Forum Benedikt XVI. – Benedikt XVI. auf der Spur

Wegbegleiter des Papstes, unter anderem Erzbischof Gänswein und Kardinal Koch, erinnern auf dem “Benedikt XVI. Forum” in Altötting an das Lebenswerk Joseph Ratzingers

Quelle
Institut Papst Benedikt XVI. – Aktuelle Informationen Einzelansicht
LIVE: Benedikt XVI. Forum in Altötting – Donnerstag Nachmittag, 11. Juli 2024
LIVE: Benedikt XVI. Forum in Altötting – Freitag Abend, 12. Juli 2024
LIVE: Benedikt XVI. Forum in Altötting – Samstag Vormittag, 10. Juli 2024
Altötting
Papst em. Benedikt XVI. (1991)
Apostolische Reise nach Deutschland (22.-25. September 2011) | Benedikt XVI.
Weihnachten 2012

17.07.2024

Rudolf Gehrig

Ja, vermutlich war es eine blöde Frage, doch Erzbischof Georg Gänswein nimmt sie gelassen hin. Gut gelaunt steht er an diesem Samstagmittag vor der Gnadenkapelle in Altötting, als ihn der brave TV-Reporter vom katholischen Fernsehsender EWTN ein Mikrofon unter die Nase hält und den ehemaligen Privat-Sekretär von Papst Benedikt XVI. mit dem Satz begrüßt: “Warum war es Ihnen so wichtig, hier nach Altötting zum ‘Benedikt XVI. Forum’ zu kommen?“ Gänswein, der Medienprofi, runzelt kurz die Stirn. “Die Frage überrascht mich”, sagt er höflich.

Eineinhalb Jahre sind vergangen, seit Papst Benedikt XVI. verstorben ist. Fast 18 Jahre ist es sogar schon her, seit Gänswein gemeinsam mit seinem Chef, dem bayerischen Pontifex, hier am selben Ort gewesen ist. Zeit für ein bisschen Wehmut? Als Gänswein am Vortag in Altötting eintraf, war es ihm, als sei der Papstbesuch von Benedikt am 11. September 2011 “erst vorgestern gewesen“, sagt der Erzbischof. „Es war auch schönes Wetter, aber es war so voll mit Emotionen, so voll mit dem Geist, der hier spürbar ist, dem Geist der Gottesmutter. Das ist, als würde man einen Schalter umlegen.”

Es war dieser besondere “Geist der Gottesmutter”, der die Veranstalter des “Benedikt XVI. Forum” auch dazu bewegt hatte, die Theologen-Konferenz in Altötting abzuhalten. “An diesem Ort war Papst Benedikt schon als kleiner Junge, als er Seminarist und Priester war, aber auch, als er Kardinal war, und auch als er zum Papst gewählt wurde”, so Professor Ralph Weimann. Gemeinsam mit dem Verein “Fundatio Christiana Virtus” hat der 48-jährige Priester nach 2023 zum zweiten Mal das “Benedikt XVI. Forum” organisiert. “Altötting ist der berühmteste und wichtigste Wallfahrtsort in Deutschland”, so Weimann, “und da Benedikt Unserer Lieben Frau von Altötting so nahe war, haben wir diesen Kongress hier an diesem wunderschönen Ort organisiert, um Papst Benedikt und sein Vermächtnis zu ehren und etwas zu fördern, das Menschen hilft, Orientierung und Führung zu Christus zu finden.”

Das theologische Power-Trio

Der Ortsbischof Stefan Oster war terminlich verhindert, in seinem Grußwort, das der Wallfahrtsdirektor Klaus Metzl verliest, dankt Oster den Veranstaltern und unterstreicht: “Ich bin überzeugt, dass wir das geistige und geistliche Vermächtnis des verstorbenen Papstes noch viel mehr vor uns als hinter uns haben.” Professor Markus Graulich, der als Untersekretär des Dikasteriums für die Gesetzestexte schon seit Jahren in Rom an der Kurie arbeitet, gehört ebenfalls zu den Organisatoren. Er bekräftigt, dass es neben den vielen, langen Vorträgen beim “Benedikt XVI. Forum” auch immer genügend Zeiten für die Anbetung und den Gottesdienst geben sollte. An den fünf Kongresstagen findet jeden Morgen und an jedem Abend mindestens eine Heilige Messe statt, zusätzlich zum Rosenkranz in der Gnadenkapelle – ganz so, wie es sich wohl auch Papst Benedikt gewünscht hätte: “Er feierte jeden Tag die Messe, betete das Brevier, und so wollten wir das auch in diesem Kongress widerspiegeln, dass es Zeiten des Gebets und Zeiten der Diskussion und Zeiten der Konferenzen gibt”, so Graulich.

