3. Sonntag im Jahreskreis A (26.01.2020)

Das Wort Gottes ist Fleisch geworden (Bibel-Sonntag)

Quelle

L1: Jes 8,23b-9,3; L2: 1 Kor 1,10-13.17; Ev: Mt 4,12-23

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gott spricht zu uns nach Menschenart! Er macht sich kund, er offenbart sich uns in seiner Liebe, und er spricht so zu uns, dass wir ihn verstehen können.

Am „Sonntag des Wortes Gottes“, auch Bibel-Sonntag genannt, dürfen wir in Dankbarkeit den Schatz des Wortes Gottes ehren, der uns in der Heiligen Schrift und der apostolischen Tradition geschenkt ist. Aber noch mehr: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Der Sohn Gottes, das ewige Wort, ist Mensch geworden. Im Menschen Jesus Christus, der zugleich in seiner Gottheit eins ist mit dem Vater und dem Heiligen Geist, spricht uns Gott ganz persönlich an. Gott zeigt sich uns mit einem menschlichen Angesicht. Sein Wort ist lebendig und kraftvoll; es ist Weisung für unser Leben.

Sowohl das Alte wie auch das Neue Testament gehören zur Heiligen Schrift. Von Gott erleuchtete Menschen haben diese heiligen Texte unter dem Beistand des Heiligen Geistes verfasst. Sie gelten daher als inspiriertes Wort Gottes. Wir müssen sie im rechten Zusammenhang lesen und verstehen. Dazu hilft uns die Glaubensgemeinschaft der Kirche.

Was sagt uns das Wort Gottes an diesem Sonntag? In der Lesung aus dem Buch Jesaja spricht der Prophet im Namen Gottes davon, dass über dem Gebiet von Galiläa ein helles Licht aufstrahlt. Jesaja durfte den Menschen seiner Zeit göttlichen Trost zusagen, denn die Bevölkerung Galiläas war im Jahr 732 von den Assyrern verschleppt worden. Die Botschaft lautet: Es wird nicht immer so bleiben; Gott schenkt eine Wende zum Guten.

Wir können hier eine geheimnisvolle Voraussage des kommenden Heiles in Christus sehen: denn Jesus wuchs in Nazareth in Galiläa auf. Gott selbst hat dieses in den Augen der Menschen geringe Land zu Ehren gebracht. Die Massstäbe Gottes sind anders als die Urteile von uns Menschen. Gott schenkt jenem Volk, das gleichsam im Schatten des Todes wandelte, das Licht des ewigen Lebens. Gott befreit auch uns von der Unheilsmacht der Sünde und schenkt uns seine Liebe.

Was ist der Inhalt der neutestamentlichen Lesung? Im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth ruft der Apostel Paulus die Christen zur Einheit auf, denn Jesus Christus ist doch nicht geteilt. Gewiss sind es Menschen, welche die Kirche Gottes leiten und den Glauben verkünden, doch über allen steht der gemeinsame Herr, der uns aufruft zur Einheit in Wahrheit und Liebe. Ja, das ist ein hochaktuelles Thema auch für uns Christen in der heutigen Zeit! Wie leicht entstehen doch Parteiungen und Spaltungen, weil die menschliche Begrenztheit und der Ehrgeiz sowie die Rechthaberei immer wieder einmal hochkommen. Gottes Heiliger Geist vereint uns im wahren Glauben und schenkt der Kirche ihre Einheit. Die vielen Stimmen in der christlichen Gemeinde sollen miteinander harmonieren wie in einem Chor oder in einem Orchester. Wenn das Gemeinsame im Vordergrund steht, können alle in Frieden leben und wird die Kirche auferbaut.

Im Evangelium nach Matthäus hören wir, dass der örtliche Schwerpunkt der Verkündigung Jesu wenigstens zuerst in Galiläa liegt. Damit erfüllt sich die Verheissung des Propheten Jesaja: Das Volk, welches so lange im Dunkeln lebte, nimmt ein helles Licht wahr. Gott selbst erleuchtet es durch das Wort Christi, des Erlösers. Jesus aber braucht Mitarbeiter, und darum ruft er die Apostel in seinen Dienst. Diese verlassen ihren bisherigen Beruf und folgen Jesus nach. Simon Petrus sowie sein Bruder Andreas und auch Jakobus und sein Bruder Johannes waren Fischer. Jesus ruft sie direkt von ihrer Arbeit weg; jetzt ist Wichtigeres zu tun, als die Netze zu flicken und Fische zu fangen. Diese Männer werden nun zu Verkündern der frohen Botschaft; sie werden, wie Jesus sagt, zu Menschenfischern. Denn sie sollen die Menschen in das Reich Gottes führen, das uns Jesus verkündet hat. Eben deshalb ruft Jesus auf zur Umkehr, also zu einer Gesinnungsänderung oder Neubesinnung. Die Wege des Unheils sollen verlassen werden, denn Gott führt sein Volk auf Wegen des Heiles und Lebens. Im Reich Gottes muss der „neue Wein in neue Schläuche“ (Mk 2,22) gefüllt werden; die bisherigen Denk- und Verhaltensmuster reichen nicht mehr aus.

Ist es nicht wunderbar, dass Gott auch für uns einen Platz in seinem Reich bereitet hat? Wir gehören schon jetzt dazu durch den Glauben und kraft der Heiligen Taufe. Wir hören aufmerksam auf das Wort Gottes und denken darüber nach. Im Gebet erwägen wir die Wahrheit dessen, was Gott uns um unseres Heiles willen geoffenbart hat. Dabei laufen wir nicht irgendwelchen klugen Lehrern nach, sondern bauen auf die Verkündigung der Apostel. Sie haben uns die verlässliche Botschaft vom Leben, vom Sterben und von der Auferstehung des Erlösers überbracht.

Der Sonntag des Wortes Gottes möge ein Anlass sein, auch zuhause die Heilige Schrift aufzuschlagen und darin zu lesen. Selbst die Welt der modernen Kommunikationsmittel ist davon nicht ausgeschlossen: Sogar auf dem Smartphone oder mit dem Computer kann man die Heilige Schrift lesen und das Wort Gottes im Herzen aufnehmen, damit es auch bei uns Frucht bringt im Geiste und sozusagen Fleisch wird wie der Sohn Gottes im Schosse der Jungfrau Maria.

Amen.

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