“Urworte des Evangeliums”
Initiative “Neuer Anfang” stellt neues Buch “Urworte des Evangeliums” vor
Bernhard Meuser
Äbtissin von Mariendonk: Die Kirche ist schön | Die Tagespost
“Grundlagen unseres Glaubens als Urworte neu entdecken”: Initiative “Neuer Anfang”
Deutsche Äbtissin rät zu weniger Medienkonsum
Wie sieht eine Kirche aus, die Gott gefällt? Über Jahre hinweg rangen deutsche Katholiken vergeblich um die Reinigung und vitale Regeneration ihrer Kirche. Von Anfang an gab es nicht nur römische Bedenken und restaurativen Widerstand. Mit der Initiative “Neuer Anfang” meldeten sich “zivilisierte Kritiker des Synodalen Wegs zu Wort”; ihrer “messerscharfen, zumal philosophischen Analyse der kirchlichen Verwerfungen” (FAZ) schlossen sich Tausende von Gläubigen an, denen die eher strukturellen Reformansätze des “Synodalen Weges” nicht weit genug gingen. Nun liegt ein mehr am Evangelium orientierter Reformansatz vor, ein Buch, das den Dialog mit allen in der Kirche will und Kraft hat, neu für die Schönheit der Kirche und die Wiederentdeckung ihrer Wurzeln zu begeistern.
Ein leuchtender Text, der Lust macht auf eine von Jesus her relevante Kirche, die absolut nicht mehr langweilig ist.
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Dr. Christiana Reemts OSB ist Äbtissin der Abtei Mariendonk.
Stefan Oster SDB, geb. 1965, Dr. theol., ist seit 2014 Bischof von Passau. Er studierte Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaften unter anderem in Regensburg, Kiel und Oxford. Nach der Habilitation 2009 in Trier lehrte er als Professor für Dogmatik in Benediktbeuern. Seit 2016 ist er der deutsche Jugendbischof.
Constantin Maasburg, geb. 1974, Geschäftsführer des Gebetshauses Augsburg.
Dr. Barbara Stühlmeyer
5,0 von 5 Sternen – Suchen und finden, was trägt. Klartext für den Neubeginn
Bewertet in Deutschland am 30. Januar 2025
Die Kirche geht den Bach runter. Das spürt jeder, der sich – noch – im Lebens- und Heilsraum jener Gemeinschaft des Glaubens befindet, die einst die gesamte Gesellschaft prägte und heute zu einer Randerscheinung geworden ist, die nur noch von wenigen beachtet wird. Auch diejenigen, die sich dem rasanten Verfall entgegenstemmen, leugnen nicht, dass die Krise grundlegend ist und dass jene Strukturen, die einst für Macht und Einfluss standen, in wenigen Jahren Geschichte sein werden. Wer sich mit dem elenden Zustand der Kirche beschäftigt, ist in der Gefahr, selbst die Hoffnung zu verlieren. Deshalb bedarf es, statt mit starrem Blick die verfallenden Altbauten zu fixieren oder sich im selbstreferentiellen Kreisen um Strukturen zu verlierender der Neuausrichtung auf das, was trägt. Genau diesen Versuch unternehmen Martin Brüske, Bernhard Meuser und Christiana Reemts gemeinsam mit einer Reihe bekannter und profilierter und weniger bekannter aber lesenswerter Autoren in dem vorliegenden Buch. Ihr Ausgangspunkt ist das, was das Christentum eigentlich ausmacht: die Beziehungsebene. Sie ist im allgemeinen Trubel des Niedergangs vielerorts aus dem Blick geraten. Und das schon vor Jahren. Denn wer Heiden zur Erstkommunion und Firmung führt, muss sich nicht wundern, wenn Heiden zur Trauung und zur Beerdigung kommen und er muss sich auch fragen lassen, welche Christusbeziehung er selbst hat, was ihm die Eucharistie wert ist, wenn er sie so unverbindlich unter die Leute bringt. Was zu tun ist, damit sich dies ändert zeigt eindrucksvoll der Beitrag von Franziska Hartner und Stefan Andrzeijewski über die Freude, eine Mission zu haben und die Tatsache, dass Kirche gerade da zu sich selbst kommt, wo das Herz derjenigen, die Teil dieser wunderbaren Gemeinschaft sind, überfließt. “Die Begegnung mit Jesus verändert, ergreift und erfüllt Menschen. Es wird ihnen eine Freude und Kraft geschenkt, die nicht bei sich bleiben kann. Sie muss hinaus und erzählt werden, weitergeschickt werde. Das ist die Logik der Mission.”, so die beiden Autoren.
Die Texte derjenigen, die in diesem Buch schreiben, atmen eine lebendige Christusbeziehung, eine die lichtstark ist, die ausstrahlt und neugierig auf das Leben derjenigen macht, die diese Worte formuliert haben. Dabei wird in den einzelnen Beiträgen durchaus Klartext gesprochen. Fern von komatisierendem Kirchensprech spürt man lebendiges Miteinander zwischen denen die schreiben und dem, über den sie schreiben. Alle Texte, auch diejenigen, in denen es um die Analyse des gegenwärtigen Zustandes geht, gehen spürbar von der gelebten Beziehung zu Jesus Christus aus. Das unterscheidet sie von den Texten des Synodalen Weges, es macht sie anziehend, lesenswert und verlockt dazu, mehr erfahren und auch selbst mehr erleben zu wollen.
