Die gesamte Pädagogik ist sehr stark feminisiert worden
Mitglieder des Opus Dei bemühen sich seit 2006, in Potsdam ein Jungengymnasium aufzubauen
Doch die Hindernisse türmen sich, nicht zuletzt seitens der Landesregierung.
Potsdam, kath.net, 29. Oktober 2012
Schon ein normaler freier Schulträger hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen, will er eine neue Schule gründen. Doch die Gründung eines reinen Jungengymnasiums, obendrein durch Laienmitglieder des Opus Dei, das sorgt für heftige Auseinandersetzungen. Dies erfahren engagierte katholische Laien in Potsdam seit dem Jahr 2006. Momentan klagt das Bundesland Brandenburg beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig gegen das Projekt, das Urteil wird für den 30. 1.2013 erwartet.
Warum eine reine Jungenschule? Die gesamte Pädagogik sei “in den letzten Jahren sehr stark feminisiert worden”, stellte Opus-Dei-Mitglied Horst Hennert im Interview mit der “Märkischen Allgemeinen” fest und erläuterte, dass monoedukative Schulen besser auf die Besonderheiten der männlichen Schüler eingehen könnten. Immerhin fänden sich unter den besten 20 Schulen in Grossbritannien “nur drei, in denen Jungs und Mädchen gemeinsam lernen”. “In Kitas und Grundschulen gibt es fast nur weibliche Kräfte – die Identifikation mit ihnen fällt Jungen schwer”, so erläuterte Hennert. “Das Zappelphilipp-Syndrom betrifft zu 80 Prozent Jungen. Zwei Drittel der Sitzenbleiber sind männlich. Zum Beispiel haben Jungen einen viel stärkeren Bewegungsdrang als Mädchen – einfach wegen des Testosterons. Es fällt ihnen schwerer stillzusitzen. Mädchen sind viel pflegeleichter im Unterricht. Jungs tun sich schwerer mit Sprachen, sind aber in naturwissenschaftlichen Fächern stärker.”
Unterschiede zu normalen staatlichen Schulen würde Hennert bei der geplanten Potsdamer Schule beispielsweise im Punkt Sexualunterricht sehen: “Wenn ich Sexualaufklärung betreibe, kann ich es nicht dabei lassen, die biologischen Vorgänge wertneutral zu schildern, sondern ich muss ihre Finalität deutlich machen. Es gibt keine wertneutrale Sexualerziehung – wie es auch keine wertneutrale Unterrichtung gibt.” In anderen Bereichen seien die Unterschiede wenig bis gar nicht ausgesprägt, “die Frage: Gibt es eine katholische Mathematik” halte er für “nicht sehr intelligent”. Auch sei die Evolutionslehre von der katholischen Kirche akzeptiert, doch hier sei trotzdem klar: “Aus dem Nichts kommt nichts. Am Anfang, irgendwo, steht Gott. Für einen Atheisten steht das Fragezeichen am Anfang”.
Den starken Widerstand gegen das Schulprojekt in freier Trägerschaft ortete Hennert im Interview mit der “Märkischen Allgemeinen” nicht zuletzt auch in dem Fakt, dass der zukünftige Schulträger dem Opus Dei nahesteht. “Wir müssen aufklären, was das Opus Dei ist – das wird noch ein weiter Weg.” Denn es gebe viel “Desinformation über das Opus Dei”, “die Leute sagen: Vorsicht, hier kommt etwas Schlimmes in unsere Stadt!” Klar sei, dass von den Lehrern die Übereinstimmung mit dem katholischen Wertefundament erwartet werde, gerade auch im Bereich Familie. “Wenn ein Vorbild gegeben würde, das Familie ausschliesst – aus welchen Gründen auch immer – dann ist es schwierig. Wir werden niemanden diskriminieren. Aber wir werden Lehrer auswählen, die zu dieser Schule passen. In der katholischen Kirche ist es generell so, dass Angestellte, die sich scheiden lassen und wieder heiraten, dem Anstellungsvertrag widersprechen. Der Vertrag würde aufgelöst. Das ist kein Sondergut des Opus Dei, sondern die Lehre der katholischen Kirche.”
Hennert verwies auch auf die Erfahrungen des Opus Dei mit einer Mädchenschule in Jülich. Das dortige Gymnasium bestehe seit 40 Jahren und habe aktuell um die 700 Schülerinnen. Unter den Lehrkräften seien auch evangelische Lehrer zu finden, etwa 20 Prozent der Schülerinnen seien nicht katholisch, zeitweise habe es sogar eine muslimische Schulsprecherin gegeben.
Weiterführender Link: Das vollständige Interview in der “Märkischen Allgemeinen”
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