Sainte-Marie de la Garde

Sainte-Marie de la Garde, ein neues Benediktinerkloster  – Interview mit einem Mönch

Quelle
Eine neue Benediktinerabtei in Frankreich
Sainte-Marie de la Garde
“Wir sind nicht bedeutender als unsere Väter”
Mont Ventoux
Do. Bilder

Interview mit einem Mönch – Dominus vobiscum Nr.3 – Oktober 2011 

Dominus Vobiscum (DV): Ist es nicht ungewöhnlich, heutzutage ein neues Kloster zu gründen?

Ja, besonders in einer Zeit, die von Klosteraufhebungen gekennzeichnet ist.
Zuerst aber möchte ich mich recht herzlich dafür bedanken, dass wir uns Ihrem Freundes- und Leserkreis vorstellen dürfen. Sicher erinnern Sie sich, sehr verehrte Fr. Rheinschmitt, an Ihre Begegnung vom 27. April 1995 mit dem seligen Papst Johannes Paul II. in Begleitung des Philosophen Robert Spaemann und
unseres Gründers und ersten Abts, Dom Gérard. Zusammen überreichten Sie dem Heiligen Vater ein Gesuch zur Freigabe des alten lateinischen Ritus, das von 75.000 Gläubigen aus aller Welt unterzeichnet worden war.

Seitdem hat sich viel Erfreuliches ereignet – bis hin zur Veröffentlichung des Motu proprio “Summorum pontificum” am 7.7.2007 – und die Geschichte
unserer Klostergründung ist gewiss auch eine Frucht dieser Entwicklung.
Seit der Jahrtausendwende beabsichtigte Dom Gérard, eine Neugründung zu wagen. Mehrere Bitten an verschiedene Bischöfe, zum Beispiel im Elsass,
wurden abgelehnt. Im Herbst 2002 nahm Bischof Jean-Charles Descubes von der Diözese Agen (im Departement Lot-etGaronne zwischen Toulouse und Bordeaux gelegen) 8 Mönche wohlwollend auf. Die Abtei Sainte-Madeleine von Le Barroux erwarb das Landgut “Lagarde” (auf dt. “die Wache”), ein in der Gemeinde Saint Pierre de Clairac gelegenes Anwesen von etwa 30 Hektar Grösse. Ursprünglich stand in “Lagarde” ein mittelalterliches Fort, das ein schützender Vorposten der Festung von Puymirol war. Später wurde es zu einem Schloss umgebaut.

Die kleine Gemeinschaft bezog die noch bestehenden Gebäude und stellte das klösterliche Leben unter den Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria mit ihrem Titel als Unbefleckte Empfängnis.
Um die immer zahlreicheren Gläubigen aufzunehmen, wurde zunächst die ehemalige Schäferei in eine Kapelle umgewandelt;
sie wurde am 20. Mai 2006 vom neuen Ortsbischof Msgr. Hubert Herbreteau feierlich geweiht.

Ein beträchtlicher Teil des Landgutes harrt noch der Restaurierung. Zur Zeit arbeiten wir an neuen Unterkünften, um weitere Berufungen aufzunehmen und unseren Gästen ausreichend Platz bieten zu können.

DV: Wie entwickelte sich die Gemeinschaft seit Ihrer Ankunft 2002?

Dom Gérard ernannte zum ersten Prior der Gemeinschaft P. Ludwig-Maria de Geyer. Als Dom Gérard ein Jahr später aus Altersgründen zurücktrat, wählte der Konvent in Le Barroux den Prior von Sainte-Marie einstimmig zu seinem Nachfolger. Seitdem ist P. Markus unser neuer Prior. Heute zählt unsere Klosterfamilie 12 Mönche, darunter befinden sich zwei Kanadier und ein Amerikaner. Eine grosse Freude war die feierliche Profess eines unserer ersten Novizen am 10. August 2011.

DV: Welche Ausstrahlung hat Ihr Kloster?

