‘Petrus besucht Andreas’

 ‘Petrus besucht Andreas’: Vier Päpste in der Türkei 

Ut unum sintQuelle

Vor Papst Franziskus besuchten auch Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. die Türkei.

Ankara-Istanbul. kath.net/KAP, 20. November 2014

Papst Franziskus ist bereits der vierte Papst der jüngeren Geschichte, der zum Sitz des Ökumenischen Patriarchen nach Istanbul reist. Vor ihm kamen bereits Papst Paul VI. (1967), Johannes Paul II.  (1979) und Benedikt XVI. (2006) an den Bosporus. Johannes Paul II. hatte dabei kurz vor seiner Abreise das Wort geprägt “Petrus besucht Andreas” – eine Anspielung auf die beiden Apostel, die als Begründer der zwei bedeutendsten Bischofsstühle der Christenheit gelten.

Paul VI. war mit Patriarch Athenagoras bereits im Jänner 1964 in Jerusalem zusammengetroffen. Von 26. bis 27. Juli 1967 reiste er dann nach Istanbul. Am 27. Juli 1967 empfing Athenagoras den Papst in seiner Residenz in Istanbul, dem Phanar. Der Patriarch sprach vom “Dialog der Liebe und des gegenseitigen Verstehens”.

Auch der armenisch-apostolischen Kirche in Istanbul galt ein Besuch Pauls VI. Als er am 26. Juli ins armenische Patriarchat in Istanbul im Stadtteil Kumkapi kam, begrüsste ihn Patriarch Shnork Kalustian im Beisein von 1.000 armenischen Gläubigen. Papst und Patriarch bekräftigten einander im Bemühen um die Einheit der Kirche, für die sie in der gegenüber dem Patriarchat liegenden Marienkirche beteten.

Staatsbesuch Johannes Pauls II.

Johannes Paul II. erklärte vor seinem Abflug, er wolle mit erneutem Einsatz das Streben nach Einheit aller Christen weitertragen. Im Unterschied zur Türkeireise Pauls VI. hatte die Reise Johannes Pauls II. vom 28. bis 30. November 1979 den Charakter eines Staatsbesuches. In Ankara wurde der Papst von den höchsten staatlichen Autoritäten des Landes begrüsst. Es folgte der obligatorische Besuch im Mausoleum Atatürks. In Istanbul besuchte der Papst u.a. die Hagia Sophia, dann folgte eine Begegnung mit Patriarch Demetrios im Phanar. In seinem ersten Grusswort an den Patriarchen sprach Johannes Paul II. von einer “neuen Ära” des Bemühens der orthodoxen und der katholischen Kirche um vollkommene Einheit, “die durch traurige geschichtliche Umstände beeinträchtigt worden ist.” Auch gegenüber den armenisch-orthodoxen Christen bekräftigte der Papst wenig später sein Bekenntnis zum Willen nach Wiedervereinigung. In einer Begegnung mit Patriarch Shnork Kalustyan bezeichnete er seinen Besuch als “Zeugnis für die zwischen uns bereits bestehende Einheit und für die feste Entschlossenheit, mit der Gnade Gottes die volle Gemeinschaft unserer Kirchen zu erreichen.” Beim anschliessenden Gottesdienst für die Katholiken Istanbuls in der Kathedrale St. Esprit waren auch Patriarch Demetrios, Patriarch Kalustyan, sowie der Grossrabbiner von Istanbul anwesend. Die letzte Station der Papstreise 1979 war Ephesos.

Benedikt XVI. in Blauer Moschee

Benedikt XVI. besuchte vom 28. November bis 1. Dezember 2006 die Türkei. Die Reise stand wegen der kurz zuvor gehaltenen “Regensburger Rede” des Papstes unter angespannten Vorzeichen, nahm dann aber einen sehr positiven Verlauf. Benedikt XVI. wurde am Flughafen von Ankara von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan empfangen. Nach dem obligatorischen Besuch des Mausoleums von Mustafa Kemal Atatürk, traf der Papst mit dem türkischen Präsidenten Ahmet Necdet Sezer und anschliessend mit Diyanet-Chef Ali Bardakoglu zusammen. Am 29. November feierte der Papst in Ephesos eine Messe, bevor er nach Istanbul weiterflog. Dort nahm er noch am Abend an einer Vesper in der Georgskathedrale im Phanar teil. Am 30. November nahm Benedikt XVI. an der Göttlichen Liturgie zum Andreasfest teil. Nach dem Gottesdienst erklärten der Papst und der Patriarch die Einheit der beiden Kirchen als Ziel. Anschliessend besuchte der Papst die Blaue Moschee und die Hagia Sophia. Sein bescheidenes Auftreten dabei wurde von der türkischen Öffentlichkeit sehr wohlwollend aufgenommen. Die bürgerliche Presse und selbst konservativ-islamische Zeitungen feierten die Visite als triumphalen Erfolg. Als “Frieden von Istanbul” bezeichnete “Milliyet” den Besuch in der Blauen Moschee; von einem “historischen Moment” sprachen auch viele andere Zeitungen. “Der Papst hat Herzen und Verstand der Türken gewonnen”, kommentierte die “Turkish Daily News”. Selbst nach Einschätzung führender türkischer Geistlicher hatte Papst Benedikt XVI. durch sein Auftreten in der Blauen Moschee den Ärger, der er mit seinem Regensburger Vortrag auslöste, wieder gutgemacht. Diese Geste des Papstes sei “bedeutsamer als eine wörtliche Entschuldigung” gewesen, sagte der Mufti von Istanbul, Mustafa Cagrici. Damit habe der Papst den Muslimen “eine Botschaft gesandt, auch wenn diese nicht in Worte gefasst war”. Auch der frühere Chef des türkischen Religionsamtes, Mehmet Nur Yilmaz, bewertete das Auftreten des katholischen Kirchenoberhaupts in der Blauen Moschee als “grosse Geste an die islamische Welt”. Das Verhalten des Papstes habe die türkischen Muslime “sehr glücklich gemacht”. Am 1. Dezember feierte Benedikt XVI. schliesslich in der römisch-katholischen Heilig-Geist-Kathedrale in Istanbul noch einen Gottesdienst, bevor er nach Rom zurückkehrte..

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