Rom: Mit der hl. Franziska im Verkehrsgewühl
Gerade im chaotischen römischen Straßenverkehr kann man einen Schutzengel gut gebrauchen. Einmal im Jahr haben die Römer die Gelegenheit, ihre Autos segnen zu lassen. Die entsprechende Schutzpatronin ist die hl. Franziska von Rom – eine relativ unbekannte Heilige, die als Beschützerin der Autofahrer gilt
Quelle
Franziska von Rom – Ökumenisches Heiligenlexikon
Santa Francesca Romana – Wikipedia
Franziska Gömmel – Vatikanstadt
Es ist kein gewöhnlicher Gottesdienst, der am vergangenen Sonntag in der Chiesa Santa Francesca Romana al Palatino stattfindet. Die Kirche erhebt sich direkt neben dem Forum Romanum und ist auch unter dem Namen Santa Maria Nova bekannt. Anfangs ist alles, wie man es erwartet. Mit Weihrauch und Kreuz betreten Kardinal Angelo de Donatis und andere Geistliche die Kirche durch den Haupteingang. Hinter ihnen gehen zwei Männer und legen einen großen roten Blumenkranz vor dem Altar ab. Die Blumen wie auch der ganze Gottesdienst sind heute der heiligen Franziska von Rom gewidmet – der Patronin der Autofahrer.
Dabei ist Franziska keine Heilige der Neuzeit, sondern stammt aus dem Mittelalter, als nur Fuhrwerke und Kutschen über das römische Straßenpflaster holpern. Sie wird 1384 in Rom geboren. Schon als Mädchen will sie in einen Orden gehen, betet und beichtet viel. Doch ihre Eltern verheiraten sie mit einem wohlhabenden Mann, da ist sie gerade einmal zwölf Jahre alt. Mit ihm bekommt sie sechs Kinder, von denen aber zwei an der Pest sterben, als sie noch klein sind. Anstatt an ihrem Schicksal zu verzweifeln, hilft sie anderen, kümmert sich um Arme und Kranke. Schon zu ihrer Zeit kennt man Franziska in Rom: Als “Wundertäterin” sagt man ihr nach, sie könne körperliche und seelische Krankheiten heilen – besonders in der Gynäkologie und Geburtshilfe.
Teufels- und Engelsvisionen
An der Kirche Santa Maria Nova gründet sie einen Orden, den weiblichen Zweig der Olivetaner. Nachdem ihr Mann gestorben ist, tritt Franziska selbst in den Orden ein und wird Oberin. Sie erlebt auch Ekstasen und Visionen. Oft sind sie teuflisch, doch besonders in den letzten Jahren ihres Lebens taucht dort oft ein Engel auf, der sie begleitet und ihr Licht spendet.
Franziska stirbt am 9. März 1440 in Rom. Heute ist das ihr Gedenktag. Sie liegt in der Kirche Santa Maria Nova begraben, an der sie vor fast 600 Jahren ihren Orden gegründet hat – nur dass die Kirche heute der Heiligen selbst geweiht ist und deswegen mittlerweile Santa Francesca Romana heißt.
Warum Papst Pius XI. Franziska im Jahr 1925 zur Schutzpatronin der Autofahrer ernannt hat, ist bis heute nicht ganz klar. Schließlich dauerte es nach dem Tod der Heiligen noch gut 400 Jahre, bis überhaupt der erste Motor erfunden wurde. Die Widmung könnte entweder mit ihrer Schwiegertochter zu tun haben, die “Mobilia” hieß, oder damit, dass Franziska bilokal gewesen sein soll, also an zwei Orten gleichzeitig sein konnte. Oder es ist wegen dem Schutzengel, der sie begleitet hat – den können Autofahrer hinterm Steuer auch gut gebrauchen…
Autosegnung vor dem Kolosseum
Um Autos und ihren Fahrern den Franziska-Segen zu spenden, pilgern Kardinal de Donatis, die anderen Geistlichen und die Gottesdienstbesucher nach der Messe in einer kleinen Prozession die wenigen hundert Meter zum Kolosseum hinunter – so wie jedes Jahr am Sonntag nach dem 9. März. Vor dem antiken Konstantinsbogen steht die Blaskapelle der Polizei. Nur wenige hundert Meter entfernt parken eine Handvoll Polizeiautos, ein Lkw, ein Bus, ein Baustellen-Laster und ein privates Auto. Der Kardinal bittet Franziska um Segen für die Fahrzeuge. “Für alle Autofahrer: Der Engel des Herrn, die heilige Francesca Romana, möge sie begleiten und auf all ihren Fahrten beschützen.” Er besprenkelt die Autos mit Weihwasser. Zum Abschluss wird es nochmal richtig römisch laut: Autos, Laster und Busse schalten ihre Sirenen an und hupen.
Die Chiesa Santa Francesca Romana liegt direkt neben dem Forum Romanum. Mit gold- und mosaikverzierten Deckenelementen ist sie auf jeden Fall ein Hingucker und einen Besuch wert. In der Krypta kann man auch das Grab von Franziska besichtigen. Der Eintritt ist frei…
vatican news, 15. März 2023
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