Bischof Descubes verwies bei unserer Gründung vor allem auf zwei Säulen unseres Wirkens:
einerseits soll das kontemplative Leben im Bistum Agen wiederbelebt werden, andererseits soll den Gläubigen die Teilnahme an der überlieferten Form des römischen Messritus ermöglicht werden. Sainte-Marie de la Garde ist im Bistum das einzige kontemplative Männerkloster.

Klarissen und Annunziatinnen bestehen noch, aber die beiden Konvente sind überaltert.
Man bangt um ihre Fortexistenz.
Das benediktinische Ordensleben wurde von der Französischen Revolution nachhaltig geschwächt, und so erscheint Sainte-Marie de la Garde als ein
bescheidener Neuanfang.

Ausserdem ist unser Landstrich nahezu entchristlicht. Zwar ist ein junger Mann im letzten Jahr in Wigratzbad eingetreten und zwei Mädchen gehören zu traditionellen Schwesterngemeinschaften. Aber das Fundament ist weggebrochen: die sonntägliche Praxis existiert fast nicht mehr, die letzte Priesterweihe fand 2002 statt und unser Bistum hat z.Zt. einen einzigen Seminaristen.

Darum bietet das Kloster den Menschen die Möglichkeit, an der heiligen Messe und dem Chorgebet teilzunehmen, zu beichten und geistliche Führung zu erhalten. Jugend- und Pfadfindergruppen halten bei uns Lager ab, Priester kommen zu uns, um den alten Messritus zu erlernen. Unter den Gästen sind erfreulicherweise auch regelmässig Diözesanseminaristen.
Ferner kommen Katecheten mit ihren Gruppen zu Einkehrtagen.

DV: Papst Benedikt ermutigt zu einer Neuevangelisierung Europas. Was kann Sainte Marie de la Garde dazu beitragen?

Prinzipiell, indem hier ein unversehrtes monastisches Leben geführt wird. Papst Benedikt hat vor kurzem in dem Apostolischen Schreiben Verbum Domini über die unentbehrliche Rolle der Mönche folgendes geschrieben: “Die in Klausur lebenden Mönche und Nonnen sind durch ihre Trennung von der Welt inniger mit Christus, dem Herzen der Welt, vereint. Die Kirche braucht heute mehr denn je das Zeugnis derer, die sich dazu verpflichten, “der Liebe zu Christus nichts vorzuziehen«. […] Alle Gläubigen sollen sich daher eines vor Augen halten: Eine solche Lebensform zeigt “der heutigen Welt das Allerwichtigste, ja das letztlich allein Entscheidende: dass es einen letzten Grund gibt, um dessentwillen es sich zu leben lohnt: Gott und seine unergründliche Liebe” (Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben Verbum Domini (n. 83 in fine).

Deshalb befinden sich neue Gebäude im Bau oder alte in Renovierung. In Zukunft wird der geschlossene Kreuzgang einen Rahmen bilden für das Leben der Mönche in der Stille des Gebets und der Arbeit, die in strenger Regelmässigkeit abwechseln. Es ist genau diese unerschütterliche Abfolge des mönchischen Lebens – zugleich friedlich und arbeitsam – dessen unsere übersättigte, aufgeregte und durch zahlreiche Nichtigkeiten zerstreute Gesellschaft so dringend bedarf. Unsere von
Angst und Ratlosigkeit geprägte Welt verstört viele junge Menschen. Es ist unerlässlich, christliche Inseln zu bauen, in denen ihre Kinder und Enkel stabile und festen Anhaltspunkte finden können, um ihren Glauben lebendig zu erhalten. Alles ändert sich in unserer neuerungssüchtigen Gesellschaft so rasant, dass wir unser Möglichstes tun müssen, um den Fortbestand dieser Orte aufrechtzuerhalten, wo man unveränderlich unter der weisen Regel des hl. Benedikt lebt. Daher wird die Neuevangelisierung nur mit den Beschaulichen Gemeinschaften kommen. Denn heutzutage ist es immer schwerer, unsere Zeitgenossen mit Worten zu erreichen, während sie Zeugnissen gegenüber viel empfänglicher sind.

