Die Bedeutung Fatimas für unsere Zeit UPDATE
“Wer glaubt, dass die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich”
Der Mensch selbst bestimmt zu einem guten Teil sein Schicksal und das der Welt
KathTube: Fatima – Internationaler Rosenkranz und Lichterprozession
Fatima: Diverse Beiträge
Unsere heutige Situation lässt die Frage aufstehen, ob wir nicht genau auf die Szenerie des dritten Fatimageheimnisses zugehen. Eine Betrachtung von Michael Gurtner
Linz, kath.net, 13. Mai 2012
“Wer glaubt, dass die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich”, sagte Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI., als er vor zwei Jahren Fatima besuchte. Damit scheint er jenen Meinungen zu widersprechen, welche das so genannte dritte Geheimnis von Fatima mit dem Papstattentat vom 13. Mai 1981 als erfüllt und abgeschlossen ansahen.
Und tatsächlich scheint es so zu sein, dass wir mitten im dritten Teil des Geheimnisses von Fatima stehen, zumindest können wir erkennen, dass sich das beschriebene Szenario in unserer heutigen Geschichtsstunde abzeichnet. Da dem so zu sein scheint, steht es uns an, nach der Bedeutung des dritten Fatimageheimnisses für unsere Zeit, ja nicht nur für unsere Zeit, sondern auch für uns persönlich zu fragen.
Denn eines ist sicher: wenn dem wirklich so ist, dass das dritte Geheimnis nicht beendet ist – und vieles deutet darauf hin, dass es nicht beendet ist-, dann ist selbiges von höchster Relevanz und schicksalsbestimmend für die nächste Zukunft.
Zunächst einmal müssen wir uns einige Grunddaten in Erinnerung rufen, um die Bedeutung recht einordnen zu können. Diese Grunddaten sind besonders im theologischen Kommentar des Heiligen Offiziums aus dem Jahre 2000 zusammengefasst, sowie in einigen Interviews mit Kardinal Tarcisio Bertone, welcher als damaliger Sekretär der Kongregation in besonderer Weise mit der Sache befasst war.
Zunächst einmal gilt mit dem damaligen Präfekt der Glaubenskongregation Joseph Kard. Ratzinger nochmals festzuhalten, dass Privatoffenbarungen generell der Prophetie zuzurechnen sind. Dies wird jedoch meist etwas zu kurz verstanden: eine Prophetie im biblischen Sinne ist keine Wahrsagerei, sondern eine Deutung des göttlichen Willens für eine gegenwärtige Situation.
Allein schon von daher lässt sich die Relevanz der himmlischen Botschaft erkennen. Die Privatoffenbarung konkretisiert etwas aus der allgemeinen Offenbarung und ruft es besonders ins Gedächtnis. Die dabei eventuell neu auftretenden Fakten (etwa Vorhersagungen geschichtlicher Ereignisse) sind dabei als Rahmen und Anlass der eigentlichen theologischen Kernaussage zu verstehen: das, was die theologische Aussage ist, wird im speziellen Hinblick auf die dargestellten Ereignisse gesagt.
Die theologische Kernaussage könnte dabei stets bereits aus der allgemeinen, abgeschlossenen Offenbarung her abgeleitet werden, der Himmel ruft dem Menschen jedoch etwas eindringlich ins Gedächtnis, damit er sozusagen das Heilmittel nicht übersieht.
Besonders in Fatima sehen wir, dass sich die theologische Aussage auf zwei Bereiche hin erstreckt, nämlich sowohl auf den natürlichen Bereich als auch auf den Bereich des Übernatürlichen, d.h. der Ewigkeit. Die eine Botschaft will also zweierlei: sowohl das irdische Wohl (indem der Krieg verhindert werden könnte, die Irrtümer Russlands verhindert werden könnten bzw. dann beendet werden könnten), als auch das Heil der Seelen.
Denn wir dürfen nicht vergessen, dass die Botschaft von Fatima im Grunde genommen ein einziges “Geheimnis” in drei Teilen ist, die sogenannten drei Geheimnisse stehen also in engem Zusammenhang zueinander und beziehen sich aufeinander.
Das Befolgen der Forderungen von Fatima (Gebet und vor allem die Busse) hat also eine doppelte Wirkung, da es sich auf Zeitliches wie Ewiges gleichermassen auswirkt: es wendet sowohl das Weltengeschick als auch das persönliche Seelenheil zum Guten.
