Warum die Kirchen immer leerer werden

Mehr Konfessionslose: Warum die Kirchen immer leerer werden

Quelle
Bedford-Strohm: Bonhoeffer als Vorbild für Glauben und Gewissen – Vatican News

Von Hannah Bethke Politik-Redakteurin

Stand: 04.04.2025

Erstmals gibt es in Deutschland mehr Konfessionslose als Kirchenmitglieder. Schuld daran sind die Kirchen selbst: Durch einseitige Politisierung mit deutlich linker Schlagseite haben sie sich weit von ihrem Glaubensauftrag entfernt – und damit überflüssig gemacht.

Erstmals gibt es in Deutschland mehr Konfessionslose (39 Millionen) als Kirchenmitglieder (38 Millionen). Niemanden kann diese Nachricht überraschen. Und doch müsste sie nicht nur die evangelische und katholische Kirche, sondern auch Politik und Gesellschaft alarmieren. Die Demokratie ist auf starke Institutionen angewiesen, die das System stabilisieren und die Menschen entlasten. Deshalb spiegelt sich in der sukzessiven Verkleinerung, wenn nicht Auflösung der beiden großen Kirchen auch der Zustand der Demokratie, die immer stärker unter Druck gerät.

Je weiter die Säkularisierung voranschreitet und desgleichen das Wissen von Religion schwindet, desto schwerer haben es Protestanten und Katholiken, die Menschen von der Notwendigkeit der Kirche zu überzeugen. Doch sie sind nicht bloß Opfer einer säkularen Transformation, die zugleich Ersatzreligionen wie die geradezu hingebungsvoll skandierte Klima-Apokalypse hervorbringt. Die christliche Kirche in Deutschland hat selbst in gehörigem Maße zu ihrem Bedeutungsverlust beigetragen.

Das liegt nicht nur an den Missbrauchsskandalen, deren systematische Aufarbeitung noch immer aussteht. Insbesondere die evangelische Kirche hat sich durch ihre starke Politisierung und gleichzeitige inhaltliche Aushöhlung mittlerweile so sehr von ihrem Glaubensauftrag entfernt, dass sie sich als Institution selbst überflüssig macht.

Sobald es um Migrationspolitik, Klimawandel, Diversität und den in jüngster Zeit oft ausgerufenen “Kampf gegen rechts” geht, ist die Stimme der Kirche laut zu vernehmen – und zwar fast immer mit deutlich linker Schlagseite. Lässt sich ohnehin darüber streiten, ob die Kirche ihrer Funktion gerecht wird, wenn sie sich derart dezidiert in politische Debatten einmischt, gilt das umso mehr für ihre einseitige Ausrichtung. Denn so verhindert sie genau das, was sie im moralisierten Eifer doch eigentlich ermöglichen will: mehr Vielfalt.

Dass auch Teile der katholischen Kirche, der einstmals eine starke Nähe zur CDU nachgesagt wurde, solchem Zeitgeist nacheifern, demonstrierte ihr gemeinsamer Protest mit der evangelischen Kirche gegen die migrationspolitischen Vorhaben der Union kurz vor der Bundestagswahl. Die Kritik an solchen Interventionen der Kirche entzündet sich nicht an der Frage, ob man einer bestimmten Partei zustimmt oder nicht. Natürlich haben auch Kirchenvertreter das Recht auf freie Meinungsäußerung – sie sind jedoch zu parteipolitischer Neutralität aufgefordert, wenn sie ihren Auftrag noch ernst nehmen, eine Institution zu repräsentieren, die für alle Christen offen ist.

Mit dieser Offenheit könnte die Kirche sich von politischen Organisationen unterscheiden und darin ein Anker inmitten tiefster Krisen sein. Erlegt sie sich dagegen selbst eine Parteilinie auf, verwirkt sie dieses Potenzial. So finden Gläubige, die andere Anschauungen haben, die ihren Glauben ernst nehmen und in der Kirche einen Ort suchen, der frei ist von den politisierten Debatten und Verwerfungen der Gesellschaft, in ihren Gemeinden oftmals keine Heimat mehr.

Gerade auf sie aber müsste es Katholiken und Protestanten ankommen. Denn wenn sogar die Kirche den Glauben geringer schätzt als politische Parteinahme und seichte Wohlfühlspiritualität, wird sie noch schneller untergehen, als die jetzigen Austrittszahlen prognostizieren.

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