Papst warnt vor einem unverantwortlichen Konsumdenken

Am Erntedankfest in Italien betonte der Papst die Wichtigkeit der Landwirtschaft und der ihr zugrundeliegenden Werte 
Rom, 14. November 2010, kath.net, von Armin Schwibach

Am Sonntag wurde in Italien das Erntedankfest begangen. Dies nahm Benedikt XVI. zum Anlass, in seiner Ansprache vor dem Gebet des Angelus erneut auf die Weltwirtschaftskrise einzugehen, die in den letzten Tagen Gegenstand der Arbeiten des G20-Gipfeltreffens in Seoul (Korea) gewesen sei. Vor rund 30.000 auf dem Peterplatz versammelten Pilgern und Besuchern erklärte der Papst, dass es sich bei der Weltwirtschaftskrise um ein akutes Symptom handle, das zu anderen schweren Ungleichgewichten hinzugekommen sei. Innerhalb des Gesamtbildes der Krise werde sichtbar, dass eine strategische Wiederbelebung der Landwirtschaft entscheidend ist.

Man müsse sich um die Wirtschaftskrise in all ihrer Ernsthaftigkeit kümmern. Sie habe vielfältige Ursachen und erfordere eine tiefgreifende und weitblickende Revision des Entwicklungsmodells, um seine Missstände und Verzerrungen zu korrigieren. Dieses „akute Symptom“ sei zu anderen, bereits bekannten Symptomen hinzugekommen. Dabei erwähnte Benedikt XVI. das Ungleichgewicht zwischen Reichtum und Armut, den Skandal des Hungers, den ökologischen Notstand und das Problem der Arbeitslosigkeit.

Die Prozesse der Industrialisierung hätten bisweilen den Sektor der Landwirtschaft in den Schatten gestellt, der verbunden mit beachtlichen Folgen auch auf kultureller Ebene immer mehr an Wichtigkeit verloren habe. Der Papst rief daher zu einer neuen Aufwertung der Landwirtschaft auf. Dabei handle es sich um keine Nostalgie, sondern um eine unverzichtbare Ressource für die Zukunft.

Benedikt XVI. warnte dann vor der Gefahr von strategischen Allianzen, die den ärmeren Staaten zum Schaden gereichen könnten, und beklagte, dass trotz der Krise in einigen Industierländern weiterhin ein Lebensstil gefördert werde, der auf einem nicht tragbaren Konsumdenken basiere. Es sei notwendig, auf ein neues Gleichgewicht zwischen Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen abzuzielen, damit die Entwicklung nachhaltig sei, es niemandem an Brot und Arbeit mangle und neben der Luft und dem Wasser die anderen primären Ressourcen als universale Güter bewahrt werden.

Um dieses zu erreichen, sei es grundlegend, ein klares ethisches Bewusstsein zu fördern, das auf der Höhe der Herausforderungen der Zeit steht. Ebenso müssten sich alle zu einem verantwortlicheren Konsum erziehen und die persönliche Verantwortung zusammen mit der sozialen Dimension der Landwirtschaft fördern, die auf ewigen Werten wie der Aufnahme, der Solidarität und des gemeinsamen Teilens der Mühen bei der Arbeit gründe.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Papst mit den folgenden Worten:

Mit Freude grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher hier auf dem Petersplatz. In den Lesungen der Liturgie in diesen letzten Wochen des Kirchenjahrs hören wir von Bedrängnissen, die auf die Menschheit zukommen. Doch hierin liegt für uns auch eine Chance. „Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können“, sagt Jesus im heutigen Evangelium zu den Jüngern. Lassen wir uns von der göttlichen Weisheit leiten, damit wir die Zeichen der Zeit erkennen und dementsprechend Gutes wirken. Euch und euren Familien wünsche ich einen gesegneten Sonntag.

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