Oder anders gewendet: Gebet und Busse bewahren die Welt vor Strafen, Kriegen und anderen Katastrophen, und die eigene Seele vor der ewigen Höllenverdammnis. Somit beeinflusst das Gebet und die Busse also Welt und Person, im Zeitlichen wie im Ewigen.
Fatima zeigt dem Menschen die gesamte Realität auf: die Bedrohung durch die Hölle ebenso wie die Rettung vor ihr. Gerade in unserer Zeit, heute noch mehr als damals bei den Erscheinungen, fehlt diese Gesamtheit oft in der Verkündigung: Man müsste wieder mehr von der Realität der Hölle sprechen, nicht nur von irdischen Heilsversprechen.
Hat man zuerst die Hölle verschwiegen, so verschweigt man mittlerweile sogar den Himmel, da dies zu naiv-kindlich anmutet.
Die Verkündigung bleibt heute oft im Irdischen stecken, und wenn sie doch einmal ins Ewige hineinreicht, dann meist in einem übertriebenen Heilsoptimismus. Was die Muttergottes in Fatima jedoch verkündete, war ein Heilsrealismus, der sowohl auf Verdammnis, als auch auf Heiligkeit hin geöffnet ist.
Zum zweiten ist auch die Zeit zu beachten, in welcher die Botschaft an die Welt erging: Es war die Zeit des Endes der grossen Monarchien, der Anfang einer neuen politischen Ära, deren fatalen Auswüchse erst im nachhinein vorstellbar wurden. In diesen Zeitenumbruch tritt der Himmel mit einer Warnung hinein: Der Mensch selbst bestimmt zu einem guten Teil sein Schicksal und das der Welt.
Die Macht des Gebetes wird uns so neu anschaulich, welche Kriege und Katastrophen zu verhindern vermag. Dass uns dies nur teilweise gelungen ist, hat der Lauf der Geschichte geoffenbart: Durch die Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens wurde nach Angaben Schwester Lucias der Atomkrieg verhindert und das unblutige Ende des Kommunismus eingeläutet.
Dass das gläubige Gebet und die Busse Berge zu versetzen vermag, wissen wir bereits aus der allgemeinen Offenbarung – Unsere Liebe Frau von Fatima rief es uns drastisch in Erinnerung und mahnte die Menschen, dies auch wirklich anzuwenden, da grosse Gefahren auf die Menschheit zukommen.
Dies gilt allgemein, aber ganz besonders in der Zeit, welche damals anbrach und bis heute nicht überwunden ist. Blicken wir in das letzte Jahrhundert zurück, so sehen wir deutlich als gemeinsamen Urgrund für die grossen Tragödien der Welt eine Gottlosigkeit: Der Mensch entthronte Christus den König und setzte sich an dessen Stelle, er nahm Mass an sich selbst anstatt an Gott.
Die Diktaturen, welche dabei herauskamen, sehen wir heute beschämt und leiden nach wie vor an ihnen: Nach wie vor bringt der nationalsozialistische wie auch der kommunistische Wahn Leid und Gewalt in die Welt. Dass sich derzeit, mehr als je zuvor, eine neue Gottlosigkeit ausbreitet, ist mehr als besorgniserregend, wenn wir bedenken, wohin uns die Gottlosigkeit bereits geführt hat. Wo sich der Mensch vom wahren Gott lossagt, dort scheitert er an sich selbst, da ihm etwas fehlt, was er selbst sich nicht zu geben vermag, sondern was er von Gott empfangen muss: Wahrheit.
Nur die Wahrheit macht wirklich frei, nur in der Wahrheit ist ein dauerhaftes Zusammenleben möglich. Da diese Wahrheit heute weitestgehend geleugnet wird, noch mehr als damals, wird der Boden für neue Diktaturen, vielleicht auch neue Formen der Diktatur bereitet.
Erste Anzeichen kündigen dies in den modernen Gesetzgebungen und Gesellschaftsentwicklungen an. Die Auswirkungen der Auflösung der Familie und der Gesellschaftsordnung lassen wohl schreckliches vorhersehen – doch das gesamte Ausmass sehen wir vermutlich noch nicht.