Und welches Zeugnis ist stärker als das Leben des Mönches, das ganz auf Gott hin zentriert ist? Ist ein neues Kloster nicht schon durch sein blosses Dasein eine lebendige Predigt, ein stiller zum Himmel ausgestreckter Finger? Der damit verbundene gregorianische Gesang erhebt die Seele und besitzt eine geheimnisvolle Kraft der Reinigung und Harmonisierung, deren Gott sich bedient, um den Menschen an sich zu ziehen.

DV: Wie sieht der Tagesablauf in Sainte-Marie im Einzelnen aus?

Auch wenn zur Zeit der Lärm der Bagger und Baumaschinen das Leben der Mönche begleitet, setzen diese unermüdlich ihr Leben des Gebetes fort.

Es beginnt in der Dunkelheit mit der Matutin um 3.30 Uhr, darauf folgen die sieben Offizien: Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet um 19.45 Uhr vor der Nachtruhe.

Vormittags sind noch zwei heilige Messen: die Stillmessen der Patres um 6.30 Uhr und die Konventmesse um 9.30 Uhr wochentags, die am Sonn- und Feiertag um 10.00 zelebriert wird.

Am Morgen ist Zeit für Lectio divina (“geistliche Lesung”) und persönliches Studium, weiterhin kümmern wir uns auch um die täglichen Besucher.

Die Arbeit verteilt sich auf den Morgen und den Nachtmittag.
Indem wir Werkstätten (für Sandalen, Bildhauerei) und landwirtschaftliche Einrichtungen (für Honig, Walnüsse) schaffen, beabsichtigen wir, von unserer
Hände Arbeit zu leben und Qualitätsprodukte zu erzeugen. Je schneller das Kloster fertig wird, umso rascher wird die Stille auf diesen dem Gebet geweihten Ort zurückkehren.

DV: Wie weit sind Sie mit dem Neubauprojekt?

Es gibt Bauarbeiten, die wir erledigen müssen — wir können nicht mehr warten — damit die Gemeinschaft sich entwickeln, Gäste aufnehmen und geistlich ausstrahlen kann. Am 2. Oktober 2007 begann das Klosterprojekt für 40 Mönche. Seine Realisierung wird in zwei Etappen erfolgen: In einer ersten Phase geschieht die Restaurierung und Vergrösserung der bestehenden Gebäude, im zweiten Schritt der Bau des eigentlichen Mönchstraktes samt Kreuzgang und Abteikirche.

Am 11. April 2010, dem Barmherzigkeitsonntag, segnete der örtliche Bischof, Msgr. Herbreteau, f e i e r l i c h den ersten Stein des N e u b a u s .
Im Juli 2010 hoben die Bagger die ersten Fundamente aus. Diese Phase besteht in der Restaurierung der bestehenden und in der Errichtung neuer Gebäude, die das “Priorat” bilden werden:
etwa zehn zusätzliche Mönchszellen, der Kapitelsaal, ein Studiersaal und Büros; verschiedene Werkstätten (Sandalenwerkstatt, Bildhauerei, Mechanikerwerkstatt, Schreinerei, Imkerei und Walnussproduktion), ein Klosterladen, ein Vortragssaal und ein Gästehaus mit einem Sprechzimmer für die bessere Aufnahme von bis zu 7 Gästen.

In der zweiten Phase, so Gott will, und wenn die Klosterfamilie über 25 Mönche zählt, folgt dann der Bau des eigentlichen Klosters (Kreuzgang, Refektorium, Bibliothek, Abteikirche und Gästetrakt).

DV: Wie weit sind Sie mit dem Anbau gekommen?

