Wochenheiliger – Der Wachsfiguren-Wundertäter
Der selige Lorenzo Salvi CP steht für die Verehrung des Jesuskindes – Mystik im Zeitalter der Aufklärung. Im turbulenten 19. Jahrhundert widersetze er sich auch Napoleon. Sein Gedenktag ist der 12. Juni
Quelle
Der “Bankier Gottes” aus Bozen | Die Tagespost
Seliger Lorenzo Salvi – Passionisten
Auf den Spuren des Stifters – Passionisten
12.06.2025
Claudia Kock
Im Jahr 1773 schenkte Papst Clemens XIV. dem heiligen Paul vom Kreuz ein Gelände in Rom auf dem Caelius, wo sich seitdem das Generalat des Ordens befindet. Hier verstarb der Ordensstifter der Passionisten zwei Jahre später. Am Eingang seiner bis heute erhaltenen Sterbezelle steht eine aus Wachs geformte Figur des Jesuskindes, das Werk des Passionisten Lorenzo Salvi, der in der Epoche kurz nach der Französischen Revolution, als der Zeitgeist von Rationalität und Aufklärung geprägt war, die Liebe zum Jesuskind in den Mittelpunkt rückte, zu dem Gott, der aus Liebe Mensch geworden ist. Er wurde am 1. Oktober 1989 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen; sein Gedenktag ist der 12. Juni.
Lorenzo Salvi wurde am 30. Oktober 1782 in Rom im Palast der adligen Familie Carpegna geboren, wo sein Vater als Verwalter tätig war. Als er einen Monat alt war, starb seine Mutter, und Lorenzo wuchs bei seinem Vater und einer Stiefmutter sowie mit vier Halbgeschwistern auf. Er erhielt eine christliche Erziehung; zu seinen Freunden zählten der heilige Gaspare del Bufalo (1786–1837) sowie Bartolomeo Cappellari (1765–1846), der spätere Papst Gregor XVI. Mit 18 Jahren entschied sich Lorenzo, Priester zu werden und bei den Passionisten einzutreten, woraufhin sein Vater ihm ein Jahr Bedenkzeit auferlegte. Auf den Tag genau nach Ablauf dieses Jahres trat er in das Noviziat der Passionisten auf dem Monte Argentario ein und legte am 20. November 1802 die Ordensprofess ab. Anschließend studierte er in Rom, wo er am 29. Dezember 1805 zum Priester geweiht wurde.
Im Mittelpunkt stand das Geheimnis von Betlehem
1808 marschierte Napoleon mit seinen Truppen in den Kirchenstaat, der damals große Teile Mittelitaliens umfasste, ein. Die Ordensgemeinschaften wurden aufgehoben, von Priestern ein Treueeid auf den Kaiser verlangt. Da Lorenzo diesen verweigerte, musste er 1811 fliehen und fand Zuflucht im Kloster von Pievetorina in den Marken. Hier hatte er im folgenden Jahr ein mystisches Erlebnis: Während einer schweren Krankheit erschien ihm das Jesuskind, das ihn auf wunderbare Weise heilte. Im Mittelpunkt seiner Spiritualität stand ab diesem Zeitpunkt das Geheimnis von Betlehem, das “süßeste und lieblichste aller Mysterien”. Er legte neben den vier bei den Passionisten üblichen Gelübden – Armut, Keuschheit, Gehorsam sowie die Verehrung und Verkündigung des Leidens Jesu – ein fünftes Gelübde ab, die besondere Verehrung des Jesuskindes. Diesem widmete er einen großen Teil seines Apostolats und zahlreiche Schriften, und die Herstellung von Jesuskindfiguren aus Wachs wurde für ihn zu einer besonderen kontemplativen Tätigkeit.
1815 konnte Lorenzo nach Rom zurückkehren und bekleidete im Anschluss verantwortungsvolle Posten innerhalb des Ordens. Er wurde zum Hausoberen in Terracina, auf dem Monte Argentario und in Sant’Angelo di Vetralla bei Viterbo gewählt. 1829 wurde er Hausoberer des Generalats in Rom in einer sehr heiklen Situation, als der amtierende Obere wegen Unstimmigkeiten mit dem Generaloberen die Kongregation zusammen mit einigen Mitbrüdern verlassen hatte. 1832 wurde Lorenzo in diesem Amt bestätigt und konnte zusammen mit dem später ebenfalls seliggesprochenen Domenico Barberi den Frieden in der Gemeinschaft wiederherstellen. Im Revolutionsjahr 1848, als Papst Pius IX. Rom verlassen musste und ins Exil nach Neapel ging, wurde Lorenzo erneut zum Hausoberen des Generalats gewählt und führte die Passionisten gut durch diese turbulente Zeit. Er war allen ein Vorbild im kontemplativen Leben und im Gebet und stellte hohe Ansprüche an die Treue zur Gemeinschaft und zur Ordensregel.
1856 sandte der Obere Lorenzo nach Capranica bei Vetralla, um dort die Kranken zu segnen. Lorenzo ging im Gehorsam hin, prophezeite aber, dass er nicht länger als drei Tage dort sein werde. Er traf am 9. Juni ein, besuchte und segnete die Kranken und hörte zahlreiche Beichten. Am 12. Juni starb er an einem Schlaganfall. Er hatte bereits zu Lebzeiten als Wundertäter im Namen des Jesuskindes gegolten, und nach seinem Tod wurde sein Leichnam in einer Prozession durch die Straßen getragen. Das Grab des seligen Lorenzo Salvi befindet sich in der Klosterkirche der Passionisten in Vetralla.
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