“Macht Christus zum Zentrum eures Lebens!”
Papst Benedikt XVI. in Mestre
Höhepunkt der Papstreise nach Norditalien war eine Messe mit Gläubigen am Sonntagmorgen in Mestre auf dem venezianischen Festland. Nachdem Benedikt XVI. am Samstag in Aquileia an die historischen Wurzeln des Christentums in der Region erinnert hatte und am Vorabend im Markusdom in Venedig vor den Reliquien des heiligen Markus gebetet hatte, machte er sich am Sonntagmorgen Richtung Mestre auf: Als das päpstliche Boot die glitzernde Lagune gegen 10.00 Uhr überquerte, war der grüne Rasen des San Giuliano-Parks voller als bei einem Rockkonzert: Ab 5.00 Uhr in der Früh waren viele Gläubige aus den umliegenden Städten schon aufgebrochen, zahlreiche davon mit dem Fahrrad, über 300.000 Menschen insgesamt reisten nach Angaben der Organisatoren an, um den Papst in Mestre zu sehen.
Nach Dankesworten für den warmen Empfang und Grüssen an den Patriarchen von Venedig, Kardinal Angelo Scola, sprach Benedikt XVI. in seiner Predigt über die christliche Bekehrung als Moment der Freude, Hoffnung und Liebe: An der Notwendigkeit der Glaubensverkündigung habe sich bis heute nichts verändert, so Papst Benedikt XVI. mit Blick auf die ersten Christen der Region. Und doch sei das Christentum heute bedroht, immer mehr Menschen kehrten ihm den Rücken zu, so wie die zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus, hinter deren Enttäuschung über Jesu Kreuzigung sich Unglauben breit machte:
“Dem Christ-Sein droht heute die Entleerung seiner Wahrheit und seiner tiefsten Bedeutungen, es droht zu einem Horizont zu werden, der nur oberflächlich und in nunmehr kulturellen und sozialen Aspekten das Leben bejaht.”
Vor Zweifeln und Enttäuschung sei auch ein “traditionell christliches Volk” wie im Veneto nicht gefeit, fuhr der Papst in seiner Predigt am dritten Sonntag nach Ostern fort: Auch hier gelte es, “den Verführungen einer hedonistischen Kultur” und des “materialistischen Konsumismus” zu widerstehen, zurückzukehren zum “apostolischen Eifer” und der “pastoralen Dynamik” der frühen Christen von Aquileia. Besondere Herausforderung für die Kirchen der ethnisch und sprachlich vielfältigen Region seien das “Phänomen der Einwanderung und die neuen geopolitischen Entwicklungen”, fuhr der Papst fort. Hier sei christliche Überzeugung und spirituelle Einheit geboten.
“Mit meiner Anwesenheit unter euch möchte ich eure Anstrengungen unterstützen und euch Mut machen für das intensive pastorale Programm eurer geistlichen Führer, in der Hoffnung auf einen fruchtbaren Einsatz aller Mitglieder der Kirchen! (…) Setzt Christus ins Zentrum eures Lebens! Baut auf ihn das Haus eurer Existenz; in Ihm findet ihr die Kraft, um euch anderen zu öffnen und aus euch – Seinem Beispiel folgend – ein Geschenk für die ganze Menschheit zu machen.”
Festlich war sie, die Messe in Mestre, und auch andächtig: So wurden die Gläubigen zum Beispiel gebeten, das Klatschen und Schwenken von Transparenten oder Fahnen zu unterbinden. Ein venezianischer Chor sorgte für eine feierliche Stimmung während der Eucharistie, die Papst Benedikt XVI. – in ein goldbesticktes, helles Messgewand gehüllt – beging. Am Ende der Messe betete der Papst das traditionelle Mittagsgebet in der Osterzeit “Regina Coeli”. Darin rief er die Heilige Jungfrau Maria um Fürsprache für die Geistlichen, die Eltern, die Jugend, die Alten, Kranken und Schwachen an.
Treffen mit Vertretern aus Kunst, Kultur und Wirtschaft am Nachmittag
Nach der Feier kehrte der Papst im Motorboot zum Markusplatz zurück und ass mit den Bischöfen der Diözese Venetien im Patriarchenpalast zu Mittag. Für den Nachmittag steht ein abschliessender Besuch im Markusdom auf dem Programm sowie eine Gondelfahrt zur Basilika della Salute von Venedig: Dort trifft der Papst am frühen Abend mit Vertretern aus Kultur und Wirtschaft zusammen und segnet neben der Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit auch die soeben restaurierte zentrale Bibliothek der Erzdiözese Venedig. Die Rückkehr zum Vatikan ist für 21.00 Uhr geplant.
Rom, radio vatikan, 08.05.2011
Hl-Messe: kathTube
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