Die Zer­stö­rung des Glau­bens durch Theo­lo­gen

Pre­digtreihe: Fal­sch­leh­rer in der Kir­che (Teil 1) – Die Zer­stö­rung des Glau­bens durch Theo­lo­gen

Quelle
Teil 2 und 3
Kasper: Katholische Kirche in Deutschland könnte wie in den Niederlanden enden
Kathpedia
Unnütz ausgegebenes Geld
Der verwüstete Weinberg (3422)
Ägypten – Neues Forschungszentrum für Kirchenlehre soll Verbreitung von Irrlehren entgegenwirken
Kaiser Karl V.

Pre­digtreihe: Fal­sch­leh­rer in der Kir­che (Teil 1), 26. Februar 1989 – Die Zer­stö­rung des Glau­bens durch Theo­lo­gen

Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Geliebte im Herrn!

Die Kir­chen wer­den immer lee­rer. So stel­len alle eif­ri­gen, gläu­bi­gen Chris­ten immer wie­der besorgt fest. Die Kir­chen wer­den immer lee­rer. Und so ist es tat­säch­lich. Seit etwa 25 Jah­ren, ziem­lich uhr­zeit­lich gleich mit dem II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil, hat der Aus­zug aus dem Got­tes­dienst begon­nen.

Wel­ches sind die Ursa­chen die­ses Aus­zu­ges? Die einen sagen: Ja, die Men­schen sind halt bequem. Die Men­schen sind bequem, das ist keine Frage, aber warum sind sie gerade bequem im Got­tes­dienst­be­such? Sie sind doch sonst nicht bequem. Wenn es um die Urlaubs­fahrt geht, da sit­zen sie zehn Stun­den am Steuer, und das ist keine Bequem­lich­keit. Oder wenn sie ein Haus bauen, da wird wochen-, mona­te­lang Abend für Abend geschafft mit unge­heue­rer Inten­si­tät. Warum ist man also bequem in Bezug auf den Besuch des Got­tes­diens­tes? Die Ant­wort kann nur lau­ten: Man ist da bequem, woran einem nichts liegt. Und warum liegt einem nichts am Got­tes­dienst? Weil man kei­nen Glau­ben hat, weil der Glaube an den Wert des Got­tes­diens­tes, an die Nütz­lich­keit und an die Not­wen­dig­keit des Got­tes­diens­tes ver­lo­ren gegan­gen ist.

Andere sagen: Der Wohl­stand ist schuld. Ich bezweifle diese Aus­kunft. Sind denn die­je­ni­gen, die nicht im Wohl­stand leben, eif­rige Kirch­gän­ger? Und gibt es nicht auch Leute, die im Wohl­stand leben und jeden Tag die hei­lige Messe besu­chen? Ich kenne wun­der­bare Per­sön­lich­kei­ten, Per­sön­lich­kei­ten fürst­li­chen Geblü­tes, die täg­lich am Messop­fer teil­neh­men, die immer schon im Wohl­stand leb­ten, aber der Wohl­stand hat sie nicht gehin­dert, eif­rig den Got­tes­dienst zu besu­chen. Nein, der Wohl­stand allein ver­treibt die Leute nicht aus dem Got­tes­dienst, son­dern der Man­gel an Glau­ben, der die Wert­schät­zung des Meßssop­fers lehrt.

Wie­der andere ver­wei­sen auf das Fern­se­hen oder auf die Presse; und tat­säch­lich, da ist vie­les im argen. Die meis­ten Sen­dun­gen, die meis­ten Arti­kel, die sich mit der Reli­gion beschäf­ti­gen, sind kri­tisch gegen die Kir­che, über­kri­tisch, legen eine Sonde an die Men­schen in der Kir­che an, die sie sonst nicht anle­gen weder an die Par­teien noch an die Gewerk­schaf­ten. Keine Frage, dass die Freu­dig­keit des Glau­bens durch das Fern­se­hen und durch die Presse gewal­tig ver­min­dert wird. Das ist gar keine Frage.

Aber was tun die Men­schen der Kir­che gegen die Ver­un­glimp­fun­gen ihres Glau­bens? Was tun vor allem die vie­len Theo­lo­gen? Gewiss gibt es auch heute Theo­lo­gen, die sich vor die Kir­che stel­len, sie ver­tei­di­gen und die gegen sie gerich­te­ten Schläge abweh­ren. Aber nicht wenige von ihnen hel­fen mit, die Kir­che her­ab­zu­zie­hen. Es gibt ihrer Viele, die der Kir­che den Esel­stritt geben.