Video

Neben Weimann und Graulich war als dritter Referent der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch aus Rom angereist. Angelehnt an den von Joseph Ratzinger im Jahr 1968 erschienenen Bestseller “Einführung in das Christentum” beleuchtet das theologische Power-Trio vier Tage lang die Wesenszüge des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Fragen können die etwa 150 Teilnehmer am Ende eines jeden Konferenztages stellen, die Referenten beantworten sie ausführlich.

Die Vorträge werden außerdem unter anderem vom katholischen Fernsehsender EWTN und von K-TV live übertragen und sind weiterhin auf Youtube online abrufbar. Zusätzlich sind die Vorträge mittlerweile gesammelt in einem Buch bei Fe-Medien unter dem Titel “Gläubige Theologie” erschienen.

Ehemalige Weggefährten erinnern sich

“Ich vermisse ihn sehr”, so Kardinal Koch über den verstorbenen Papst. 2010 hatte Papst Benedikt XVI. ihn zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannt und ihm die Kardinalswürde verliehen. “Er war ein sehr, sehr freundlicher Mensch. Er war ein Mensch mit einem sehr tiefen Glauben und er war ein sehr intelligenter Theologe”, so Koch gegenüber EWTN News Nightly. Auch Pfarrer Martin Trimpe war ein langjähriger Weggefährte des Papstes. In seinem Vortrag berichtet Trimpe, wie er eines Tages in eine schwere Glaubenskrise geriet und unbemerkt in einer Kirchenbank saß. Von dort aus konnte er beobachten, wie der junge Professor Ratzinger sich auf die Beichte vorbereitete. Dieser Moment habe damals eine innere Bekehrung ausgelöst, für die er Benedikt XVI. noch heute dankbar sei.

Eine weitere Wegbegleiterin Benedikts befindet sich im Publikum. Schwester Christine Felder FSO half ab 1988 dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger im Haushalt. Im Interview mit EWTN erzählt sie, dass sich Ratzinger bereits als Präfekt der Glaubenskongregation auf den Ruhestand freute. Doch daraus wurde nichts. Als ihr Chef plötzlich das Oberhaupt der Katholischen Kirche wurde, saß Schwester Christine vor dem Fernseher. In dem Moment, als der Kardinalprotodiakon den Namen des neuen Papstes verlas, fiel im Haus der Strom aus. Eilends musste sie sich ein funktionierendes Radio suchen, bis ihr klar wurde: Ratzinger ist Papst!

Er bereute den Rücktritt nie

Bis zuletzt hatte die Ordensfrau dem bayerischen Pontifex die Stange gehalten. Auch in seinen letzten Lebensjahren nach dem historischen Rücktritt als Papst. “Nein, verbittert und enttäuscht war er in keiner Weise, das habe ich bei ihm nie erlebt”, so Schwester Christine. Und die Sache mit dem Rücktritt? Hat er das bereut? Nein, sagt die Schwester. “Das war wirklich eine Entscheidung, die er vor Gott getroffen hat und mit der er vor Gott auch, glaube ich, immer in Frieden geblieben ist.” Bevor das “Benedikt XVI. Forum” am Sonntag, dem 14. Juli, mit einem feierlichen Pontifikalamt in der Basilika St. Anna ausklingt, betritt noch einmal Erzbischof Georg Gänswein das Podium im “Kultur+Kongress Forum” von Altötting und erzählt bereitwillig aus dem Leben seines früheren Dienstherren.

“Hatte er Angst vor dem Tod?”, fragt Moderator und Leiter des EWTN-Büros im Vatikan Andreas Thonhauser. “Nein”, antwortet Gänswein. Dass er gegen Ende jedoch kaum noch sprechen konnte, das sei das Schwierigste für Benedikt gewesen: “Er hat mal sehr salopp gesagt: ‘Ich glaube, dass der liebe Gott mir die Sprache genommen hat, weil ich in meinem Leben zu viel gesprochen hat und ich jetzt das Schweigen lernen muss’.”

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