Wahre Freundschaft, ein Ja zur Berufung, gemeinsam missionarisch sein

Jubiläum der Jugend – Drei Lektionen, die Papst Leo etwa einer Million Jugendlichen in Tor Vergata bei Rom mit auf den Weg geben wollte

Quelle
Die Sonne ist Untergegangen, der Papst legt Weihrauch auf | Die Tagespost

03.08.2025

Guido Horst

Das Jubiläum der Jugend in Rom wurde immer dann besonders dicht und aussagekräftig, wenn es seine geistlichen Höhepunkte erreichte. Das galt am Freitag beim Tag der Buße und Vergebung, als die Zeltstadt im Circo Massimo mit ihren etwa 1000 Priestern die Masse der Jugendlichen gar nicht verkraften konnte, die dort ihre Beichte ablegen wollten. Nur in größeren Gruppen wurden die jungen Leute auf das Areal gelassen, bei den Wartenden rund um das historische Gelände herrschte eine gesammelte Atmosphäre – unterbrochen durch Lieder und Gesänge, die einzelne Gruppen anstimmten. An diesem Tag wurde das alte Stadion der Römer wirklich zum größten Beichtstuhl der Welt.

Dass das Jugendtreffen im Heiligen Jahr auch geistlich in die Tiefe ging, galt besonders für die Vigilfeier mit Leo XIV. am Samstagabend auf einer großen Freifläche in Tor Vergata, einem Stadtteil am Rande Roms. Der Papst war mit dem Helikopter neben dem Feld gelandet und fuhr erst einmal eine halbe Stunde durch die Reihen der Jugendlichen. Eine Million junge Menschen sollen es nach Angaben der Medien gewesen sein. Nach einem sechsstündigen Vorprogramm mit Musik und Zeugnissen, das auch seine Längen und Durststrecken kannte, begann zum Sonnenuntergang die eigentliche eucharistische Feier. Vor einer längeren Zeit der Anbetung und dem Segen mit dem Allerheiligsten wollte Papst Leo den jungen Leuten aus etwa 150 Ländern einige Gedanken mit auf den Weg geben. Sie betrafen allesamt zentrale Fragen eines jungen Menschen auf dem Weg des Glaubens. Drei Jugendliche stellten drei Fragen, der Papst beantwortete sie auf Italienisch, Englisch und Spanisch.

Freundschaft mit Christus

Ein Mädchen fragte Papst Leo, wie aufrichtige Freundschaft und wahre Liebe zur wahren Hoffnung führen könnten. Leo ging von den sozialen Medien aus, die jedoch als Instrumente der Verbindung von Menschen ambivalent sein könnten, wenn sie von “kommerziellen Logiken und Interessen beherrscht werden, die unsere Beziehungen in tausend Einzelteile zerreißen”. Dann würden die Beziehungen zu anderen verworren, angstbesetzt oder instabil. “Wenn das Instrument den Menschen beherrscht, dann wird der Mensch zum Instrument: ja, zu einem Instrument des Marktes und damit selbst zu einer Ware. Nur aufrichtige Beziehungen und stabile Bindungen lassen gute Lebensgeschichten gedeihen.”

Wie schon so oft verwies Papst Leo auf den heiligen Augustinus: Auch er habe eine stürmische Jugend durchlebt, aber sich nicht damit begnügt. Augustinus “erstickte den Schrei seines Herzens nicht. Er suchte die Wahrheit, die nicht enttäuscht, die Schönheit, die nicht vergeht. Wie hat er sie gefunden? Wie hat er eine aufrichtige Freundschaft gefunden, eine Liebe, die in der Lage ist, Hoffnung zu schenken? Indem er denjenigen fand, der ihn bereits suchte: Jesus Christus.” Die Freundschaft mit Christus, die am Anfang des Glaubens stehe, so der Papst weiter, sei nicht nur eine Hilfe unter vielen, um die Zukunft aufzubauen, sondern sie sei der Leitstern. “Wenn unsere Beziehungen diese intensive Verbindung zu Jesus widerspiegeln, werden sie mit Sicherheit aufrichtig, großherzig und wahrhaftig.”

