Lassen Sie sich nicht entmutigen …

“Solesmes und Beuron. Briefe und Dokumente. 1862-1914“

Erzabtei St. Ottilien

Ordensmänner widmeten sich der Neuaufrichtung des daniederliegenden religiösen Lebens und des Mönchslebens. Eine Rezension von Hans Jakob Bürger

St. Ottilien, kath.net, 28. Januar 2014

Im Jahr 2013 erschien im EOS-Verlag Band 6 der Reihe “Studien zur monastischen Kultur” unter dem Titel “Solesmes und Beuron. Briefe und Dokumente. 1862-1914”. Und tatsächlich erfährt der Leser sogleich etwas von der Kultur des Schreibens.

In einer Zeit ohne Schreibmaschine und erst Recht ohne Windows und Apple wurden die Briefe noch mit der Hand geschrieben. Natürlich ohne Gekritzel, sondern fein und lesbar, geschrieben in der Sprache der Zeit, kultiviert, zugewandt, klar und deutlich, ohne Verletzungen auskommend. Es ist bereits darum ein Genuss, diese Dokumente zu lesen. Ganz wenige handschriftliche Abbildungen zeigen auch das Bemühen um das Schriftbild. Offensichtlich war es nicht jeder dieser hochgebildeten Persönlichkeiten gegeben, immer ganz flüssig zu schreiben und ohne Korrekturen auszukommen. Dies macht sie uns Heutigen dann doch sehr schnell sympathisch. Die ehrerbietigen Anreden und das freundschaftliche Interesse füreinander, ebenso auch die brüderliche Sorge um dritte Personen, machen die Lektüre zu einem Vergnügen: “Oh weh! Erneut vernahm ich mit Schmerz, dass die Gesundheit des hochwürdigen und lieben P. Priors noch nicht wiederhergestellt ist. Ich bete inständig für ihn.” Dieser dem Gegenüber wirklich zugewandte Schreibstil kann Ansporn sein, selbst wieder einmal unsere eigenen Schreibgewohnheiten zu hinterfragen und sogar zu prüfen, ob nicht der nächste persönlicher Brief mit dem Füllfederhalter auf ein Blatt weisses Papier geschrieben werden könnte.

Im Wesentlichen kommen nur wenige Persönlichkeiten selbst zu Wort. Es sind Benediktinermönche und eine Frau, die Fürstin Katharina von Hohenzollern, eine grosse Förderin des benediktinischen Neuaufbruchs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Benediktiner, die allesamt im Laufe ihres monastischen Lebens Abt werden sollten, sind die preussischen Mönchsbrüder und Gründer der im Donautal liegenden Abtei Beuron, Maurus und Placidus Wolter, Abt Prosper Guéranger von Solesmes und sein Nachfolger im Amt, Abt Charles Couturier, sowie Abt Léon Bastide von Ligugé.

Die Zeit der französischen Revolution, der Säkularisation und später des deutschen Kulturkampfes mit seinen politischen Zwängen und Verwerfungen vernichtete Klöster und weite Teile des katholischen Lebens, speziell des Ordenslebens. Das Ansinnen dieser Männer war es, das daniederliegende religiöse Leben und das Mönchsleben wieder aufzurichten. Der Leser wird mitgenommen in eine zunächst fremde Welt der Mönche. Der erste vergebliche Versuch einer Gründung am Niederrhein zeigt bereits, mit welchen Schwierigkeiten die Mönche zu kämpfen hatten. Viele Widerstände, nicht nur politische und wirtschaftliche, auch kirchenrechtliche und ordensinterne, mussten überwunden werden. Dabei hat die Begegnung mit der bereits hochentwickelten monastischen Welt von Solesmes den jungen preussischen Mönchen geholfen, ein klares Profil zu finden. Nicht mehr das in vorigen Jahrhunderten angesammelte Gut an Frömmigkeits- und Andachtsformen sollte wieder hergestellt werden. Nein, das neue Mönchsleben der Benediktiner sollte “ganz von der Liturgie der Kirche geprägt sein”. Die Liturgie der Mönche sollte wieder zum wesentlichen Element der Kirche werden. Die oft auch als ihre Kraftquelle bezeichnete Sacra Liturgia und das göttliche Offizium werden von den Mönchen im Auftrag der Kirche vollzogen. Das offizielle Gebet der Kirche bildet sich in der Feier der Liturgie und im feierlichen Gottesdienst ab, denn “nichts soll dem Gottesdienst vorgezogen werden”.

In der vorliegenden Dokumentensammlung geht es in weiten Teilen um diese und ähnliche Anliegen. Aber auch aktuelle politische und kirchenpolitische Probleme kommen zur Sprache; ebenso praktische Belange, z. B. wie ein bestimmter Vorgang angepackt werden könnte. Auch tiefe geistige und religiöse Einsichten sind immer wieder zu lesen: “Lassen Sie sich nicht entmutigen … beten Sie und wir werden weiter mit Ihnen beten. Der Herr wird sicher Ihren Geist und Ihr Herz leiten.”

Das Buch beinhaltet u. a. einen Personennachweis sowie ein ausführliches Register. Dem Sankt Ottilianer Mönch und Leiter des EOS-Verlages Pater Cyrill Schäfer ist für die Übersetzung der Dokumente, ihre Zusammenstellung und die Herausgabe dieses 660 Seiten starken Buches sehr zu danken. Möge es weite Verbreitung finden.

kath.net-Lesetipp
Solesmes und Beuron – Briefe und Dokumente 1862-1914
Von Herausgeber: Cyrill Schäfer
660 Seiten; 211 mm x 141 mm
2013 Eos Verlag
ISBN 978-3-8306-7616-4
Preis 41.10 EUR

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