Forum Altötting: Mit Gott im Garten

Gemeinschaft Emmanuel – Eine echte “Herzenssache”: Beim Forum Altötting der Gemeinschaft Emmanuel campen Familien im Klostergarten – und erleben Glaube, Gemeinschaft und sommerliche Ferienfreude

Quelle
Forum Altötting, 7.-10. August 2025 (Trailer 3 min. mit engl. Untertitel)
Katholisches Lebensgefühl statt Campingtisch in der Fußgängerzone | Die Tagespost

12.08.2025

Esther von Krosig

Wer beim “Forum Altötting” zu den Campern im Innengarten des Kapuzinerklosters St. Konrad gehört, schläft fast Wand an Wand mit dem lieben Gott: Denn die Wiesen der idyllischen Gartenanlage grenzen an die Außenwand der großen Basilika St. Anna. Doch so still und friedlich es hier zugeht – man ist mittendrin im Geschehen. Der Kapellplatz, alljährlich das Zentrum des im August stattfindenden Glaubensfestivals der Gemeinschaft Emmanuel, ist nur wenige Gehminuten entfernt.

“Viele Teilnehmer haben anfangs gesagt: Wir machen das mit dem Campen ausnahmsweise, weil wir durch unsere späte Anmeldung keine andere Unterkunft gefunden haben. Aber nun kommen sie immer wieder, vor allem Familien mit Kleinkindern, da ihnen dieses ruhige Plätzchen so gut gefällt”, erzählt Markus Linnenbaum aus Münster, der den Zeltplatz seit 15 Jahren während des viertägigen Festivals leitet. In diesem Jahr wacht er über gut 80 Zelte und einige Wohnmobile und er meint, dass die Teilnahme am Glaubensforum verbunden mit dem Campen jedes Mal auch ein Ferienerlebnis sei. Kinder treffen andere Kinder auf dem Gelände und erkunden gemeinsam den Garten, ein Stück Rasen bleibt immer frei fürs Fußballspielen. Die Kapuzinerbrüder erlauben sogar, dass Äpfel von den Bäumen gepflückt und an den Brombeerbüschen genascht werden dürfen. Nur eines sei wichtig, so Markus Linnenbaum: “Am Grünstreifen gleich an der Kirche sind keine Zelte erlaubt. Da liegen die Beichtzimmer. Jeder hat seine eigenen Sünden, und die sollen seine eigenen bleiben.”

Für beichtwillige Camper kommt eigens ein Priester täglich in den Klostergarten, und auch die anderen der insgesamt 1500 Forumsteilnehmer finden Gelegenheit für das Sakrament der Buße: Rund um die Gnadenkapelle am Kapellplatz oder auf der Anbetungswiese stehen Stühle zu diesem Zweck bereit. Man kann dort einfach auch das Gespräch mit Mitgliedern der Gemeinschaft Emmanuel suchen und erzählen, was man so auf dem Herzen hat. Schließlich lautet das diesjährige Motto des Erwachsenenforums “Herzenssache” – im Herzen soll Platz geschaffen werden für Gott und für die Begegnung miteinander. Bei dem abwechslungsreichen Angebots-Mix aus Aktivität, Input und Austausch geschieht Begegnung an diesem Wallfahrtsort immer und überall.

Impulse, Beten und Chillen

Wer will, findet schnell Anschluss auch außerhalb des “offiziellen” Programms: Ob im Forumscafé oder bei der Essensausgabe an der Josefsburg, wo sich mittags und abends eine lange Schlange bildet. Hier steht Magdalena aus Köln an und sagt: “Ich bin zum dritten Mal beim Forum, weil man Gott erleben kann durch die Begegnung mit Menschen, die aus allen Richtungen anreisen, aus Wien, aus Süddeutschland, aus Polen. Mein zehnjähriger Sohn hat schon im Januar gesagt, dass er wieder nach Altötting fahren will.” Kinder und Jugendliche haben ihren eigenen Tagesablauf und werden je nach Alter in Gruppen eingeteilt – sie können Gemeinschaft erleben bei Spiel, Sport und Musik. Schon die Kleinen ab drei Jahren entdecken die Freude am christlichen Glauben spielerisch und kreativ, auf die Teens ab 13 Jahren wartet ein bunt gemischtes Programm mit Workshops und Impulsen, Beten und Chillen.

