The prison and the priest

Gelebte Nächstenliebe eines aussergewöhnlichen Mannes
Pater Peter/Hildebrand Meienberg OSB

Seit über 40 Jahren Botschafter der Hoffnung
Botschaft der Hoffnug, Nairobi, Juli 2000

Gerade weil das politische  (offizielle) Afrika vom Westen praktisch abgeschrieben ist, gehört es zu unserer missionarischen Aufgabe, als Botschafter der Hoffnung in Europa zu werben und zu zeigen, dass die Botschaft der Hoffnung gerade bei den Kleinen und Verachteten in Afrika angekommen ist. Wie oft erhalte ich Briefe von Übersee mit der Bemerkung, dass eine Gabe „ja nur ein Tropfen auf einen heissen Stein“ sei. Dieser Ansicht möchte ich heute höflichst widersprechen! Wenn es nämlich bei Vielen tröpfelt, wird daraus ein Rinnsal; viele Rinnsale werden zu einem Bächlein, viele Bächlein zu einem Fluss, und viele Flüsse zu einem Strom, der Leben spendet. Das ist schon dem Propheten Ezechiel aufgefallen und ist bei ihm, im 47. Kapitel, 1-12, nachzulesen. (Schade nur, dass das österliche ‚Vidi aquam‘, das darauf anspielt, heute nicht mehr gesungen wird!) Unsere Hilfe als Missionare ist oft nur punktuell; aber die Punkte, die wir setzen, lassen sich zu einer Linie ausziehen, und ein Leben, das Linie hat oder Linien aufzeigt, ist sinnvoll.

Wo lagen meine Schwerpunkte? Die Arbeit mit Flüchtlingen hat mich, unter anderem, auch ins Gefängnis geführt, um zu versuchen, unschuldig Eingesperrte oder schon Verurteilte frei zu bekommen oder notfalls auszulösen. Dabei ist mir erst aufgegangen, welch menschen-unwürdiger Behandlung Gefangene ausgesetzt sind und wie ungenügend sie selbst von der Kirche betreut werden. Als Folge davon gehe ich zweimal pro Woche ins grösste Frauengefängnis des Landes, um im Langata Women’s Prison, am Rand der Grossstadt (und am Rand der Gesellschaft), Gottesdienst zu halten, mit den Gefangenen zu reden und so vielen entmutigten Menschen neue Hoffnung zu machen. Es war sicher kein Zufall, dass es gleich bei meinem Antrittsbesuch den Text aus Jesaja 61 traf: „Der Geist Gottes hat mich gesandt,  um … für die Gefangenen Entlassung,  für die Gefesselten Befreiung auszurufen und ein Gnadenjahr des Herrn anzusagen.“ Inzwischen habe ich mit einem engagierten Advokaten Kontakt aufgenommen, der es sich zur Aufgabe macht, mindestens einen Tag in der Woche den Strafgefangenen ohne Entgelt zur Verfügung zu stehen, eben jenen, die sich keinen Rechtsanwalt leisten können und so, ohne je verurteilt worden zu sein, über viele Jahre hin im Gefängnis dahinsiechen. Kürzlich ist ihm wieder ein Coup gelungen: eine Frau, die seit dreizehn Jahren auf den Tod durch Erhängen gewartet hat, ist aufgrund seiner Recherchen und Intervention vom Appellationsgericht freigesprochen worden. Als sie ins Gefängnis kam, war sie 18 Jahre alt; heute, 31-jährig, kommt sie sich ‚draussen‘ total verloren vor. An wen sollte sie sich nun wenden? Solche und andere Fälle finden dann sehr leicht meine Adresse.

Für junge Flüchtlinge konnte ich, nach vielen Schwierigkeiten, eine Computerschule eröffnen mit Apparaten, die mir von der Universität und den Mercedes-Werken in Karlsruhe geschenkt gratis und franko nach Nairobi geliefert wurden. Allerdings haben wir nicht damit gerechnet, dass infolge Wasser- und Strommangel, unter dem das ganze Land seit vielen Monaten schwer leidet, das Projekt gefährdet, bezw. stark eingeschränkt werden könnte. (Diesmal Tropfen, statt Regen, vom Himmel!) Vor zwei Jahren versank ein Teil des Landes in den El Nino-Fluten; heuer aber sterben in Kenia  Mensch und Vieh an Hunger. 

Einfacher haben es jene Frauen, die von mir eine mechanische Strick- oder Nähmaschine erhielten, mit denen sie den Lebensunterhalt ihrer Familien zu sichern hoffen. Für junge Flüchtlingsfrauen, die der konstanten Erpressung staatlicher Organe ausgesetzt sind, konnte ich eine Liegenschaft mit drei Wohnungen erwerben, um ihnen, deren Eltern und Geschwister im ruandischen Genozid 1994 umgekommen sind, ein Heim zu bieten und sie fachlich aus- oder weiterzubilden. Aber auch die eigenen Leute, die jungen Kenyaner, die in den Slums des Mathare Valley wohnen, durften von den vielen ‚Tropfen‘ profitieren; über 60 begabte Buben und Mädchen erhielten dreimal im Jahr Schulgeld, ohne das sie die Mittelschule niemals abschliessen könnten. Und einer Primarschule in den Slums vermochte ich finanzkräftige Sponsoren zu vermitteln.
Waren  das alles nur “Tropfen” im Leben dieser Menschen?  Ganz im Gegenteil (ein Tropf, der zu diesem Schluss käme!) –  Ströme des Segens sind es für die Beschenkten wie für die Schenkenden.

P. Peter / Hildebrand Meienberg OSB 

Direkthilfe für Flüchtlinge in den Slums von Nairobi: Faraja Society

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