Froh, dabei gewesen zu sein

Die deutschen Bischöfe nehmen Abschied von der Bischofssynode

Rom, Die Tagespost, 28. Oktober 2012, von Guido Horst

Unter einem Nuntius versteht man gemeinhin einen Botschafter des Papstes. Für die Teilnehmer der römischen Bischofssynode hat der Begriff in den vergangenen Tagen eine andere Bedeutung erhalten. Die Versammlung zur Neuevangelisierung wird sich zum Abschluss ihrer Arbeiten mit einer “Botschaft” –”Nuntius” genannt – an das Volk Gottes wenden, und Abstimmungen über die einzelnen Passagen des Textes hatten die letzten Tage in der Synodenaula bestimmt. Zuvor waren in den zwölf Sprachgruppen und im Redaktionskomitee der Synode die sogenannten “Praepositiones” ausformuliert worden, die “Vorschläge”, die Papst Benedikt sozusagen als Frucht des dreiwöchigen Bischofstreffens entgegennehmen wird und die in das postsynodale Schreiben zur Neuevangelisierung einfliessen können.

“Wenn ich die jetzt zu Ende gehende Versammlung mit anderen Synoden vergleiche, so war diese jetzt positiv”, meint der Kölner Kardinal Joachim Meisner, den Papst Benedikt eigens zu den Beratungen nach Rom berufen hat, gegenüber dieser Zeitung. “Weil die Interventionen kurz waren und in den Sprachzirkeln die wirklichen Schwierigkeiten auf den Tisch kamen.” Für den Kölner Kardinal stand das Wort von der “Selbstevangelisierung” im Mittelpunkt seiner persönlichen Überlegungen. Wer den Glauben neu hinaus in die Welt tragen wolle, hatte der Kardinal mehrfach am Rande der Synode geäussert, müsse zuerst bei sich selber anfangen. Das Stossgebet eines Vaters des Zweiten Vatikanischen Konzils, “Herr, erneuere deine Kirche, aber fange bei mir an”, habe er zu seinem persönlichen Gebet gemacht. “Ich bin froh, dass ich dabei wa”“, meinte Meisner, “aber ich bin auch froh, dass ich jetzt wieder nach Hause komme.”

Das Gleiche gilt für die anderen drei deutschen Bischöfe, die an der Synode teilgenommen hatten. Es sei schon hart für einen Diözesanleiter, so Erzbischof Robert Zollitsch, sein Bistum drei Wochen zu verlassen. Als sich die deutschen Bischöfe am Donnerstag zu einem abschliessenden Gespräch den Journalisten stellten, überwog bei allen die Freude, nach drei Wochen Rom die Heimreise antreten zu können. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz kam bei der Gelegenheit auf sein Lieblingsthema zurück: Dass die Kirche immer häufiger Menschen begleiten müsse, die nicht in geordneten Eheverhältnissen leben. Das sei in verschiedenen Redebeiträgen zur Sprache gekommen und werde auch Eingang finden in die abschliessenden “Praepositiones”. Ansonsten ist dem Erzbischof der Dialog ganz wichtig, den Zollitsch als den zentralen Weg der Evangelisierung bezeichnete. Es sei für die Kirche heute notwendig, nahe bei den Menschen in der säkularen Welt zu sein, ihnen zuzuhören und Antworten zu finden. Als wichtige Orte habe die Synode vor allem die Pfarrgemeinde, aber auch die kleinen Gemeinschaften innerhalb der Gemeinden und ebenso die Familien genannt.

Der Osnabrücker Bischof Bode meinte, er habe zu Anfang der Versammlung befürchtet, dass bei den Redebeiträgen im Plenum zu starke Schwarz-Weiss-Zeichnungen überwiegen würden. Im Verlauf der Synode hätte sich das Grundthema aber in vielfältige Linien ausdifferenziert. Dabei sei deutlich geworden, so Bode, dass die Probleme für Glaube und Kirche nicht nur von aussen kämen, sondern auch innerhalb der Kirche bestünden. Kirche stehe heute einem erheblichen Vertrauensverlust gegenüber. Die Synode habe seiner Ansicht nach die in Deutschland bestehende “Dialogkultur” mit ihrem Vertrauen und Zugehen auf den Menschen bestätigt. Sie sei somit ein “ermutigender Anfang für viele neue Schritte” gewesen.

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst meinte, er, als “Synoden-Neuling”, habe die Bischofsversammlung als ein “Konzil im Kleinen” erlebt. Sie habe sich nicht als eine Form von Parlamentarismus präsentiert, sondern an die brüderliche Einheit im nachösterlichen Abendmahlssaal erinnert. Tebartz zeigte sich beeindruckt von der vatikanischen Organisation, die mit viel Disziplin mehr als zweihundert Synodenbischöfe zu Wort kommen liess. Der Limburger Bischof unterstrich insbesondere das Erwachsenen-Katechumenat. “Unschätzbar” für Katechese und Evangelisierung seien die katholischen Weltjugendtage gewesen. Auch für Bischof Bode hat die Synode Eindrücke des Zweiten Vatikanums neu aufleben lassen. Allerdings sei die Situation heute bedeutend komplexer als vor fünfzig Jahren. So gehe es darum, das grosse Schreiben von Papst Paul VI. über die Evangelisierung, “Evangelii Nuntiandi” von 1975, in die heutige Zeit hinein zu übersetzen. Etwa auf dem Gebiet der sozialen Kommunikation habe sich die Welt komplett verändert. Vor Jahren noch, fügte Kardinal Meisner an, hätten die deutschen Bischöfe darüber gesprochen, einen gemeinsamen katholischen Fernsehsender zu gründen. Heute gehe es um den gemeinsamen katholischen Internetauftritt.

Mit einem feierlichen Gottesdienst am morgigen Sonntag geht die dreizehnte ordentliche Vollversammlung der römischen Bischofssynode zu Ende.

Bischofssynode DBK

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