Iota Unum

Iota Unum: Eine Studie über die Veränderungen in der Katholischen Kirche im 20. Jahrhundert

Fresco die BergpredigtQuelle: Bestellung
Vatikan: Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils

Iota Unum ist eine minutiöse, präzise und kompromisslose Bestandsaufnahme der Veränderungen, die sich in der katholischen Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil vollzogen haben.

In 42 Kapiteln wird die gesamte Bandbreite des modernen katholischen Lebens und der modernen katholischen Lehre einer kritischen Betrachtung unterzogen. Im Mittelpunkt stehen dabei: das II. Vatikanische Konzil, Priestertum, Katechese, religiöse Orden, Feminismus, Ökumenismus, Glaube, Moral, katholische Kultur, Liturgie und Eschatologie.

Für seine Analyse benutzt der bekannte Philosoph Romano Amerio ausschliesslich offizielle und halboffizielle Verlautbarungen der Kirche und L’Osservatore Romano, die offizielle Zeitung des Vatikans.

“In einer Epoche der Krise ist das grösste Geschenk, das ein betagter Gläubiger seiner Kirche machen kann, eine klare Sprache”.
Gianfranco Morra in Il Tempo

Rezension amazon 

Tiefschürfende Analyse
Von julesnoir
Format: Gebundene Ausgabe

Das Buch ist all denjenigen zu empfehlen, welche die traditionalistische Sichtweise auf die nachkonziliare Kirche nachvollziehen wollen. Es eignet sich aber auch für diejenigen, welche sich die Frage stellen, woher eigentlich der Glaubensschwund der letzten 40 Jahre gekommen ist:
(a) vom Konzil selbst,
(b) von seiner fehlerhaften Umsetzung oder
(c) von seiner ausbleibenden Umsetzung?

Romano Amerio, ein katholischer Philosoph und der Peritus des Kardinals Siri gibt eine Antwort, welche zwischen (b) und (a) anzusiedeln ist, weil, seines Erachtens, schon beim Konzil selbst viele Ansichten vertreten wurden, welche mit den katholischen Grundprinzipien, wie Amerio sie sieht, unvereinbar waren und teilweise in den sehr unpräzise und zweideutig formulierten Konzilsdokumenen ihren Niederschlag fanden.

Da Amerios Ansichten philosophisch stichhaltig sind und durch Zitate aus offiziellen kirchlichen Dokumenten untermauert werden, ist diese Kritik nicht leicht von der Hand zu weisen. Manchmal hat man aber den Eindruck, dass er manch eine Aussage zu negativ bewertet, welche in einem positiveren Lichte besehen durchaus mit dem katholischen Denken übereinstimmen könnte. Natürlich gibt die faktische Entwicklung des Katholizismus besonders in den westlichen Ländern (Kirchenaustritte, Berufungsmangel, Atheismus etc.) Amerios-Thesen recht.

Dennoch scheint Amerios Argumentation an einer Inkonsistenz zu leiden, denn sosehr er den Gehorsam dem rechtmässigen Lehramt betont und die subjektivistische Anschauung als das alleinige Massstab verurteilt, so begeht er selbst das, was er verurteilt. Denn nimmt man an, dass ein rechtmässig durch einen rechtmässigen Papst einberufenes Konzil samt seinen promulgierten Dekreten gültig ist, so ist diesem Kozil Gehorsam zu leisten. Verneint man dies, so ist ein Sedisvakantismus mit den Ansichten der Art “papa haereticus” die Folge. Obwohl Paul VI und teilweise Johannes Paul II von Amerio stark kritisiert werden, so wird vom Verfasser die letztgenannte Schlussfolgerung nicht gezogen. Vielleicht liegt die Lösung dieser Aporie darin doch die “Hermeneutik der Kontinuität” statt die “Hermeneutik des Bruches” (Benedikt XVI) zu wählen, wobei die letztere auch dem traditionalistischen Lager zugewiesen werden kann.

Alles in allem ist es ein sehr inspirierendes Buch, welches vom profunden Wissen, Wahrheitsliebe und der Liebe zur Kirche des Verfassers zeugt und als eine theologische Pflichtlektüre für allem am Konzil interessierten angesehen werden kann.

Leider lässt die Übersetzung und die Herausgeberschaft des Verlages einige Wünsche offen. So stellen die Tippfehler im Inhaltsverzeichnis (S.XV AREIT statt ARBEIT) sowie abendteuerlich abgerissene Sätze in anderen Teilen des Buches dem Korrektor kein gutes Zeugnis aus. Ferner fehlt eine Bibliographie der vom Verfasser verwendeten Werke, sowie eine deutliche Absetzung der Kommentare des Übersetzers von den Anmerkungen des Verfassers im Fussnotenapparat. Man stellt sich unwillkürlich die Frage, ob die direkte Übernahme der italienischen Ausdrücke ins Deutsche z. B. “Mobilität”, “Primalität”, “Aktualität” (statt Aktualisierung in diesem Kontext) tatsächlich so eine gute Idee ist und dem weniger vorgebildeten Leser die Lektüre tatsächlich erleichtert. Es wäre auch empfehlenswert eine kurze Einleitung in die thomistische Terminologie des Verfassers zu geben, da man nicht zwangsläufig davon ausgehen kann, dass sie jederman verständlich ist. Erstaunlich ist auch das Fehlen irgendwelchen Informationen zum Verfasser, seinem Werdegang und seinem Schrifttum, obwohl er dem deutschen Leser sicherlich gänzlich unbekannt sein darf.

Da man davon ausgehen kann, dass dem Verlag die Ansichten Amerios bei der zweiten Auflage seines Buches nahe stehen, so muss der Verlag sich Frage gefallen lassen, ob er tatsächlich mit der notwendigen Sorgfalt und notwendigem Fachwissen vorgegangen ist. Eine neue verbesserte Auflage täte Not, da das Buch in dieser Form, aufgrund des fehlenden wissenschaftlichen Apparats, zu einer wissenschaftlichen Diskussion nur bedingt beisteuern kann.

Iota Unum: Eine Studie über die Veränderungen in der Katholischen Kirche im 20. Jahrhundert

Autor:  Romano Amerio
Gebundene Ausgabe: 760 Seiten
Verlag: Sarto (2. Mai 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3934692087

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel