Die Karmeliten – seit 1991 wieder in der Ukraine

Im Jahr 1990 wurde den Unbeschuhten Karmeliten (OCD) aus Polen angeboten, die Pfarrgemeinde Heilig-Kreuz in Kiew zu übernehmen, die seit 1969 bestand. Am 14. Februar 1991 begannen die Patres ihren Dienst in dieser Pfarrei

Quelle
Ukraine (admin.ch)
Ukraine: Existenzhilfe für Karmelitinnen – KIRCHE IN NOT (kirche-in-not.de)
Soforthilfe Ukraine (kirche-am-kreuz.de)
Schreiben an den General der Unbeschuhten Karmeliten zum 500. Jahrestag der Geburt der hl. Teresa von Avila (28. März 2015) | Franziskus (vatican.va)
Unbeschuhte Karmeliten – Wikipedia

Von Hans Jakob Bürger

Kiew – Donnerstag, 7. September 2023

Im Jahr 1990 wurde den Unbeschuhten Karmeliten (OCD) aus Polen angeboten, die Pfarrgemeinde Heilig-Kreuz in Kiew zu übernehmen, die seit 1969 bestand. Am 14. Februar 1991 begannen die Patres ihren Dienst in dieser Pfarrei.

Am 23. Dezember 1992 wurde der Karmel offiziell gegründet und 1995 bis 1996 ein erstes provisorisches Kloster errichtet, das als Ausbildungsstätte für junge ukrainische Karmeliten dienen sollte. In den folgenden Jahren entstand ein richtiges Kloster mit einer Kapelle, in der sich seit 2006 eine Reliquie des Heiligen Kreuzes aus Rom befindet. Seit 2008 leben hier die Karmeliten von Kiew.

Die Unbeschuhten Karmeliten kamen ursprünglich im 17. Jahrhundert in die Ukraine. Klöster wurden in Lemberg (1613), Kamianets-Podilskyi (1623), Berdychev (1630), Vishnevtsi (1645), Kupina (1745), Mylyatin (1745) und Narodichy (1748) gegründet. Während der Zarenherrschaft wurden die Ordensleute vertrieben. Erst 1991 konnten Unbeschuhte Karmeliten wieder in die Ukraine zurückkehren. Da die Klöster zerstört worden waren, war es vor allem die Hilfe aus Polen, die eine Wiederbelebung des karmelitischen Ordenslebens in der Ukraine ermöglichte. Derzeit bestehen drei Männerklöster des Ordens, in Berdychev, Kiew und Hvozdava.

Am 2. September 2023 wurde im Karmelkloster Hvozdava Bruders Evgeny, ein Novize aus der Ukraine, in den Orden aufgenommen und eingekleidet. Doch was hat es mit dem Habit der Karmeliten auf sich?

Über den Habit der Karmeliten

In alten Zeiten hieß es, der Ordens-Habit solle weit weg von der Mode sein, um Eitelkeit und Stolz seiner Träger zu vermeiden, vielmehr solle der Habit die Bußfertigkeit seiner Träger symbolisieren. Doch seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde oft behauptet, dass der Habit von Ordensmännern und Ordensfrauen aus der Mode gekommen sei, und so wurde gefordert, das Ordenskleid abzuschaffen. Dies wurde damit begründet, der Habit wäre ein elitäres Zeichen, dadurch würden Eitelkeit und Stolz gefördert statt vermieden und dem Klerikalismus würde Vorschub geleistet.

So kam es, dass vor allem Ordensmänner nicht mehr, oder nur ganz selten, ihr Ordenskleid tragen; und wenn, dann nur “wenn es sein muss” oder im eigenen Ordenshaus. In den meisten Frauenorden wird das Ordenskleid zwar getragen, aber es wurde häufig optisch stark verändert. Am meisten fällt dies am Schleier der Ordensfrauen auf, der oft zu einer kleinen Haube geschrumpft ist oder sogar überhaupt nicht mehr getragen.

Der Karmelhabit, die Tunika, ist ein Symbol des Schutzes und des Wunsches Marias, seine Träger zu bekleiden. Er ist ein Zeichen für die großherzige Hingabe an Gott und der völligen Entäußerung, der Trennung von der Welt. Gleichzeitig weist der Habit auf die Eleganz der Armut Christi hin, die sein Träger an jedem Tag neu anzieht: es ist ein Anziehen der Liebe und Zärtlichkeit Gottes. Das Ordenskleid hüllt den Karmeliten und die Karmelitin in die reine Quelle barmherzigen Liebe Gottes und schmückt sie mit den Juwelen der Liebe und der Tugenden. Schließlich ist der Habit auch eine Rüstung, welche die Karmeliten “beschützt und befähigt, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele zu lieben” (Karmelregel).

Der Gürtel: Er umgürtet den Habit, ist aus Leder und steht für die Keuschheit, jenem Gelübde, das die Tugenden des Karmeliten mit der göttlichen Liebe vereint, um die vollkommene Gottes- und Nächstenliebe zu verwirklichen. Es bedeutet Abtötung und Selbsthingabe. Die egoistischen Begierden des Fleisches werden der Kraft des reinen Herzens unterworfen. Ein Karmelit muss immer umgürtet sein, um im Namen des Herrn zu handeln (Karmelregel).

Das Skapulier: Es war das Skapulier ursprünglich eine Art Schürze; es bedeckt die Schultern und hängt an der Brust und dem Rücken herab. Es steht für die Arbeit und den Dienst am Herrn (Karmelregel) und lädt seine Träger ein, immer bereit zu sein, dem Herrn nach dem Beispiel Marias als Magd zu dienen.

Die Kapuze / der Schleier: Sie sind ein Kleidungsstück, das Kopf und Schultern bedeckt, und stehen nach der Karmelregel für Demut und Gehorsam. In der freudigen Unterwerfung unter den Willen Gottes erinnern Kapuze und Schleier, dass der Gehorsam, wie der gehorsame Christus, eine Geste der Demut und der Freude ist, die demjenigen, der sie versteht, Freiheit schenkt.

Die Sandalen: Zeichen für das, was man zurücklässt, um Gott zu folgen, sind die Sandalen. Den Unbeschuhten Karmeliten gibt die Barfüßigkeit ihren Namen. Indem Karmeliten barfuß gehen, gelingt es ihnen, tiefer in das Geheimnis einzudringen, den “Berg der Vollkommenheit” zu besteigen und hier dem Geliebten, Gott, zu begegnen.

Der Mantel: Der über dem Habit getragene Mantel symbolisiert die Reinheit des Geistes und des Herzens (Karmelkonstitutionen). Er erinnert daran, dass jeder Karmelit in barmherziger Liebe, in großzügiger Hingabe an das Gebet wandeln muss. Der weiße Mantel über dem braunen Habit verleiht dem Träger Eleganz und befähigt ihn zum Propheten der barmherzigen Liebe Gottes.

Der Rosenkranz und das Kreuz: Zu guter Letzt erhalten die Karmelitin und der Karmelit einen großen Rosenkranz, der am Gürtel befestigt wird. Indes wird dieser Rosenkranz, das Zeichen der Gottesmutter, auch von Karmeliten nicht mehr häufig getragen. Dabei ist er ein Hinweis auf das unaufhörliche Gebet, zu dem die Karmeliten berufen sind. Auch das große Kreuz auf dem Habit, an der Stelle des Herzens, wird heutzutage – wie der große Rosenkranz – nicht mehr häufig getragen. Beides wird als nicht zeitgemäß oder als lästig angesehen.

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