Wir befinden uns mitten in einem Kampf gegen die Wahrheiten Gottes. Es wird ein immer offenerer Kampf gegen Gott, seine Gebote und Naturgesetze, gegen die Kirche und seine Diener geführt. Papst und Papsttum waren nie so angegriffen wie heute, der Klerus wird beständig angegriffen, sofern er sich nicht dem Diktat der Welt beugt, die Gläubigen werden ihrer Glaubensrechte beraubt, und wer sich offen als Katholik bekennt, hat in der Welt immer mehr Schwierigkeiten. Als Katholik wird man mehr und mehr zum gesellschaftlichen Außenseiter, und aus der Politik ist der Glaube bereits ganz verschwunden – während man dem Islam immer mehr und mehr Rechte einräumt.
Unsere heutige Situation lässt die Frage aufstehen, ob wir nicht genau auf die Szenerie des dritten Fatimageheimnisses zugehen. Ob die Angriffe mit Schusswaffen auf Papst, Klerus und Gläubige als konkretes Ereignis zu verstehen sind, oder als Chiffre, können wir heute noch nicht sagen. Was wir aber mit Gewissheit sagen können, ist nur, dass es sich um reale Wirklichkeiten handelt, welche sich bereits heute nach und nach zu verwirklichen scheinen.
Diese Situation, wir müssen es im Lichte Fatimas leider sagen, bringt für viele Seelen die Gefahr der Höllenverdammnis mit sich. Das ist unpopulär, aber es entspricht dem, was uns die Offenbarung lehrt und Unsere Liebe Frau von Fatima ins Gedächtnis ruft.
Und genau darin besteht die heute ungebrochene Aktualität des dritten Geheimnisses von Fatima: Seit dem Niedergang der Monarchien war die Gottlosigkeit immer der Beginn von Verfolgungen (besonders auch der Kirche) und politischen Diktaturen.
Seit Jahrzehnten bahnt sich eine neue Gottlosigkeit und Ablehnung des Glaubens und der Kirche an, welche immer aggressiver und offener wird, und im Szenario zu enden droht, welches uns das dritte Geheimnis in dramatischer, aber auch realistischer Deutlichkeit zeichnet. Gebet und Busse sind die Rettung.
(Michael Gurtner ist Theologe aus der Erzdiözese Salzburg.)
Die Fatima-Geheimnisse auf der Vatikan-Homepage
Das Dritte Geheimnis von Fatima:
“Nach den zwei Teilen, die ich schon dargestellt habe, haben wir links von Unserer Lieben Frau etwas oberhalb einen Engel gesehen, der ein Feuerschwert in der linken Hand hielt; es sprühte Funken, und Flammen gingen von ihm aus, als sollten sie die Welt anzünden; doch die Flammen verlöschten, als sie mit dem Glanz in Berührung kamen, den Unsere Liebe Frau von ihrer rechten Hand auf ihn ausströmte: den Engel, der mit der rechten Hand auf die Erde zeigte und mit lauter Stimme rief: Busse, Busse, Busse!
Und wir sahen in einem ungeheuren Licht, das Gott ist: “etwas, das aussieht wie Personen in einem Spiegel, wenn sie davor vorübergehen” einen in Weiss gekleideten Bischof “wir hatten die Ahnung, dass es der Heilige Vater war”. Verschiedene andere Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen einen steilen Berg hinaufsteigen, auf dessen Gipfel sich ein grosses Kreuz befand aus rohen Stämmen wie aus Korkeiche mit Rinde.
Bevor er dort ankam, ging der Heilige Vater durch eine grosse Stadt, die halb zerstört war und halb zitternd mit wankendem Schritt, von Schmerz und Sorge gedrückt, betete er für die Seelen der Leichen, denen er auf seinem Weg begegnete.
Am Berg angekommen, kniete er zu Füssen des grossen Kreuzes nieder. Da wurde er von einer Gruppe von Soldaten getötet, die mit Feuerwaffen und Pfeilen auf ihn schossen. Genauso starben nach und nach die Bischöfe, Priester, Ordensleute und verschiedene weltliche Personen, Männer und Frauen unterschiedlicher Klassen und Positionen.
Unter den beiden Armen des Kreuzes waren zwei Engel, ein jeder hatte eine Giesskanne aus Kristall in der Hand. Darin sammelten sie das Blut der Märtyrer auf und tränkten damit die Seelen, die sich Gott näherten.
Schreibe einen Kommentar