Die von Martin Brüske vorgenommene notwendige Standortbestimmung verzichtet deshalb auf Polemik und Schuldzuweisung. Aber sie analysiert klar und macht am Beispiel von Leuchtturmgestalten wie Seraphim von Sarow und John Henry Newman klar, dass das Ziel des christlichen Daseins “in der Erlangung des hl. Geistes” und darin besteht, zu realisieren, was es bedeutet, Jünger Jesu zu sein. “Wenn christliches Leben diese Richtung verliert”, so Martin Brüske, “wird früher oder später alles andere falsch; Und umgekehrt liegt im Wiederfinden dieser Orientierung das Maß jeder kirchlichen Erneuerung.” Es geht deshalb darum, wie Justina Metzdorf es in ihrem Beitrag formuliert, die Kirche von Jesus her neu zu denken und fragt: “Wie ist es dazu gekommen, dass wir ihn aus unseren Herzen in die Geschichtsbücher verbannt haben?” und wirft einen Blick in die Zeit der Aufklärung, aus der wir das ungesagte, aber stets mitgemachte Axiom “Gott handelt nicht in der Geschichte” übernommen haben. “Seither”, so bringt Metzdorf das Dilemma auf den Punkt, “stehen die Evangelien unter Generalverdacht, dass sie aus Jesus etwas gemacht haben, was er nicht war, nämlich den Sohn Gottes.” Aber das Bestreben, auf wissenschaftliche Weise “den echten Jesus hinter oder jenseits der biblischen Überlieferung zu “Re-)konstruieren” ist, wie schon Albert Schweizer zu Beginn des 20. Jahrhunders festgestellt hat, buchstäblich ins Leere gelaufen.
Am Beginn des Buches steht deshalb jene Suche nach dem Vitalprinzip der Kirche, das allein trägt in einem Leben mit Christus. Was ist es, das Menschen dazu bringt, auf ihn zu vertrauen, Teil seines Leibes, der Kirche werden und bleiben zu wollen? Die Suche nach dem verloren gegangenen Geheimnis beginnt mit dem Finden der Urworte des Evangeliums. Der Grundansatz ist dabei nicht der analytische Umgang mit der Heiligen Schrift, sondern die Suche nach Worten, die wie Licht in der Nacht den Weg in der gegenwärtigen Situation weisen können. Die Fundstücke, die die Herausgeber präsentieren beginnen mit einer Person, die wahrer Mensch und wahrer Gott ist, Jesus Christus. Ihm folgt, was er ist, die Liebe. Aber auch Volk Gottes, Wort Gottes, Heiliger Geist, Rettung, Eucharistie, Verkündigung, Leib, Sakrament, Jünger, Gebet, Mission, Umkehr, Freude und Urbild Maria wählte das Team, das in einem wahrhaft synodalen Prozess die Grundgestalt dieses Buches bestimmt hat, zu Urworten, die das Wesen des Christentums ausmachen und deren Deutung den Weg in die Zukunft der Kirche weist. Von diesen Urworten her wird nach der schonungslosen- aber nicht hoffnungslosen Analyse des Zustandes der Kirche der Weg in die Zeit nach der Bezahlstruktur gewiesen. Dabei geht es darum, die Kirche von Jesus her neu zu denken, von der Liebe her zu begreifen, die Kirche im Blick auf das Judentum mit dem Volk Gottes zu versöhnen, sie vom Wort Gottes her zu beleben, sie als Werk des Heiligen Geistes zu entdecken, als Rettung und Erlösung zu begreifen, gewahr zu werden, dass sie eine kraftvollere Verkündigung braucht, sie über den Leib neu zu erfahren, das Heute Jesu in den Sakramenten der Kirche zu finden, ihr durch Jüngerschaft ein neues Gesicht zu geben, sie im Gebet zu erkennen, sich bewusst zu sein, dass sie in der Mission neu zu sich selbst kommt, durch Umkehr schön wird, in ihr die Freude wiederzufinden und zu spüren, dass zwischen Maria und Jesus die ganze Kirche Platz hat.
All dies bietet das Buch in einer von der Sehnsucht nach Gott und der Freude an Gott geprägten Sprache, die dem Leser bei der Lektüre Kraft für den eigenen Weg in der oder zurück in die Kirche gibt, der sie leuchten lässt in der ihr ganz eigenen Schönheit und deren Ausstrahlung sowohl anziehend als auch wegweisend wirkt. Urworte des Evangeliums zeigt, dass die Kirche in Deutschland lebendig, ausdrucksstark und zukunftsfähig ist. Das Buch ist konzeptionell gut gemacht, inhaltlich aussagekräftig und es kann, wie ich in dieser in der Tagespost erschienen Besprechung ausführe, als Anregung für eine Art und Weise, den Glauben zu leben dienen, die in einer gewandelten Gestalt der Kirche in diesem Land den glimmenden Docht wieder zu einer lodernden Flamme erweckt.
“Urworte des Evangeliums”
Herausgeber : Verlag Herder; 1. Edition (27. Januar 2025)
Herausgeber: Bernhard Meuser
Herausgeber: Christiana Reemts
Herausgeber: Martin Brüske
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Sprache : Deutsch
Taschenbuch : 272 Seiten
ISBN-10 : 3451601524
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