Berliner Rabbi geschlagen und antisemitisch beleidigt

Seine sechsjährige Tochter war Augenzeugin und wurde mit dem Tod bedroht

Die Polizei verdächtigt arabischstämmige Jugendliche.

Berlin, kath.net, 30. August 2012

Zusammengeschlagen und antisemitisch beleidigt wurde ein Berliner Rabbiner. Seine sechsjährige Tochter musste die Tat mit ansehen, sie wurde mit dem Tod bedroht. Darüber berichtete die “Welt”. Die Polizei vermutet nach eigenen Angaben, dass es sich bei den vier Tätern um arabischstämmige Jugendliche handelt. Bisher wurden keine Tatverdächtigen festgenommen. Inzwischen hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.

Der 53-jährige Rabbiner der jüdischen Gemeinde Berlin-Schöneberg war von den vier Jugendlichen zunächst darauf angesprochen worden, ob er Jude sei. Offenbar hatten sie seine jüdische Kopfbedeckung (er trug eine Kippa) gesehen, so die “Welt” weiter. Dann versperrten sie ihm und seiner Tochter plötzlich den Weg und verletzten ihm mit mehreren Schlägen auf den Kopf und ins Gesicht, dabei beleidigten sie sowohl ihn wie seinen Glauben. Der Rabbiner musste stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden.

Dieter Graumann, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte in einer Stellungnahme: “Dieser abscheuliche Angriff auf jüdische Menschen mitten in unserer Hauptstadt entsetzt und schockiert mich zutiefst.” Das berichtete die “Jüdische Allgemeine”. Graumann wies weiter darauf hin, dass “dieser Überfall” aber nicht “nur ein bösartiger Angriff auf das Judentum in Deutschland” sei, sondern “ein Angriff auf uns alle, auf unsere gemeinsamen Werte von Toleranz und von Liberalität”. Dies dürfe “unter gar keinen Umständen bagatellisiert werden. Wir Juden werden uns aber auch durch solche niederträchtigen Angriffe nicht einschüchtern lassen. Wir werden vielmehr weiterhin offen, leidenschaftlich und selbstbewusst unsere positive neue jüdische Zukunft hierzulande entschlossen aufbauen”.

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, äusserte, dass “der offen gezeigte Hass der Täter” sie schockiere und “mit grosser Sorge” erfülle. “Nach dem schrecklichen Anschlag in Toulouse zeigt nun spätestens dieser Angriff: Auch in Deutschland ist nicht nur der verbale sondern auch der gewaltsame Antisemitismus wieder ein ernstes gesellschaftliches Problem.”

Der Berliner regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit, sagte der “Jüdischen Allgemeinen”, dass er “diesen antisemitischen Überfall” “auf das Schärfste verurteile”.

Der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) verurteilte in einer Pressemitteilung auf der Homepage von Berlin “diese brutale Tat auf das Schärfste” und stellte fest: “Wer den Glauben anderer zum Anlass nimmt, Gewalt auszuüben, greift uns damit alle an. Solche Taten werden von den Sicherheitsbehörden unnachgiebig verfolgt. In unserer Stadt soll niemand Angst haben müssen, sich zu seiner Religion zu bekennen. Berlin”, so Henkel weiter, “ist eine weltoffene und tolerante Stadt, die auf ein friedliches Zusammenleben in religiöser Vielfalt setzt. Wer sich ausserhalb dieses Konsenses stellt, stellt sich auch ausserhalb unserer Gesellschaft. Hier kann, darf und wird es keine Toleranz geben.”

Auch Moshe Kantor, der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, hat nach Angaben der “Jüdischen Allgemeinen” den Anschlag massiv verurteilt. Er beklagte mit Bezug auf den Angriff auf eine Schule in Toulouse im vergangenen März: “Das Leben in Europa geht nach den Morden in Toulouse so weiter wie bisher, aber für die jüdische Gemeinschaft ist nichts mehr so, wie es einmal war.”

In Toulouse waren vier Menschen getötet worden, ein Lehrer und drei Schüler.

Jüdische Allgemeine: Wochenzeitung für Politik, Kultur und Religion

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