Am Samstag findet zudem ein Familiennachmittag statt, bei dem die Kinder ihre Eltern segnen können und wo später eine Stadtführung für Groß und Klein ansteht, weiterhin ist das Mitmach-Museum “Mathematikum” geöffnet und das Museum “Jerusalem Panorama” mit einer Zeitreise ins Heilige Land zur Zeit Christi. Das Erwachsenenprogramm ist in diesem Jahr etwas anders gestaltet als im Vorjahr, wo man unter etlichen Vorträgen und Workshops wählen konnte. Gemäß dem Motto “Herzenssache” liegt diesmal der Fokus auf der Begegnung und dem aktiven Aufeinanderzugehen. Dementsprechend legt Christian Schmitt, Vorsitzender der Caritas in der Diözese Münster, in seiner Predigt in der Freitagmorgen-Messe das Tagesevangelium aus (Mt 16,24–28), dessen Kernsatz ist: “Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.” Schmitt nennt dies den “Grundbauplan des Lebens” und erklärt: Wer nur danach trachtet, sein eigenes Leben zu retten, was nichts anderes ist, als nach Selbsterhaltung zu streben, nach Befriedigung eigener Interessen und Bedürfnisse, der verliert sein Leben, da es nicht zur vollen Entfaltung komme.

Die echte “Herzenssache”

Und umgekehrt: Wer bereit ist, sein Leben um des Namens Christi und um der Liebe willen einzusetzen – was bedeutet: wer die Beziehung zu Gott und den Mitmenschen ganz obenan stellt und Hingabe zeigt – der führt ein Leben, wie es von Gott gemeint und gewollt ist: “Wir sind von Gott aus Liebe für Liebe und aus Hingabe für Hingabe geschaffen.” Schmitt bezeichnet den “religiösen Indifferentismus” als ein großes Problem unserer Zeit – viele Menschen hätten aufgehört, nach dem Sinn des Lebens zu fragen und seien allein mit dem zufrieden, was die Welt ihnen biete. “Aber sie suchen nicht die transzendente Beziehung mit Gott, den wir ansprechen können und der uns anspricht. Hier liegt die echte Herzenssache”, so Schmitt. Ein lautes “Danke” für diese Worte schallt ihm aus der Gemeinde entgegen.

Zur konkreten Umsetzung der “Herzenssache” kommt es am Freitag- und Samstagnachmittag bei der Aktion der “runden und eckigen Tische”. Entstanden ist sie im vergangenen Oktober in Wien aus der Überlegung heraus, dass Menschen in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spannungen im Dialog miteinander bleiben sollten. Die Initiative nennt sich “Österreich der runden & eckigen Tische” und hat ihre Idee des gemeinsamen Essens mit unbekannten Menschen auf das Forum mitgebracht. Ab 15.30 Uhr sind auf dem Altöttinger Kapellplatz Tische und Bänke für etwa 250 Teilnehmer aufgestellt. Man kann unter zehn verschiedenen biblischen Themen wählen, darunter “Mahl mit den Zöllnern”, “Zu Gast bei Zachäus” oder auch “Die Brotvermehrung”. Einige Menschen entscheiden sich sofort für ein Thema, andere sind unentschlossen und brauchen ein wenig Unterstützung bei ihrer Wahl durch die Moderatoren, die auch die eineinhalbstündigen Gespräche an den Tischen leiten. Der Austausch untereinander beginnt mit einem “Speed-Dating”, bei dem zwei Tischnachbarn sich einander kurz vorstellen und mündet schließlich in einem allgemeinen Tischgespräch, das sich um das jeweilige Thema dreht. Bei “Zu Gast bei Zachäus” geht es etwa um Sehnsucht und Wendepunkte, Zutrauen und Jesus. Am Ende gibt es kein inhaltliches Fazit, sondern die Unterhaltungen dienen allein dem Zweck, sich offen und freundschaftlich auszutauschen, gemeinsam nachzudenken und eben von Herz zu Herz zu sprechen. Mit einem feierlichen Abschlussgottesdienst auf dem Kapellplatz ist das diesjährige Forum Altötting am Sonntag zu Ende gegangen.

Das nächste Forum Altötting findet vom 6. bis 9. August 2026 statt.

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