Papst: Arme nicht am Rand, sondern im Mittelpunkt der Kirche
Papst Leo XIV. hat mit der Botschaft zum IX. Welttag der Armen an diesem Freitag seine erste Botschaft zu einem Welttag veröffentlichen lassen. Darin ruft der neue Pontifex dazu auf, die Armen nicht als Randthema, sondern als Herzstück der christlichen Gemeinschaft zu verstehen. Die Kirche begeht den von Papst Franziskus ausgerufenen Welttag der Armen in diesem Jahr am 16. November 2025
Quelle
Wortlaut: Die Botschaft von Papst Leo zum Welttag der Armen – Vatican News
Sonntag, 17. November: Der 8. Welttag der Arme
Botschaften Welttag der Armen | Franziskus
Christine Seuss – Vatikanstadt
Unsere Hoffnung kann letztlich nicht auf menschliche Sicherheiten wie Reichtum, Macht oder Besitz gründen– sondern allein auf Gott. Daran erinnert Papst Leo XIV. in seiner Botschaft zum IX. Welttag der Armen, die an diesem Freitag, dem Gedenktag des heiligen Antonius von Padua, der als Patron der Armen gilt, veröffentlicht wurde. Es ist Leos erste Botschaft zu einem kirchlichen Welttag.
“Die christliche Hoffnung […] ist eine Gewissheit auf dem Lebensweg, weil sie nicht von menschlicher Kraft abhängt, sondern vom Versprechen Gottes, der immer treu ist”, schreibt Papst Leo darin wörtlich.
Die schlimmste Armut ist, Gott nicht zu kennen“
Diese Hoffnung zeige sich besonders eindrucksvoll im von “Entbehrungen, Gebrechlichkeit und Ausgrenzung” geprägten Leben der Armen. Sie könnten zu Zeugen einer tiefen und echten Hoffnung werden, weil sie sich auf Gott verließen, wo ihnen sonst wenig Halt bleibe, so Papst Leo XIV. in seiner Botschaft. Gleichzeitig sei ihre Lebenssituation ein Ruf an die Gesellschaft, den Wert und die Kraft des Glaubens neu zu entdecken: “Die schlimmste Armut ist, Gott nicht zu kennen”, unterstreicht er mit einem Zitat seines Vorgängers Franziskus aus Evangelii Gaudium:
“Die schlimmste Diskriminierung, unter der die Armen leiden, ist der Mangel an geistlicher Zuwendung. Die riesige Mehrheit der Armen ist besonders offen für den Glauben; sie brauchen Gott und wir dürfen es nicht unterlassen, ihnen seine Freundschaft, seinen Segen, sein Wort, die Feier der Sakramente anzubieten und ihnen einen Weg des Wachstums und der Reifung im Glauben aufzuzeigen (EG, Nr. 200)”
“Alle Güter dieser Erde […] genügen nicht, um das Herz glücklich werden zu lassen”
In diesem Zusammenhang erinnerte Leo an „eine Regel des Glaubens und ein Geheimnis der Hoffnung“:
„Alle Güter dieser Erde […] genügen nicht, um das Herz glücklich werden zu lassen.“ Im Gegenteil, Reichtümer täuschten oft und führten zu „besonders dramatischen Situationen der Armut“ wie der, dass man meine, Gott nicht mehr zu brauchen.
Glaube, Hoffnung, Liebe
Die christliche Hoffnung, auf die das Wort Gottes verweise, sei vielmehr eine „Gewissheit“ auf dem Lebensweg, gerade weil sie nicht von menschlicher Kraft abhänge. Glaube, Hoffnung und Liebe seien untrennbar miteinander verbunden und stünden – wie die Tradition der Kirche immer wieder bekräftige – in einer fruchtbaren Wechselbeziehung, so Papst Leo XIV. weiter.
„Die Hoffnung erwächst aus dem Glauben […] auf dem Fundament der Liebe, die die Mutter aller Tugenden ist. Und die Liebe ist das, was wir heute, was wir jetzt brauchen.“
Diese Liebe zeige sich auch im Einsatz für Gerechtigkeit und in der Übernahme von Verantwortung. Armut sei aber kein unausweichliches Schicksal, sondern sie habe Ursachen – oft sei dies strukturelle Ungleichheit, erinnert der Papst: „Den Armen zu helfen ist in der Tat eine Frage der Gerechtigkeit, noch bevor es eine Frage der Nächstenliebe ist.“
Materielle Hilfe allein genüge jedoch nicht. Die Kirche ist gerufen, den Armen nicht nur Brot zu geben, sondern auch das Evangelium, die Sakramente, geistliche Begleitung – kurz: das Zeugnis der Liebe Gottes.
„Die Armen sind keine Zusatzbeschäftigung für die Kirche, sondern vielmehr die am meisten geliebten Brüder und Schwestern, weil jeder von ihnen durch sein Leben und auch durch die Worte und die Weisheit, deren Träger er ist, dazu anregt, mit der Wahrheit des Evangeliums konkret in Berührung zu kommen.“
Ein Aufruf zum Handeln – im Geist des Heiligen Jahres
Mit Blick auf das Heilige Jahr 2025, das Papst Franziskus unter das Motto „Pilger der Hoffnung” gestellt hat, fordert Papst Leo weiter dazu auf, angesichts der Armut nicht gleichgültig zu bleiben:
„Die Armen sind keine Objekte unserer pastoralen Fürsorge, sondern kreative Subjekte, die uns herausfordern, immer neue Wege zu finden, das Evangelium heute zu leben.“
Es brauche konkrete Zeichen der Hoffnung: Initiativen wie Familienhäuser, Anlaufstellen, Bildungsangebote, Tafeln oder Schlafplätze für Bedürftige – große und kleine Werke der Barmherzigkeit, so der Papst, dessen Dikasterium für die Nächstenliebe gemeinsam mit dem Dikasterium für Evangelisierung insbesondere rund um den Welttag spezielle zusätzliche Initiativen für Arme ins Leben ruft.
„Arbeit, Bildung, Wohnung und Gesundheit sind Voraussetzungen für eine Sicherheit, die wir niemals mit Waffen erreichen können“, betont Papst Leo abschließend.
Welttag wird seit 2017 begangen
Leos Vorgänger Franziskus hatte den Welttag der Armen 2017 ins Leben gerufen und ihn seither regelmäßig selbst mit Armen verbracht, beispielsweise durch die Feier einer Messe und mit einem gemeinsamen Mittagessen. Rund um den Welttag organisiert das Dikasterium für die Evangelisierung, gemeinsam mit dem Dikasterium für die Nächstenliebe, für gewöhnlich auch spezielle Dienstleistungen für Arme, darunter auch ein kostenloses Ärztezentrum, beim Vatikan. Damit soll der Welttag, mehr als einen rein symbolischen Akt, auch eine konkrete Mahnung zum Handeln darstellen und daran erinnern, dass die Armen im Mittelpunkt der Kirche stehen – nicht nur als Empfänger von Hilfe, sondern als Menschen, durch die wir Gott selbst begegnen. Der Welttag findet jeweils am 2. Sonntag vor dem 1. Advent statt.
(vatican news)
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