Meine lie­ben Freunde,

ich will heute von einer Ange­le­gen­heit spre­chen, die nach mei­ner Mei­nung haupt­ur­säch­lich für den Aus­zug aus dem Got­tes­dienst und der Kir­che vor allem bei der jün­ge­ren Gene­ra­tion ist. Das ist die Zer­stö­rung des Glau­bens durch die eige­nen Theo­lo­gen. Ich erwähne an ers­ter Stelle deren Umgang mit dem geschrie­be­nen Wort Got­tes. Das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil hat bezüg­lich der Hei­li­gen Schrift gelehrt: Die Bibel lehrt sicher, gewiss, ohne Irr­tum die Wahr­heit, die Gott um unse­res Hei­les wil­len auf­ge­schrie­ben wis­sen wollte, hat also an der Inspi­ra­tion und an der Irr­tums­lo­sig­keit der Hei­li­gen Schrift nichts geän­dert. Von den Evan­ge­lien sagt das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil, dass die Väter des Kon­zils an der Geschicht­lich­keit der Evan­ge­lien fest­hal­ten. Die Evan­ge­lien über­lie­fern zuver­läs­sig das, was Jesus gewirkt und getan hat, als er unter den Men­schen lebte.

Die­sen Aus­sa­gen, die nichts ande­res sind als die immer­wäh­rende Lehre der Kir­che, steht aber ein Ver­hal­ten vie­ler Theo­lo­gen gegen­über, das dazu einen voll­ende­ten Gegen­satz bil­det. Wenn Sie heute moderne Bücher über die Hei­lige Schrift lesen, da fin­den Sie darin oft die Rede von Geschich­ten, von Erzäh­lun­gen. Geschich­ten sind keine Geschichte, Geschich­ten sind Legen­den, Mär­chen, Sagen und Mythen. Erzäh­lun­gen sind erfun­dene Wort­zu­sam­men­stel­lun­gen und Wort­kom­plexe. Nach die­sen Theo­lo­gen hat Jesus die Worte, die ihm in der Hei­li­gen Schrift zuge­schrie­ben wer­den, nie­mals gespro­chen, hat er die Taten, von denen die Evan­ge­lien kün­den, nie­mals getan, sind viele Ereig­nisse der Evan­ge­lien (und gerade die wich­tigs­ten) nie­mals gesche­hen, son­dern diese Worte sind ihm von sei­nen Ver­eh­rern zuge­schrie­ben wor­den, diese Taten hat man ihm – natür­lich, ohne dass sie pas­siert sind – ange­dich­tet. Die Hei­lige Schrift, so sagen diese Her­ren und Damen, wolle von der Bedeut­sam­keit Jesu reden, sie sei aktu­elle Anrede. Die Evan­ge­lis­ten und über­haupt die Män­ner des Neuen Tes­ta­men­tes hät­ten ihren Glau­ben an Jesus in Geschich­ten umge­setzt, ohne dass ein his­to­ri­sches Fun­da­ment die­sen Glau­ben stützt.

Das wird gelehrt von Dut­zen­den katho­li­scher Theo­lo­gen! Die Erst­be­trof­fe­nen sind natür­lich die Theo­lo­gie­stu­den­ten, also die künf­ti­gen Reli­gi­ons­leh­rer und Pries­ter. Sie wer­den hier sys­te­ma­tisch ihres Glau­bens beraubt. Von die­sen Reli­gi­ons­leh­rern und Pries­tern geht diese Ent­lee­rung des christ­li­chen Glau­bens wei­ter an die Pre­digtzu­hö­rer, an die Schü­ler in der Schule. Sie brau­chen sich nicht zu wun­dern, wenn Ihre Kin­der all­mäh­lich den Glau­ben ver­lie­ren, und das äussere Zeug­nis für den Glau­bens­ver­lust ist das Fern­blei­ben vom Got­tes­dienst. Wer den Auf­stel­lun­gen der genann­ten Theo­lo­gen folgt, wird sich fra­gen: Wozu soll ich hin­ge­hen an eine Stätte, wo mir Mär­chen erzählt wer­den, Pro­pa­gan­da­mär­chen, die von den Evan­ge­lis­ten erfun­den sind, um Jesus künst­lich hoch­zu­sti­li­sie­ren?

