Die Freude der Barmherzigkeit, der Gerechtigkeit Gottes
Franziskus: Selbstgerechtigkeit ist Täuschung des Teufels
Die wahre Kraft ist die Barmherzigkeit, die den Menschen und die Welt vor dem ‘Krebsgeschwür’ der Sünde retten kann.
Von Armin Schwibach
Rom, kath.net/as, 15. September 2013
Angelus am 24. Sonntag im Jahreskreis unter Regen. In seiner Ansprache betrachtete Papst Franziskus die drei Gleichnisse der Barmherzigkeit im Evangelium vom Tag (Lk 15,1-32): das Gleichnis vom verlorenen Schaf, des verlorenen Geldstücks und dann das längste aller Gleichnisse: das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Alle drei Gleichnisse “sprechen von der Freude Gottes”, so der Papst. Diese Freude sei das Vergeben. Es handle sich um die Freude des Hirten, der sein Schaf wiederfinde, die Freude einer Frau, die ihr Geldstück finde, und die Freude eines Vaters, der seinen Sohn, der sich verloren hatte, wieder in seinem Haus aufnehme: “Hier ist das ganze Evangelium, hier ist das ganze Christentum!”.
Dabei handle es sich nicht einfach um ein Gefühl oder ein “Gutmenschentum”. Die Barmherzigkeit sei vielmehr die wahre Kraft, die den Menschen und die Welt vor dem “Krebsgeschwür” retten könne, das die Sünde, das moralische und geistliche Übel seien: “Allein die Liebe erfüllt die Leere, die negativen Abgründe, die das Böse in den Herzen und in der Geschichte aufreisst”.
Jesus “ist ganz Barmherzigkeit, ganz Liebe: er ist Gott, der Mensch geworden ist”. Jeder von uns sei jenes verlorene Schaf, jenes Geldstück, jener Sohn, der seine Freiheit verdorben habe, “indem er falschen Götzen folgte, Blendwerken des Glücks, und dabei alles verlor“. Gott aber vergesse nicht, der Vater verlasse uns nie. Er respektiere unsere Freiheit, bleibe aber immer treu: “Wenn wir zurückkehren, nimmt er uns als Kinder auf in sein Haus, da er nie, auch nicht für einen Moment, aufhört, uns mit Liebe zu erwarten“.
Franziskus warnte vor der Gefahr, sich für gerecht zu halten und über die anderen zu urteilen. So urteilten wir auch über Gott, da wir dächten, er solle die Sünder züchtigen, sie zum Tod zu verurteilen statt ihnen zu vergeben. So riskiere man, nicht ins Haus Gottes zu gelangen, wie der Bruder des verlorenen Sohns, der sich ärgere, dass sein Vater ein Fest feiern lasse: “Wenn in unserem Herzen keine Barmherzigkeit ist, die Freude der Barmherzigkeit, sind wir nicht in Gemeinschaft mit Gott”, so der Papst, selbst wenn man alle Gebote befolge: “Es ist die Liebe, die rettet, nicht allein das Einhalten der Gebote. Es ist die Liebe zu Gott und zum Nächsten, die alle Gebote zur Erfüllung bringt”.
“Wenn wir nach dem Gesetz ‘Auge um Auge, Zahn um Zahn’ leben”, so der Papst abschliessend, “kommen wir nicht aus der Spirale des Bösen heraus. Der Teufel ist schlau, und er täuscht uns, damit, dass wir uns und die Welt mit unserer Gerechtigkeit retten können”. Tatsächlich aber könne uns allein die Gerechtigkeit Gottes retten, der urteile, indem er sein Leben für uns hingebe und so den Fürsten der Welt ein für alle Mal besiegt habe: “Dieser höchster Akt der Gerechtigkeit ist die Barmherzigkeit”. Jesus lade uns ein, ihm auf diesem Weg zu folgen. Franziskus forderte alle auf, einen Augenblick an einen Menschen zu denken, dem man nicht wohl gesonnen sei, um ihm dann zu vergeben und barmherzig zu sein.
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