Der Wochenheilige – Der heilige José María Rubio SJ
2003 sprach Papst Johannes Paul II. einen Priester heilig, durch dessen geistliche Schule viele der Märtyrer gegangen waren: José María Rubio
Quelle
José María Rubio Peralta (1864-1929), 4. Mai 2003, Biographie (vatican.va)
02.05.2024
Claudia Kock
Im Spanischen Bürgerkrieg starben an die zehntausend Katholiken, etwa tausend von ihnen wurden von der Kirche als Märtyrer offiziell heilig- oder seliggesprochen. Die meisten hatten einen langen Glaubensweg hinter sich, waren geformt worden durch die Begegnung mit anderen Christen. Am 4. Mai 2003 sprach Papst Johannes Paul II. in Madrid einen Priester heilig, durch dessen geistliche Schule viele der Märtyrer gegangen waren und über den der Papst sagte: “Der heilige José María Rubio lebte sein Priestertum zuerst als Diözesanpriester und dann als Jesuit durch die völlige Selbsthingabe im Beichtstuhl und durch die Leitung zahlreicher geistlicher Exerzitienkurse, in denen er viele Christen formte, die später während der Kirchenverfolgung den Märtyrertod erlitten. Sein Leitspruch lautete: ‘Das tun, was Gott will, und das wollen, was Gott tut’.” Sein Gedenktag ist der 2. Mai.
José María Rubio wurde am 22. Juli 1864 in dem spanischen Dorf Dalías an der andalusischen Südküste als eines von zwölf Kindern einer Bauernfamilie geboren. Ab 1875 besuchte er die höhere Schule in Almería, wechselte aber schon im Jahr darauf in das Kleine Seminar, da er sich zum Priester berufen fühlte. Mit 14 Jahren ging er in das Priesterseminar von Granada, wo er eine philosophische, theologische und kirchenrechtliche Ausbildung bekam und am 24. September 1887 zum Priester geweiht wurde. Seinen Wunsch, in die Gesellschaft Jesu einzutreten, musste er zunächst zurückstellen, da ihm die Pflege eines älteren Priesters übertragen wurde.
Ignatianische Prägung und tiefes geistliches Leben
José María Rubio diente zuerst als Kaplan in Chinchón und dann als Pfarrer in Estremera. 1890 bestellte ihn sein Bischof als Synodalexaminator nach Madrid ein, wo er im Prüfungsausschuss für Priester für das Pfarramt tätig war und außerdem Metaphysik, Latein und Pastoraltheologie im Priesterseminar von Madrid lehrte.
1905 unternahm er eine Pilgerfahrt ins Heilige Land und trat im Jahr darauf, mit 42 Jahren, in das Noviziat der Jesuiten in Granada ein. Am 12. Oktober 1908 legte er die Ordensprofess ab. Er lebte kurzzeitig in der Jesuitengemeinschaft in Sevilla und anschließend bis zu seinem Tod in Madrid. Hier wurde er durch seine ignatianische Prägung und sein tiefes geistliches Leben, das vor allem von der Eucharistie und der Herz-Jesu-Verehrung genährt war, zu einem gesuchten Beichtvater und Exerzitienmeister.
Seine Predigten waren einfach, ohne viele rhetorische Mittel und sprachen zu den Herzen der Menschen. Er wurde zum geistlichen Beistand in Klöstern und unterwies die Laien, ein christliches Familienleben zu führen und am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft ihren Glauben zu bezeugen. Er organisierte Volksmissionen und Exerzitien unter den Armen, denen er half, ihre Würde zu erkennen und ihr Leben geistlich und materiell zu verbessern. Sein Anklang bei den Menschen war so groß, dass der Bischof ihn als “Apostel von Madrid” bezeichnete. Als auch noch Stimmen die Runde machten, dass er Wunder vollbracht haben sollte, kam er in den Ruf eines Taumaturgen.
Die Menschen standen Schlange vor seinem Beichtstuhl
Unter seinen Mitbrüdern und anderen Priestern hatte José María Rubio dagegen einen schweren Stand. Sie konnten es nicht akzeptieren – hier war sicher auch viel Neid im Spiel –, dass die Menschen ihm nachliefen, vom frühen Morgen an vor seinem Beichtstuhl Schlange standen und ihn als geistlichen Begleiter suchten. Man verstand nicht, wieso dieser Mann, der so simpel predigte, die Herzen der Menschen, auch der einfachsten Leute, erreichte. Sein Ruf als Wundertäter tat ein Übriges, dass man in priesterlichen Kreisen und im eigenen Orden mit Misstrauen auf ihn blickte. Dies führte zu Unverständnis auch bei seinen Ordensoberen, weshalb er in den letzten Lebensjahren in der Gemeinschaft immer stärker isoliert war.
José María Rubio starb am 2. Mai 1929 in Aranjuez bei Madrid, nachdem er sämtliche geistliche Aufzeichnungen hatte vernichten lassen, um in Vergessenheit zu geraten. Die Menschen vergaßen ihn jedoch nicht, und so gelangte er bereits 1985 zur Seligsprechung, auf die zwei Jahrzehnte später die Heiligsprechung folgte.
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