Kroatien – Dritter Besuch des Papstes 2003
Kroatien – Dritter Besuch des Papstes 2003: Ein Zeichen der Sorge und Unterstützung für die Kirche und den jungen Staat
Zagreb, Fides-Dienst, 20. Mai 2003
Vatikan – Kardinal Stepinac besser verstehen
Papst Johannes Paul II. – Apostolische Reise nach Kroatien, 5. – 9- Juni 2003
Zagreb, 10.-11. September 1994
Kroatien, 2.-4. Oktober 1998
Nicht alle wollen den Pilger des Friedens hören
Vom 5. bis 9. Juni besucht Papst Johannes Paul II. zum dritten Mal Kroatien: dies ist auch seine 100. Auslandsreise. Der Fidesdienst sprach über den bevorstehenden Papstbesuch und die Vorbereitungen im Land mit dem Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Kroatien, Msgr. Tomo Petric.
Weshalb besucht der Papst Kroatien ein drittes Mal?
Der Papst besucht unsere Kroatische Kirche nun das dritte Mal nach den beiden ersten Besuchen in den Jahren 1994 und 1998. Unmittelbarer Anlass seines Kommens ist die Seligsprechung von Maria vom Gekreuzigten Jesus Petkovic in Dubrovnik am 6. Juni. Maria Petkovic wurde am 10. Dezember 1892 in Blato auf der Insel Korcula (Bistum Dubrovnik) geboren. Bereits als Mädchen widmete sie sich ganz der Sorge für die Armen und gründete später die Schwesterngemeinschaft der „Töchter der Barmherzigkeit“. Sie starb heiligmässig in Rom am 9. Juli 1966. Neben Dubrovnik besucht der Heilige Vater noch die Städte Rijeka, Osijek, Dakovo und Zadar.
Wie erwartet man den Papstbesuch?
Unsere Kirche in Kroatien, aber auch das ganze kroatische Volk, freut sich darüber dass der Hl. Vater wieder nach Kroatien kommt. Zudem ist dies die 100. Auslandsreise des Papstes, also eine wichtige Jubiläumsreise. Mit diesem dritten Besuch in unserem Land will der Papst – so könnte man sagen – seine Sorge und Unterstützung für unsere Kirche und auch für unseren „jungen“ Staat irgendwie abrunden.
Was unterscheidet die drei Besuche des Papstes voneinander?
Als der Papst Kroatien im Jahr 1994 zum ersten Mal besuchte, wütete bei uns noch der furchtbare Krieg. Damals wollte der Heilige Vater unserer 13 Jahrhunderte alte Treue zur Kirche und zum christlichen Glauben belohnen und uns seine Anerkennung bezeugen. Einen Mutzuspruch hatten wir in diesen Jahren sehr nötig.
Bei seinem zweiten Besuch im Jahr 1998 kam der Papst nach Maria Bistreica, ein Marienheiligtum in der Nähe von Zagreb, um Kardinal Aloisius Stepinac selig zu sprechen. Aloisius Stepinac war Erzbischof von Zagreb und leitete dieses Bistum auch während der schlimmsten Wirren des Zweiten Weltkrieges. Er war ein mutiger Kämpfer für die Menschenrechte, Beschützer der Juden und aller durch diesen Krieg entrechteten. Vielen Gefangenen und Deportierten rettete er das Leben. Unmittelbar nach dem Krieg im Jahr 1945 wollten die Kommunistin mit ihm an der Spitze unserer Kirche von Rom trennen und eine Nationale Katholische Kirche schaffen. Er wehrte sich mit allen Kräften dagegen und bezahlte das mit seinem Leben. Im Jahr 1946 wurde er zu 16 Jahren Haft verurteilt und starb 1960 als Gefangener in seiner Heimtatpfarrei Krasic. Während der Jahrzehnte der kommunistischen Herrschaft gab sein Bespiel unserer Kirche und unserem Volk immer wieder den Mut zum Durchhalten.
Mit seinem dritten Besuch in Kroatien, will uns der Heilige Vater, neben dem unmittelbaren Anlass, und das ist die Seligsprechung von Maria Petkovic, seien Unterstützung in den Schwierigkeiten dieser „Übergangszeit“ für unsere Kirche bekunden. Wir waren 50 Jahre lang von der Entwicklung der Gesamtkirche auf theologischem, wie auch auf pastoralem Gebiet abgeschnitten und das hat seine Spuren hinterlassen. Im Bestreben all die Jahre möglichst schnell nachzuholen, stolpern wir manchmal. Mit den neuen Strukturen kann man nicht den notwendigen Geist und das fehlenden Bewusstsein „herbeizaubern“, und noch weniger können die Strukturen diese ersetzen. Geistes- und Bewusstseinsbildung brauchen ihre Zeit des Wachsens und des Reifens, und manchmal fehlt uns die notwendige Geduld.
Die Ortskirche bereitete sich mit einem Hirtenbrief zum Thema Familie auf den Besuch des Papstes vor. Weshalb wurde dieses Thema gewählt?
Anlässlich des bevorstehenden Papstbesuchs wenden sich unsere Bischöfe in einem Hirtenbrief mit dem Titel „Familie – der Weg der Kirche und des Volkes“ an die Gläubigen des Landes. In ihrer Botschaft weisen die Bischöfe auf die grundlegende Bedeutung der Familie für die Kirche und den Staat hin. Sie ist der Ort, wo das Leben biologisch entsteht, sie ist aber auch der Ort, wo Glaubensleben entsteht und heranreift. Die Bischöfe rufen uns auf, über diese Bedeutung der Familie für Kirche und Gesellschaft nachzudenken und uns gemeinsam um die Werte der Familie zu bemühen. Im Kreis der Familie werden auch die künftigen Träger des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens erzogen. Es ist demnach wichtig, welche Werte in der Familie gepflegt werden.
Verantwortung, Ehrenhaftigkeit, Opferbereitschaft, Selbstlosigkeit, Toleranz und die Achtung der Andersartigkeit des Nächsten sind Tugenden, die man vorerst in der Familie lernt. Deswegen ist Glaubensleben in der Familie von unersetzlicher Bedeutung. Das Gebet, das Hören auf das Wort Gottes und die sonntägliche Eucharistie sind die geistige Nahrung für das Gedeihen eines gesunden Glaubenslebens. Mit Sorge weisen die Bischöfe auf die vielfältigen Unwerte hin, die die heutige Familie bedrohen, nicht zuletzt auch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen sich unsere Gesellschaft befindet und die damit verbundene große Arbeitslosigkeit.
Abschliessend bezeichnen die Bischöfe die beiden neue kroatischen Seligen, Maria Petkovic und Dr. Ivan Merz, ein sehr engagierte Laie, der Anfang des 20. Jahrhunderts (1896-1928) lebte, und den der Papst demnächst in Banja Luka (Bosnien Herzegowina) selig sprechen wird, als Beweis dafür, was Gottes Gnade bewirken kann, wenn der Mensch sich mit allen seinen Kräften Gott zur Verfügung stellt. Wir sollten uns deshalb nicht durch Schwierigkeiten und Krisen, in denen wir uns befinden entmutigen lassen.
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