Meine lie­ben Freunde,

über die Gefahr, die sich hier erhebt, kön­nen Sie sich kein adäqua­tes Bild machen, weil sie die ent­spre­chende Kennt­nis der Lite­ra­tur nicht besit­zen. Aber daran ist kein Zwei­fel: Was sich hier erhebt, ist eine töd­li­che Gefahr für unsere Kir­che! Wenn diese Posi­tio­nen das letzte Wort behal­ten, ist das Ende unse­rer Kir­che gekom­men. Natür­lich wird sie sich in klei­nen Res­ten, wie hof­fent­lich in uns, die wir hier ver­sam­melt sind, erhal­ten, aber das Gros wird unwei­ger­lich die­ser Kir­che ent­frem­det wer­den und sich viel­leicht zu pro­tes­tan­ti­schen Deno­mi­na­tio­nen bege­ben, wo man ja immer schon der­ar­tige The­sen ver­tre­ten hat, oder wird gar in die Glau­bens­lo­sig­keit abwan­dern.

Was ist, meine lie­ben Freunde, zu die­sen Wahn­sinns­the­sen zu sagen? Zunächst ein­mal: Hier wird eine pri­vate Aus­le­gung der Hei­li­gen Schrift gegen die amt­li­che gestellt. Hier wird nicht etwa die Bibel gegen die Lehre der Kir­che aus­ge­spielt, son­dern pri­vate gegen amt­li­che Aus­le­gung. Die­ser Vor­gang ist uns bekannt, z.B. aus dem 16. Jahr­hun­dert. Da trat auch ein Mann auf, der seine pri­vate Aus­le­gung gegen die amt­li­che stellte, und in Worms hat Kai­ser Karl V., die­ser gläu­bige Mann, gesagt: “Ein ein­fa­cher Mönch, gelei­tet von sei­nem pri­va­ten Urteil, hat sich erho­ben gegen die Lehre, die alle Chris­ten seit tau­send Jah­ren bewahr­ten und sagt dreist, sie hät­ten sich geirrt.” So Karl V. über die­sen Mönch in Worms.

Diese Anma­ssung, mit dem pri­va­ten Urteil das Urteil der gott­ge­lei­te­ten, vom Hei­li­gen Geist beleb­ten Kir­che zu erset­zen, rich­tet sich selbst. Es sind im Laufe der Jahr­hun­derte immer wie­der sol­che Fal­sch­leh­rer auf­ge­stan­den. Das ist schon im Neuen Tes­ta­ment bezeugt. Der hei­lige Apos­tel Pau­lus sagt zu den Bischö­fen von Klein­asien: “Aus eue­rer eige­nen Mitte wer­den sich Män­ner erhe­ben, wel­che ver­dreh­tes Zeug reden, um die Jün­ger in ihre Gefolg­schaft zu zie­hen.”  Wahr­haf­tig, die­ses Wort ist heute in unge­ahn­ter Weise in Erfül­lung gegan­gen. Es erhe­ben sich Män­ner – und neu­er­dings auch Frauen –, die ver­dreh­tes Zeug reden, um die Jün­ger in ihre Gefolg­schaft zu zie­hen.

Diese Fal­sch­leh­rer sagen, es komme nur auf die Bedeut­sam­keit der Texte an, dass sie im Men­schen eine Ant­wort fin­den. Sie sind “aktu­elle Anrede”, dass die Men­schen eben sich bewe­gen las­sen, das Gute zu tun. Tja, meine lie­ben Freunde, wie soll denn in der Reli­gion etwas bedeut­sam sein, dem die gött­li­che Beglau­bi­gung fehlt? Wieso sol­len denn diese Worte bedeut­sam sein, wenn hin­ter ihnen nicht Tat­sa­chen ste­hen? Wozu soll ich denn reden von Men­schwer­dung, Jung­frau­en­geburt, Wun­dern, Erlö­sung­s­tod, Auf­er­ste­hung, Him­mel­fahrt, wenn das alles nicht pas­siert ist? Das ist doch offen­kun­di­ger Unsinn, etwas bedeut­sam zu nen­nen, was sich enthu­si­as­ti­sche Jün­ger aus den Fin­gern geso­gen haben. Die christ­li­chen Wahr­hei­ten sind doch nur des­we­gen bedeut­sam, weil das, was sie kün­den, in Wirk­lich­keit gesche­hen ist. Die Berichte des Neuen Tes­ta­ments über die Macht­ta­ten unse­res Herrn sind doch keine erfun­de­nen Geschich­ten für irgend­wel­che Bedeut­sam­kei­ten, Ideen, Gedan­ken, Ent­würfe.

