilige Robert Bellarmin – gelebt haben, aber darin inwendig bei Gott geblieben sind und von daher auch das Berufliche besser bewältigt haben”, so der Papst. 

Darüber hinaus sei er trotz seiner leitenden Positionen stets Seelsorger geblieben, was ihn zu einem ausgezeichneten Prediger und Katecheten machte, Tätigkeiten, die von seiner jesuitischen Erziehung geprägt waren. Seele jeglicher Bemühung aber seien die Nähe zu Christus und das Gebet gewesen. 

“Ein Gebet, das auf das Wort des Herrn hört, das in der Betrachtung des Grössten Erfüllung findet, das sich nicht in sich selbst zurückzieht, sondern froh ist, sich Gott zu überlassen”. 

Er habe als sichere Richtschnur für ein gutes Lebens und Sterben gelehrt, nicht Reichtümer auf der Erde, sondern durch Einfachheit und Liebe Reichtümer im Himmel  aufzuhäufen und sich stets bewusst zu machen, dass wir Gott über unser Leben Rechenschaft ablegen müssten. 

“Wenn du Weisheit besitzt, so begreife, dass du für die Herrlichkeit Gottes und für dein ewiges Heil geschaffen bist. Das ist dein Ziel, das ist der Mittelpunkt deiner Seele, das ist der Schatz deines Herzens. Halte daher für dein wahres Gut das, was dich zu seinem Ziel führt, für das wahre Übel das, was es dich verfehlen lässt”, so zitierte Papst Benedikt das Werk “De ascensione mentis in Deum”. 

Jede Erneuerung der Kirche beginne im Herzen des Einzelnen: 

“Er sagt ausdrücklich:”Jede Reform der Kirche beginnt mit der Reform meiner Selbst”. Nur wenn ich mich reformieren lasse, trage ich auch wirklich zur Erneuerung der Kirche bei.”

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