Seit Mitte Juli 2011 sind die Werkstätten, die Klosterpforte mit Sprechzimmer sowie der Klosterladen fertig. Gläubige und Besucher freuen sich über die Schlichtheit und Schönheit der neuen Gebäude. Im Baustil und teilweise auch bei den verwendeten Baumaterialien orientieren wir uns an den regionalen Kirchen und Klöstern.

Am kommenden 11. September findet die Einsegnung des Anbaus durch unseren Bischof in  Anwesenheit ziviler Behörden, Unternehmer, Wohltäter und Gläubigen statt. Die Restaurierung und Errichtung des künftigen Gästehauses ist schon im Gang und soll gegen Ende April 2012 beendet sein.

DV: Wer hilft, und wie kann man dieses katholische Abenteuer unterstützen?

Es war uns wichtig, die Baustelle unter die Schirmherrschaft des hl. Joseph zu stellen. Seine Statue wacht über den Ort und als Patron der Handwerker bitten wir für alle, die auf diesem Bau arbeiten. Im grossen Vertrauen in seine Fürsprache legen wir auch unsere Bitten um finanzielle Unterstützung in seine Hände. Denn die schon begonnenen Arbeiten fordern, Sie ahnen es, wichtige, also teure technische Mittel und ohne Ihre grosszügige Hilfe kann unser Klosterprojekt nicht weiterlaufen. Im Gegenzug werden wir denselben hl. Joseph bitten, Ihre Familien zu segnen und zu schützen. Wir wissen, wie schwer die Sorgen und Prüfungen gerade heutzutage sind.

DV: ein letztes Wort?

So wende ich mich also mit grossem Vertrauen an all Ihre Leser und lade sie ein, uns zu Hilfe zu kommen. Dank Ihrer Gebete und Ihrer Spenden kann die mönchische Geschichte ein neues – gewiss bescheidenes und verstecktes – aber doch von Freude und Hoffnung erhelltes Kapitel aufschlagen. Ein Kapitel, das weit über die Grenzen Aquitaniens ausstrahlen und zur Neuevangelisierung Europas beitragen wird. Als Bauleute einer Abtei werden die Gönner und Freunde gleichsam mit den Steinen ins Gebäude eingefügt sein, um von den inständigen Bitten der Mönche getragen zu werden, die Tag und Nacht unablässig zu Gott aufsteigen.

Gerne können Sie auch das Kloster persönlich besuchen und am Stundengebet teilnehmen, um sich geistlich zu stärken.
Schon jetzt für Ihre Hilfe dankend, sage ich Ihnen ein herzliches und ewiges “Vergelt’s Gott!”

Fortschritte auf der Baustelle und Neuigkeiten vom monastischen Abenteuer finden auf unserer Webseite www.jeconstruisunmonastere.com
Ich versichere Ihnen, dass wir alle Mitglieder der Laienvereinigung und ihre Anliegen in unsere Gebete einschliessen.

Über folgende Konten können Sie das “Monastère Sainte-Madeleine” jeweils mit dem Vermerk
“für La Garde” unterstützen:

Deutschland
Postbank: Postgirokonto Nr. 70265-755 Karlsruhe (BLZ 660 100 75).
BIC : PBNKDEFF
IBAN : DE53 6601 0075 0070 2657 55

Schweiz
Postbank: Postscheckkonto Nr. 12-19114-6 Genf.
BIC : POFICHBEXXX
IBAN : CH19 0900 0000 1201 9114 6

“Bevor sie Akademien der Wissenschaften und Begegnungsorte der Kulturen wurden, sind die Klöster stille, zum Himmel weisende Finger gewesen, die beständige Erinnerung daran, dass es eine andere Welt der Wahrheit und Schönheit gibt, auf die diese hier nur eine ziemlich chaotische und ungeschickte Vorbereitung ist.“
Dom Gérard,

Gründer der Abtei Sainte-Madeleine du Barroux und des Klosters Sainte-Marie dela Garde.
Monastère Sainte-Marie de la Garde
F-47270 Saint Pierre de Clairac

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