Die Apos­tel und die Ver­fas­ser des Neuen Tes­ta­men­tes wuss­ten sehr genau zu unter­schei­den zwi­schen Tat­sa­chen und Mär­chen, zwi­schen Geschichte und Legende. An meh­re­ren Stel­len wird das deut­lich. Zum Bei­spiel schreibt der hei­lige Evan­ge­list Lukas am Anfang sei­nes Evan­ge­li­ums: “Ich habe allen Ereig­nis­sen sorg­fäl­tig nach­ge­forscht und sie für dich wohl­ge­ord­net auf­ge­schrie­ben, damit du dar­aus die Zuver­läs­sig­keit der Erzäh­lun­gen erkennst.” Die Zuver­läs­sig­keit! Sie hängt also davon ab, dass das, was da berich­tet wird, gesche­hen ist; nicht, dass es gut erfun­den ist, son­dern dass es gesche­hen ist. Oder um eine andere Stelle zu zitie­ren im zwei­ten Petrus­brief: “Denn wir haben euch nicht als Anhän­ger aus­ge­klü­gel­ter Fabeln die Macht und die Ankunft unse­res Herrn Jesus Chris­tus kund­ge­macht, son­dern weil wir Augen­zeu­gen sei­ner Grösse waren.” Augen­zeu­gen! Nicht Dich­ter, nicht Phan­tas­ten, nicht Erfin­der von Mär­chen. Oder um noch eine letzte Stelle zu zitie­ren im ers­ten Johan­nes­brief: “Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Chris­tus im Fleisch gekom­men ist, ist aus Gott. Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott.“ Hier geht es also um die geschicht­li­che Rea­li­tät des­sen, was da von den Evan­ge­lis­ten und über­haupt von den Jün­gern Jesu berich­tet und wei­ter­ge­tra­gen wird.

Einer von die­sen Fal­sch­leh­rern sagt: Es geht hier nur um Bekennt­nis­for­meln, aber nicht um Sach­in­for­ma­tion. Ja, meine lie­ben Freunde, wie soll ich etwas beken­nen, was gar kei­nen Inhalt hat? Wie soll ich mich zu Jesus beken­nen, mei­net­we­gen zu sei­ner Men­schwer­dung, wenn diese Men­schwer­dung nie­mals gesche­hen ist, wenn Maria gebo­ren hat wie jede andere Mut­ter auch und nicht den Logos, den mensch­ge­wor­de­nen Logos, die zweite Per­son in Gott zur Welt gebracht hat? Ich kann nur beken­nen, was eine geschicht­li­che Tat­sa­che hin­ter sich hat. Ich kann nur einen Glau­ben nach außen kund­tun – das heißt ja beken­nen –, wo eine Sach­in­for­ma­tion damit ver­bun­den ist. Bekennt­nis und Infor­ma­tion schlie­ßen sich nicht aus. Was ich bekenne, das muß auch stim­men.

Man rühmt bei die­sen Fal­sch­leh­rern die Theo­lo­gie der Evan­ge­lis­ten und der ande­ren Ver­fas­ser des Neuen Tes­ta­men­tes. Man meint, daß sie große Theo­lo­gen seien. Doch groß sind sie nicht als Roman­schrift­stel­ler, son­dern als Zeu­gen. Sie haben ihre Aus­sa­gen über Jesus nicht erfun­den, son­dern aus der Per­sön­lich­keit Jesu abge­le­sen. Das Gesche­hen um Jesus hatte seine meta­phy­si­sche Tiefe. Was da pas­siert ist, war nicht nur ein äuße­res Gesche­hen, son­dern war von einer himm­li­schen Macht und Kraft erfüllt. Und eben diese Macht und Kraft haben die Evan­ge­lis­ten erkannt und abge­le­sen aus die­sem Gesche­hen.

