Leo XIV. — in den Fußstapfen bedeutender Päpste
Ein Papstname ist Programm. Der Name Leo verweist auf Päpste, die in der Kirchengeschichte eine wichtige Rolle gespielt haben und in deren Tradition Leo XIV. nun steht
Quelle
Der Name Leo ist ein Programm | Die Tagespost
Leo XIII.: Rundschreiben Aeterni Patris
An der Wende des 20. Jahrhunderts – Eine katholische Perspektive
Divinum illud munus – Wikipedia
Manfred Lütz: “Das ist eine gute Wahl!” | Die Tagespost
Pius IX. – Wikipedia
09.05.2025
Dorothea Schmidt
“Viva il papa!”, riefen die Gläubigen in freudiger Erwartung, als weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufstieg und man gespannt darauf wartete, dass sich hinter dem roten Vorhang etwas tun würde. Und dann trat ein Mann hervor, der sich den Namen Leo XIV. gegeben hat. Es ist ein Name, der auf bedeutende Vorgänger verweist, insbesondere auf Leo I., der auch Leo der Große genannt wurde, und Leo XIII.
Leo I. gehört zu den größten Papstgestalten der Kirchengeschichte überhaupt. Er war von 440 bis 461 Papst – der erste der Geschichte, der das Papsttum im Sinne der universalen Verantwortung für die Kirche verstanden und dieses Primatsbewusstsein auch dokumentiert hat. Christus habe zu Petrus gesagt, so Leo I. in seiner Sermo IV, der Predigt zu seinem Weihetag: “Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Und alles, was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein. Und alles was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.” Dem einen Leiter der Kirche werde eine gesonderte Vollmacht anvertraut. “Dieses Vorrecht des heiligen Petrus gilt auch für seine Nachfolger, sooft sie von seinem Gerechtigkeitssinn erfüllt, ein Urteil sprechen.”
Auf dem Boden der kirchlichen Tradition und Lehre
Leo I. kämpfte um die Integrität der kirchlichen Lehre in einer Zeit, die durch schwere Lehrstreitigkeiten, insbesondere in der Christologie, gekennzeichnet waren. Als sein Schreiben an den Patriarchen Flavian auf dem Konzil von Chalzedon verlesen wurde, akklamierten die Konzilsväter mit dem berühmten Ausruf: “Durch Leo hat Petrus gesprochen.”
Außerdem zeichnete er sich als begnadeter Prediger aus, der dem Volk nahestand. Sein Kampfesgeist zeigt sich heute oft in Darstellung seiner Person mit einem Drachen. Seine Ausstrahlung muss derart überzeugend und mächtig gewesen sein, dass er den Hunnenkönig Attila, dem er 452 in Mantua begegnete, davon abbringen konnte, in Italien einzufallen und Rom zu erobern. Einer Legende nach sollen die Apostel Petrus und Paulus mit einem Schwert erschienen sein und der geistlichen Macht zum Sieg verholfen haben.
In den Fußstapfen des heiligen Augustinus
Als Augustiner auf dem päpstlichem Thron steht der neue Papst Leo XIV. wie Leo I. theologisch in den Fußstapfen des heiligen Augustinus (354-430). Bei seinem ersten Auftritt nach dem Konklave zitierte er auch einen bekannten Satz des Heiligen: “Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof” — ein ebenso fast programmatischer Ausruf wie seine ersten Worte: “Der Friede sei mit Euch” — der Gruß des Auferstandenen an seine Jünger, in denen dadurch neue Hoffnung und neuer Friede aufkeimte.
Friede war im Übrigen ein Ziel eines weiteren päpstlichen Vorgängers mit dem Namen Leo: Leo XIII. Er war von 1878 bis 1903 Papst und ein großer Diplomat und Versöhner. Dessen Vorgänger Pius IX. hatte ihm viele Konflikte und Spannungen zwischen Rom und anderen Staaten wie Gallien, Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland hinterlassen. Leo XIII. schaffte es als großer Diplomatenkünstler, die Verhältnisse zu den anderen Staaten auf eine solide Basis zu stellen und Konflikte teilweise zu entschärfen.
Leo XIII. entwickelte die katholische Soziallehre
Außerdem hat Leo XIII. die sogenannte Neuscholastik stark gefördert und in seiner Enzyklika “Aeterni patris unigenitus” die Bedeutung der mittelalterlichen Theologie und Philosophie für die Kirche seiner Gegenwart dargelegt. Insbesondere weist er auch auf das Erbe Thomas von Aquins hin.
Als jemand, der im Zuge der Industrialisierung und der Arbeiterfrage zudem auf die sozialen Spannungen der damaligen Zeit reagierte, hat er maßgeblich zur Entwicklung der katholischen Soziallehre beigetragen, sie gewissermaßen begründet: In seiner Enzyklika “Rerum novarum” (1891) forderte er gerechte Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Arbeiter. Diese Enzyklika gilt bis heute als “Mutter aller Sozialenzykliken” und wurde zum Nährboden für die katholische Caritas.
Als kränkelnder Papst, in dem viele nur einen Übergangspapst sahen, der den Stuhl Petri sehr bald wieder räumen würde, überraschte er durch großes Durchhaltevermögen: Er ist 93 Jahre alt geworden und 25 Jahre Papst gewesen.
Sein Vermächtnis ist nicht allein sozialer Art: Leo XIII. war es, von dem das Gebet zum heiligen Erzengel Michael stammt, ein Gebet um Schutz vor der Bosheit und den Fallen des Teufels. Er war es, der als alternder Papst zu einer Rückbesinnung auf den heiligen Geist aufrief. Mit zwei Schreiben, “Provida matris caritate” und der Enzyklika “Divinum illud munis” (1897) regte er eine weltweite Pfingstnovene an. Er stieg persönlich auf die Kuppel des Petersdoms und rief im Namen der Kirche den Heiligen Geist auf die Welt herab.
Das Hören im und auf den Heiligen Geist, das Papst Franziskus unter dem Stichwort “Synodalität” etabliert hatte, klang bereits in der Antrittsrede von Leo XIV. auf der Benediktionsloggia an. Rein geschichtlich steht der neue Papst — ein versierter, vielen bekannter Kurienkardinal, der mit der Situation der Kirche auch in Deutschland vertraut ist — auf traditionell-dogmatisch solidem kirchlichen Boden. Als ein “Leo” ist er ein Nachfolger bedeutender Päpste, womit er genauso wie mit seinen Anklängen an den Frieden Christi, an Mission, Jüngerschaft und Maria in seiner Antrittsrede bei vielen Gläubigen – wie zahlreiche Posts in den Sozialen Medien zeigen – bereits jetzt als Hoffnungsträger gilt.
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