Das Leben als Berufung

Ein weiteres Mädchen stellte die nächste Frage, diesmal ging es um den Mut zur Entscheidung, letztlich um die eigene Berufung. “Liebe junge Menschen”, sagte Leo diesmal auf Englisch, “das Entscheiden lernen wir durch die Prüfungen des Lebens und vor allem, indem wir uns daran erinnern, dass wir erwählt wurden”. Jeder habe das Leben geschenkt bekommen, ohne es gewählt zu haben. “Am Anfang unseres Daseins stand nicht eine Entscheidung von uns, sondern eine Liebe, die uns gewollt hat.” Deshalb komme der Mut zur Entscheidung aus der Liebe, die Gott in Christus offenbare. “Er ist es, der uns mit seinem ganzen Sein geliebt hat, indem er die Welt gerettet und uns so gezeigt hat, dass das Geschenk des Lebens der Weg ist, um uns selbst zu verwirklichen. Deshalb entspricht die Begegnung mit Jesus den tiefsten Erwartungen unseres Herzens, denn er ist die menschgewordene Liebe Gottes.”

Und Papst Leo zitierte Johannes Paul II., der auf demselben Areal in Tor Vergata zu zwei Millionen Jugendlichen vor genau 25 Jahren gesagt hatte: “Es ist Jesus, den ihr sucht, wenn ihr vom Glück träumt; Er ist es, der auf euch wartet, wenn euch nichts von dem zufriedenstellt, was ihr vorfindet. Er ist die Schönheit, die euch so anzieht. Er ist es, der euch provoziert mit jenem Durst nach Radikalität, der euch keine Anpassung an den Kompromiss erlaubt. Er ist es, der euch dazu drängt, die Masken abzulegen, die das Leben verfälschen. Er ist es, der in euren Herzen die wahreren Entscheidungen herausliest, die andere am liebsten ersticken würden.” Dann, so fuhr Papst Leo fort, weiche die Angst der Hoffnung, “weil wir sicher sind, dass Gott vollendet, was er begonnen hat”. Das sei es, was ein Priester und eine Ordensfrau voller Freude und Freiheit sagen: “Ich nehme dich als meine Braut und als meinen Bräutigam an.” Und das sei auch der Satz, der die Liebe von Mann und Frau in ein wirksames Zeichen der Liebe Gottes verwandle. “Das sind tiefgreifende und bedeutsame Entscheidungen: Die Ehe, das Weihesakrament und das gottgeweihte Leben drücken die freie und befreiende Selbsthingabe aus, die uns wirklich glücklich macht.” “Entscheidungen: Die Ehe, das Weihesakrament und das gottgeweihte Leben drücken die freie und befreiende Selbsthingabe aus, die uns wirklich glücklich macht.”

Die Kirche als Wegbegleiterin

Die dritte Frage: Wie könne man dem auferstandenen Herrn im Leben wirklich begegnen? Jetzt sprach der Papst Spanisch: “Papst Benedikt XVI. sagte gern, dass diejenigen, die glauben, niemals allein sind. Mit anderen Worten: Wir begegnen Christus in der Kirche, das heißt in der Gemeinschaft derer, die ihn aufrichtig suchen. Der Herr selbst führt uns zusammen, um eine Gemeinschaft von Gläubigen zu bilden, die sich gegenseitig unterstützen. Wie sehr braucht die Welt Missionare des Evangeliums, die Zeugen der Gerechtigkeit und des Friedens sind! Wie sehr braucht die Zukunft Männer und Frauen, die Zeugen der Hoffnung sind! Liebe Jugendliche, dies ist die Aufgabe, die der auferstandene Herr einem jeden von uns anvertraut!” Jeder, so sagte Leo weiter, solle so zu Jesus beten: “Danke, Jesus, dass du mich gerufen hast. Mein Wunsch ist es, einer deiner Freunde zu bleiben, damit ich, indem ich dich ganz in meinem Leben annehme, auch ein Wegbegleiter für alle sein kann, denen ich begegne. Gib, o Herr, dass diejenigen, die mir begegnen, dir begegnen, auch durch meine Grenzen und Schwächen hindurch.” Jedes Mal, schloss Leo XIV., “wenn wir diese Worte beten und auf den gekreuzigten Herrn schauen, setzen wir unsern Dialog fort, weil unsere Herzen in ihm vereint sein werden. Mein abschließender Gebetswunsch für euch ist, dass ihr im Glauben standhaft bleibt, mit Freude und Mut! Danke.”

DT/gho

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