Meine lie­ben Freunde, hier geht es um Sein oder Nicht­sein des Chris­ten­tums. Hier geht es um Sein oder Nicht­sein unse­rer Kir­che. Sie müs­sen sich dar­über im kla­ren sein, daß die Rea­li­tät der Worte und Taten Jesu keine Neben­säch­lich­keit ist, son­dern daß hier ent­schie­den wird über die Zukunft unse­res Glau­bens und unse­rer Kir­che, auch über die Zukunft des Glau­bens Ihrer Kin­der und Kin­des­kin­der. Wenn hier nicht Reme­dur geschaf­fen wird, ist das Ende des Chris­ten­tums gekom­men.

Ein ehr­li­cher Mann wie der Her­aus­ge­ber des SPIE­GEL, Rudolf Augstein, hat den Satz geschrie­ben: „Die Theo­lo­gen wis­sen sehr genau, daß das Chris­ten­tum ein unhalt­ba­rer Irr­tum ist, aber sie geben es nicht zu.“ Augstein hat ganz recht. Von den Theo­lo­gen, die ich hier im Auge habe, gilt das tat­säch­lich. Ich kann ihm nur zustim­men, wenn er aus der Lek­türe der moder­nis­ti­schen Bücher die­sen Schluß zieht. Ein evan­ge­li­scher Theo­loge, Ulrich Wil­kens, hat diese Ver­wir­rung bemerkt. Der Ein­druck, den die Lek­türe moder­ner exege­ti­scher Lite­ra­tur auf die Theo­lo­gie­stu­den­ten macht, ist oft so, sagt er, daß sie ver­wirrt sind. „Ver­wirrt“ ist ein harm­lo­ses Wort; sie sind durch­ein­an­der. Ich stehe seit über 30 Jah­ren in der Theo­lo­gen­er­zie­hung, meine lie­ben Freunde. Ich kann Ihnen nur sagen: Wer mit gläu­bi­gem Sinne an die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten kommt, der ver­läßt sie oft als bla­sier­ter Skep­ti­ker. Sel­ten, ganz sel­ten wird jeman­dem in sei­nem Stu­dium der Glaube wirk­lich auf­er­baut. Häu­fig ist das Gegen­teil der Fall. Das sind die Tat­sa­chen, und sie muß man zur Kennt­nis neh­men.

Was kön­nen Sie, meine lie­ben Freunde, tun? Sie kön­nen sich bemü­hen, durch eige­nes Stu­dium zuver­läs­si­ger Werke, die natür­lich meis­tens älte­ren Datums sind, ein genü­gen­des Wis­sen zu erwer­ben, um damit Ein­wän­den zu begeg­nen. Ich selbst habe ein Buch geschrie­ben „Der Glaube in der nach­kon­zi­li­a­ren Kir­che“, in dem ich auf diese und ähn­li­che Erschei­nun­gen ein­ge­gan­gen bin, aber das ist nur ein Trop­fen auf dem hei­ßen Stein. Es müßte in einem gro­ßen Umfang eine Schar von gläu­bi­gen Theo­lo­gen gesam­melt wer­den, die sich diese Irr­leh­ren vor­näh­men und ihre Wider­le­gung sieg­haft und über­zeu­gend vor­trü­gen. Solange das nicht geschieht, müs­sen Sie mit den unvoll­kom­me­nen Mit­teln, die Ihnen zur Ver­fü­gung ste­hen, sich bemü­hen, in sich selbst den Glau­ben zu erhal­ten und Ihren Ange­hö­ri­gen die Zwei­fel zu zer­streuen. „Ich weiß, wem ich geglaubt habe,“ sagt der Apos­tel Pau­lus. In der Tat: Das Trei­ben der Fal­sch­leh­rer hat keine Ver­hei­ßung. Es ist ein Wölk­chen am Hori­zont, und das wird vor­über­ge­hen. Eines Tages wird das Kar­ten­haus die­ser Irr­leh­ren zusam­men­bre­chen. Aber bis dahin gilt es sich zu wapp­nen gegen die Ver­su­chun­gen, die von ihnen aus­ge­hen. Hal­ten wir uns an das, was die Kir­che immer gelehrt hat. Ihr ist die Hei­lige Schrift anver­traut. Sie ist die Hüte­rin der Bibel, ja, aus ihr kommt die Bibel; es sind Män­ner der Kir­che, die sie geschrie­ben haben. Und ihr obliegt des­we­gen auch die Aus­le­gung der Bibel, die amt­li­che und erfor­der­li­chen­falls die unfehl­bare Aus­le­gung, und die­sem Wort der Kir­che wol­len wir trauen und uns nicht irre machen las­sen.

Amen.

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