Vor sechzig Jahren: “Nie wieder Krieg!”

“Nie wieder Krieg, nie wieder Krieg!” Sechzig Jahre sind vergangen, seit Paul VI., Bischof von Rom, seinen Friedensruf im Glaspalast der Vereinten Nationen ausstieß

Quelle
October 4, 1965 – Jacqueline Kennedy listens to Pope Paul VI’s address to the United Nations, NYC
Paolo VI e appello ONU contro la guerra-Intervista a De Mistura
Besuch der Vereinten Nationen – New York, 1965

Andrea Tornielli

Es war Montag, der 4. Oktober 1965. Die Welt, die zwanzig Jahre zuvor die ungeheure Tragödie des Zweiten Weltkriegs hinter sich gelassen hatte, war in zwei Blöcke geteilt, und es hatte gerade erst eine Zeit des Dialogs und des Tauwetters begonnen, mit ersten Versuchen einer Einigung über die Kontrolle der Atomwaffen.

“Ihr erwartet von uns dieses Wort”, sagte Papst Montini, “das sich seiner Ernsthaftigkeit und Feierlichkeit nicht entziehen kann: Nicht mehr gegeneinander, nie wieder! Zu diesem Zweck ist vor allem die Organisation der Vereinten Nationen entstanden: gegen den Krieg und für den Frieden!” Und er fügte hinzu: “Hört die klaren Worte eines großen Verstorbenen, John Kennedy”, der verkündete: “Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg wird der Menschheit ein Ende setzen.”

“Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg wird der Menschheit ein Ende setzen”

Kennedys Urteil offenbart seinen ganzen tragischen Realismus gerade in der dunklen Stunde, die die Welt derzeit durchlebt. Die Krise des Multilateralismus und von Institutionen wie der UNO ist für alle offensichtlich. Der Dritte Weltkrieg auf Raten, den Papst Franziskus vor über zehn Jahren anzuprangern begann, scheint sich auf unheimliche Weise zu nähern. Es ist, als hätte die Menschheit die Erinnerung an die jüngste Vergangenheit eingebüßt. Wir werden mit Millionen von vermeintlichen Informationen aus dem digitalen Zeitalter überschüttet, die uns das Gefühl geben, die bewussteste Generation zu sein – aber wir sind zugleich umgeben von Fake News, Kriegspropaganda und den unausgesprochenen Interessen der Waffenhersteller und Todeshändler.

Der Bruderkrieg im Herzen des christlichen Europas, ausgelöst durch den russischen Angriff auf die Ukraine, der Bruderkrieg im Herzen des Heiligen Landes, ausgelöst durch den unmenschlichen Terrorakt der Hamas und heute mit ungerechtfertigter Gewalt von der israelischen Armee fortgesetzt: Das sind nur zwei der vielen Konflikte, die weltweit ausgetragen werden und leicht in Vergessenheit geraten. Die Tragödie in Gaza, die Gefangennahme und Ermordung von Geiseln, das Massaker an der Zivilbevölkerung – an Zehntausenden von Kindern, Frauen und älteren Menschen – sowie die vielen zivilen Opfer des Krieges in der Ukraine sind eine Schande für das moralische Gewissen der Welt.

Eine Schande für das moralische Gewissen der Welt

Das Völkerrecht und das humanitäre Recht werden je nach den Interessen der Stärkeren ins Spiel gebracht oder gebrochen. Angesichts von Regierenden, die von Krieg sprechen, Krieg vorbereiten und enorme Summen in Rüstung investieren, hallt der Schrei des wehrlosen Papstes Paul VI. noch heute nach, von noch dramatischerer Aktualität als vor sechzig Jahren. Es sind Worte, die tief mit den Gefühlen der Völker im Einklang stehen, welche sich über die täglichen Massaker empören und die hoffen, dass sich endlich Diplomatie, Verhandlungen, Kreativität, Fähigkeit zum Dialog und zum Beschreiten neuer Wege des Friedens durchsetzen.

Um das Ziel der Vereinten Nationen zu umschreiben, hat Paul VI. vor sechzig Jahren “daran erinnert, dass das Blut von Millionen von Menschen und unzählige und unvorstellbare Leiden, sinnlose Massaker und gewaltige Zerstörungen den Pakt besiegeln, der euch verbindet, mit einem Schwur, der die zukünftige Geschichte der Welt verändern muss: Nie wieder Krieg, nie wieder Krieg! Der Frieden, der Frieden muss das Schicksal der Völker und der gesamten Menschheit leiten!”. Vergessen wir das nicht, vor allem heute nicht!

vatican news, 4. Oktober 2025

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