Gottesliebe und Nächstenliebe gehören zusammen
Benedikt XVI.: Auf der Waage Gottes wiegt nicht die Quantität der Gaben, sondern das Gewicht des Herzens
Rom, kath.net/as, 11. November 2012, von Armin Schwibach
In seiner Ansprache vor dem traditionellen Gebet des Angelus ging Papst Benedikt XVI. vom Evangelium des heutigen 32. Sonntags im Jahreskreis über das Opfer der armen Witwe aus (Mk 12,38-44). Die Lesungen präsentierten als Vorbilder im Glauben zwei Witwen (vgl. auch Kön 17,10-16). Beide Frauen seien sehr arm. Gerade aber in ihrer Lage bewiesen sie einen grossen Glauben ab Gott.
Die erste Witwe trete im Zyklus der Berichte über den Propheten Elija hervor. Während einer Hungersnot empfange dieser vom Herrn den Auftrag, nach Sidon in heidnisches Gebiet zu gehen. Dort begegnete er dieser Frau. Er bitte sie um Wasser und um ein wenig Brot. Die Frau entgegnete: “Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Hand voll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug”. Da der Prophet dränge und ihr verspreche, dass ihr Mehl und Öl nicht fehlen würden, erfülle sie seinen Wunsch und werde belohnt.
Die zweite Witwe errege die Aufmerksamkeit Jesu im Tempel zu Jerusalem, wo die Menschen ihre Opfer darbringen. Jesus erkläre seinen Jüngern, dass ihr Opfer mehr wert sei als das der Reichen: “Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besass, ihren ganzen Lebensunterhalt” (Mk 12,44).
Aus diesen beiden Episoden der Heiligen Schrift könne eine kostbare Lehre über den Glauben gezogen werden. Der Glaube trete als innere Haltung dessen hervor, der sein Leben auf Gott gründe und sich ganz ihm anvertraue. In der Schrift seien Witwen und Waisen Menschen, denen sich Gott in besonderer Weise annehme. Dennoch sage die Schrift, dass ihre Lage als Bedürftige nicht ausreichend sei: “Gott fordert immer unsere freie Entscheidung für den Glauben, die in der Liebe zu ihm und zum Nächsten zum Ausdruck kommt. Keiner ist so arm, dass er nicht etwas schenken könnte”.
Durch das Almosen “bezeugen die Witwen die untrennbare Einheit von Glauben und Nächstenliebe wie auch von Gottesliebe und Nächstenliebe”, so Benedikt XVI. Hierzu erläutere der heilige Papst Leo der Grosse, dass auf der Waage der göttlichen Gerechtigkeit nicht die Quantität der Gaben wiege, sondern das Gewicht der Herzen.
Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüsste der Heilige Vater mit den folgenden Worten:
Von Herzen grüsse ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Im heutigen Sonntagsevangelium weist Jesus auf eine arme Witwe hin, die alles, was sie hat, für Gott hergibt. Der Herr lobt ihre Bereitschaft, sich ganz Gott anzuvertrauen. Sie weiss sich in Gott geborgen. Sie gibt Gott alles, weil sie alles von ihm erwarten darf. Der Herr selbst ist ihr Lebensunterhalt. Ihm geht es wirklich um den Menschen. Das ist die Gerechtigkeit Gottes, die so ganz anders ist als unser menschliches Berechnen. Bitten wir den Herrn, ihm mit Vertrauen stets auf dem Weg der Barmherzigkeit zu folgen. Euch und euern Familien wünsche ich trotz des schlechten Wetters einen schönen und gesegneten Sonntag.
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