Entflieht Leo XIV. der Hitze Roms nach Castel Gandolfo?

Päpstliche Sommerfrische – Überraschender Besuch des Papstes in der Sommerresidenz am Albaner See – Franziskus hatte mit der Tradition seiner Vorgänger gebrochen

Quelle
Castel Gandolfo – Wikipedia
Kryptoportikus – Wikipedia

aktualisiert am 30.05.2025

Guido Horst

Überraschend hat Leo XIV. am Donnerstag die päpstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo besucht. Christi Himmelfahrt ist in Italien kein Feiertag – im Vatikan aber schon. Und der Papst nutzte den Ruhetag, um sich das 55 Hektar große Gelände am Albaner See südlich von Rom anzuschauen.

Wie das vatikanische Presseamt mitteilte, besichtigte Leo die kleine landwirtschaftliche Schule “Borgo Laudato sì”, die Papst Franziskus 2023 für benachteiligte Menschen gegründet hat und an der Flüchtlinge, arbeitslose Jugendliche oder Menschen mit Behinderung unter Leitung des aus der Diözese Chicago stammenden Priesters Manuel Dorantes Kurse in integraler Ökologie belegen können.

Der Papst besuchte aber auch den Apostolischen Palast, der seinen Vorgängern bis zum Emeritus Benedikt XVI. vor allem als Sommerresidenz diente. Franziskus änderte diese Praxis, er verbrachte auch die Sommermonate in Santa Marta im Vatikan und ließ die Papstresidenz in Castel Gandolfo – die privaten Zimmer von Benedikt XVI. und seinen Begleitern eingeschlossen – noch zu dessen Zeiten im Vatikankloster “Mater Ecclesiae” in ein Museum umwandeln. Auch die Weinreben, die ein Winzer dem deutschen Papst geschenkt hatte und die im Garten der Anlage eingepflanzt worden waren, ließ dessen Nachfolger herausreißen.

Ein harter Schlag für die Gemeinde

Der Sommer naht und es stellt sich Frage, ob Papst Leo wieder die Tradition der Päpste vor Franziskus aufgreift, mehrere Wochen oder die gesamte Sommerzeit bis in den September hinein außerhalb Roms zu verbringen. Die päpstliche Sommerresidenz in Castel Gandolfo bietet sich an und der kleine Ort “lebte” früher regelrecht von den Touristen und Gläubigen, die am Sonntag zum Gebet des Angelus mit dem Papst in die Gemeinde kamen.

Es war ein herber Schlag für die Gastronomie und die Einwohner von Castel Gandolfo, dass Franziskus mit der Gewohnheit seiner Vorgänger brach, an dem etwas höher gelegenen Ort mit seinen angenehmeren Temperaturen den Sommer zu verbringen. Damit wieder ein Papst längere Zeit in der Sommerresidenz verbringen kann, müsste allerdings das Museum, in dem man unter anderem einen Bayern-Wimpel von Benedikt besichtigen kann, wieder zurückgebaut werden.

Ein legendärer Garten

Der Aufenthalt in Castel Gandolfo schloss in der Vergangenheit nicht aus, dass die Päpste auch noch woanders eine Zeit der Erholung verbracht haben. Johannes Paul II. etwa in den Abruzzen und Benedikt XVI. in Brixen. Auch Papst Leo könnte für eine gewisse Zeit im Sommer einen Ferienort wählen, etwa ein abgelegeneres Kloster des Augustiner-Ordens wie das Heiligtum der “Mutter vom Guten Rat” in Genazzano, das er zwei Tage nach seiner Wahl aufgesucht hatte. Aber davon unabhängig wäre der längere Aufenthalt im Apostolischen Palast von Castel Gandolfo, wo die Päpste auch gearbeitet haben. Das aber in einer ungleich schöneren Umgebung als im kleinen Kirchenstaat hinter dem Petersdom. Die weite Gartenanlage von Castel Gandolfo gilt wegen ihrer beeindruckenden Schönheit als legendär. Papst Leo besuchte auch noch den Kryptoportikus, eine Gebäude mit archäologischen Überresten des Audienzsaals von Kaiser Domitian.

Wie der Vatikan am Donnerstagabend mitteilte, erinnerte Leo dort an Papst Pius XII., der 1944, nach der Bombardierung der Region Castelli Romani während des Zweiten Weltkriegs, insgesamt über 12.000 Menschen auf dem Gelände des Kryptoportikus Zuflucht gewährte. Bereits während der deutschen Besetzung Roms ab Herbst 1943 hatte der Pacelli-Papst die Sommerresidenz in Castel Gandolfo für 3.000 Verfolgte geöffnet, der Großteil von ihnen waren Juden. Dass Leo XIV. jetzt die Sommerresidenz aufgesucht hat, kann man so deuten, dass er die “Rückkehr der Päpste” in die Residenz in den Albaner Bergen zumindest in Erwägung zieht.

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