Nahost: Britisches Hilfswerk fordert sofortige Feuerpause
Die katholische Hilfsorganisation CAFOD aus Großbritannien warnt eindringlich vor einer weiteren Eskalation im Gazastreifen. Angesichts massiver Vertreibungen und wachsender humanitärer Not ruft sie zu einem sofortigen Waffenstillstand auf, wie die Nahost-Verantwortliche von CAFOD, Elizabeth Funnell, im Interview mit uns betont
Quelle
CAFOD – Katholisches Hilfswerk für internationale Entwicklung
Vatikan: Parolin beklagt systematische Missachtung des Völkerrechts – Vatican News
CAFOD verurteilt Israels Ankündigung, seine Militäroperationen auszuweiten und große Gebiete des Gazastreifens zu erobern, aufs Schärfste
“Wir glauben nicht, dass Krieg Sicherheit oder Frieden für Israelis oder Palästinenser bringen wird”, stellte Funnell klar. Die internationale Gemeinschaft müsse handeln, um die Eskalation zu stoppen, so die Sprecherin der “katholischen Agentur für Entwicklung in Übersee”, wie CAFOD wörtlich übersetzt heißt.
Allein am Freitag seien bei israelischen Angriffen über hundert Palästinenser getötet worden, die meisten davon Frauen und Kinder. Ziel waren auch Schulen, in denen Geflüchtete Schutz gesucht hatten. Seit dem Bruch der Waffenruhe am 18. März sind laut UN-Angaben rund 280.000 Menschen erneut vertrieben worden. Besonders dramatisch sei die Lage in Rafah im Süden des Gazastreifens. Funnell sagte: “Viele dieser Menschen wurden schon mehrfach vertrieben. Jedes Mal haben sie weniger Mittel, um sich selbst zu helfen.”
“Wir verurteilen alle Pläne, die darauf abzielen, Palästinenser dauerhaft von ihrem Land zu entfernen”
Laut CAFOD hat die israelische Armee seit Oktober 2023 etwa 17 Prozent der Fläche Gazas eingenommen. Aussagen hochrangiger israelischer Politiker deuteten auf die Absicht hin, weitere Landstreifen dauerhaft zu besetzen. “Wir verurteilen alle Pläne, die darauf abzielen, Palästinenser dauerhaft von ihrem Land zu entfernen”, sagte Funnell. CAFOD fordere daher die britische Regierung und andere Staaten auf, “sofort und entschieden zu handeln, um dies zu verhindern”.
Auch Papst Franziskus bleibt trotz Krankheit eine zentrale Stimme für den Frieden. Selbst aus dem Krankenhaus habe Franziskus zu einem Stopp der Bombardierungen aufgerufen, so Funnell. “Wir waren absolut erfreut über seine Worte”, sagte sie. Der Papst habe Mut zum Dialog angemahnt, damit die letzten israelischen Geiseln der Hamas freigelassen und eine Waffenruhe vereinbart werde. “Wir unterstützen diesen Aufruf voll und ganz.”
Die Waffenruhe im März habe für viele ein kurzes Aufatmen ermöglicht. Funnell sagte: “Zum ersten Mal seit Monaten konnten die Menschen beginnen, an Heimkehr, Wiederaufbau und Reparaturen zu denken.” Märkte öffneten wieder, mehr Hilfslieferungen erreichten Gaza. Doch seit Anfang März sei kein einziges Hilfsgut mehr angekommen. “Kein Essen, kein Treibstoff – alles, was für Notunterkünfte gebraucht wird, ist blockiert”, sagte Funnell. Das Welternährungsprogramm habe gemeldet, dass es kein Mehl mehr habe und seine Bäckerei schließen musste.
CAFOD fordert darüber hinaus ein sofortiges Ende der Waffenlieferungen an Israel. “Die britische Regierung und andere Staaten müssen Waffenverkäufe an Israel sofort stoppen, im Einklang mit den vorläufigen Maßnahmen des Internationalen Gerichtshofs”, sagte Funnell. Auch gegen Pläne zur dauerhaften Vertreibung von Palästinensern müsse entschlossen vorgegangen werden.
Trotz der Gefahren bleibt Caritas Jerusalem, Partnerorganisation von CAFOD, in Gaza aktiv. Funnell sagte: “Gaza ist derzeit der gefährlichste Ort der Welt für Helfer.” Allein in der vergangenen Woche seien acht Sanitäter des Palästinensischen Roten Halbmonds bei Einsätzen von der israelischen Armee getötet worden. Um das Personal zu schützen, habe Caritas zehn medizinische Anlaufstellen eingerichtet.
vatican news – gs, 5. April 2025
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